Aufzeichnungen aus der Wirrnis des Alltags

Autor: Micky Seite 13 von 19

Hauptsache pink

Die Zeit rast ´mal wieder: Die Umstellung auf die Sommerzeit erinnert uns daran, dass das vor kurzem noch neue Jahr nun schon fast drei Monate alt ist. Dabei ist die Erinnerung an den Winter noch so präsent, als wäre der letzte Schnee erst vorgestern gefallen. Gefallen soll natürlich auch dieser Blogeintrag, also dachte ich mir diese Woche: Wenn das Jahr schon zu einem Viertel vorüber ist, könnte man eventuell die Trends des Jahres daraufhin abklopfen, bei welchen sich ein Aufspringen auf den fahrenden Zug noch lohnt und bei welchen eben nicht.

Durchaus noch lohnenswert ist zum Beispiel das HSV-Bashing. Nachdem der Klub jetzt einige Jahre Zeit hatte zu beweisen, dass er in der ersten Liga niemals imstande sein wird, sich nachhaltig zu erneuern, feiert man in Hamburg sieben Spieltage vor Ultimo aktuell unter dem Motto „Endlich 18!“ und könnte sich, wenn alles planmäßig läuft, endlich einen Startplatz in Liga Zwei sichern. Die momentane Spielweise jedenfalls wirkt in dieser Hinsicht einigermaßen zielführend. Der erste Abstieg in seiner Geschichte ist sicher nichts, was der sechsmalige Deutsche Meister im Briefkopf an besonders exponierter Stelle auflisten wird. Aber nachdem man den Titel „Verdientester Absteiger aller Zeiten“ jahrelang nur inoffiziell führen durfte und Kritiker bereits spotteten, der HSV könne gar nichts, nicht ´mal absteigen, immerhin eine gewisse Genugtuung.

Im Ernst: Es ist schon eine Leistung, dass inzwischen alle Fußball-Interessierten, die nicht dem HSV zugeneigt sind, ihm den Abstieg gönnen. Dafür oder dagegen, dazwischen gibt es nichts. Wenigstens in Sachen Polarisierung hat es der HSV dann doch noch geschafft, mit dem FC Bayern wenigstens gleichzuziehen.

Alles in allem eine gute Sache: Es kostet nichts, dem Bundesliga-Dino den Abstieg zu wünschen, und es tut auch niemandem weh. Denn diejenigen, denen es weh tun könnte, sind nach den Spielen der letzten paar Jahre ohnehin komplett schmerzbefreit. Das schlimmste, was passieren kann, wäre dass der Klub doch noch einmal den Kopf aus der Schlinge zieht und sich das Drama mindestens eine weitere Spielzeit lang zieht.

Immerhin: Das Wappen des HSV ist zwar weder schön noch originell, kommt aber gänzlich ohne Pink aus.

Als Ballonkünstler gehöre ich bezüglich der neuesten Trends in Sachen Disneyfiguren, Superhelden und dergleichen zu den gewöhnlich gut informierten Kreisen. Und natürlich kommen auch die Fragen nach Einhorn, Flamingo und bald wahrscheinlich Alpaka. Die Viecher sind ja auch nicht aus dem Nichts aufgetaucht. Neu war und ist lediglich, dass ausgewachsene Frauen sich offen dazu bekennen. Solange es lediglich um Ballons geht, kann ich persönlich damit gut leben. Aber was sollen Einhörner auf Klopapier-, Kaugummi- und sogar Bratwurst-Packungen? Dem Flamingo geht es nicht viel besser, das ist sozusagen dasselbe in Grün. Gerade diese Woche musste ich die Vögel auf einem Mikrowellen-Popcorn mit Erdbeergeschmack sehen. Wohl Geschmackssache. Das Alpaka kommt da gerade zur rechten Zeit, denn mit dem Wappen des HSV hat es eines gemein: Es ist nicht pink!

Wenn man Luftballonfiguren modelliert, weiß man, dass es eine Sache gibt, die jeden Trend überdauert. Denn egal, was gerade angesagt ist – Hauptsache, es ist pink. Oder eine Eule. Oder beides. Zur Not geht auch rosa. Der Unterschied ist sowieso nicht jedem klar.

Die Farbpsychologie schreibt Pink neben anderem die Eigenschaft zu, Aggression und Gewalt zu unterbinden. Was ich angesichts der Masse an pinken Schwertern, die ich bereits aus Ballons formen musste, so direkt auch nicht mehr unterschreiben würde. Eigentlich gibt es nicht ein, sondern zwei Dinge, die in Sachen Ballons jeden Trend überdauern: Die Farbe Pink und Schwerter. Und solange alles, inklusive der Schwerter, rosa und pink sein muss, darf hauptsächlich der Vorrat an pinken und rosa Luftballons niemals zur Neige gehen. Ein T-Rex in rosa? – Kein Problem! Hund, Katze, Pferd – Hauptsache pink! Selbst einen Pinkuin habe ich schon aus Ballons geknotet.

Genug geklagt! Ab sofort mache ich meinen eigenen Trend. Ich präsentiere:

Flussdelfine

Anders als ein ordinärer Delfin ist der in Süß- oder Brackwasser lebende Artgenosse passenderweise rosa.

Genau genommen werden sie zwar erst mit zunehmendem Alter rosa, aber das kann man bei dieser Traumkombination ruhig ´mal in Kauf nehmen. Delfin UND rosa. Die Evolution wird sich schon irgendwas dabei gedacht haben. Und uns Menschen sieht man das Alter ja auch irgendwie an. Nach wie vor träume ich übrigens davon, wie gern ich meine Hautfarbe nach Grün wechseln können würde, wenn ich wütend werde. Also, nicht dass ich wirklich davon träume – Ihr wisst schon..! Und zum Glück habe ich ja einen Kollegen, der mich jedes Mal, wenn ich davon erzähle, an folgenden Sachverhalt erinnert: Wenn man grün wird, sieht das nur mäßig respekteinflößend aus, wenn nicht gleichzeitig die Muskeln auf den mindestens dreifachen Umfang steigen. Ich tue das zwar nicht gern, aber in diesem Punkt muss ich ihm wohl Recht geben. Einfach nur grün sieht lächerlich aus.

Aber seine grünen Smoothies sehen auch lächerlich aus. Nicht dass die andersfarbigen besser aussähen, aber am giftigsten sieht grün aus. Der Kollege allerdings behauptet, sie wären im Gegenteil äußerst gesund. Was ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann bei einem Getränk, das aussieht, als hätte man einfach Erbrochenes in einen Behälter zurückgefüllt.

Den Trend zur bewussten Ernährung werden wir wahrscheinlich so schnell auch nicht wieder los. Wohl nicht nur Geschmackssache.

Die Speerspitze der gesunden Ernährung ist die Heißluftfritteuse sicher nicht. Immerhin aber scheint es bei den besseren Geräten um mehr als die aus dem Marketing üblicherweise gewohnte heiße Luft zu gehen. Ich habe keine, brauche wahrscheinlich auch keine, aber allein dass sich die meisten dieser Apparate komplett ohne Smartphone bedienen lassen, ist für einen technischen Neandertaler wie mich höchst erfreulich. Sein Fett weg bekommt dafür anderes technisches Gerät:

„Ärgerlicher Trend: Neuere Handys sind weniger robust“, stand diese Woche irgendwo zu lesen. Meine spontane Reaktion war: Wieso ärgerlich, wo liegt das Problem? Bislang nämlich hatte ich Anlass zu der Vermutung, dass ein kaputtes Handy für 98 Prozent der Menschen ein willkommenes Argument ist, sich nach einem Jahr Gebrauch endlich ohne schlechtes Gewissen ein neues zulegen zu dürfen. Irgendeinem Grund muss es ja dafür geben, dass die Dinger von vielen Frauen zu drei Vierteln aus der Gesäßtasche herauslugend herumgetragen werden. Mit Sicherheit gibt es passendere Aufbewahrungsmöglichkeiten für das smarte Phone, bloß sind die wahrscheinlich nicht trendy genug.

Man hat es als Produkt-Entwickler aber auch nicht leicht: Wenn das Gerät an sich nicht größer werden darf, der Trend allerdings zu immer größeren Bildschirmen geht, wird es an bestimmten Stellen einfach kritisch mit der Robustheit. Wenn das Plus an Fläche dann wenigstens seitens der Benutzer dafür genutzt würde, Texte mit weniger Fehlern zu verzapfen, hätte sich der Aufwand am Ende sogar gelohnt. Denn was einem manchmal als Nachricht übermittelt wird, ist nicht smart. Smart bedeutet schlau, raffiniert oder gewitzt. Geschriebene Sätze wie „Aber eill da such nichts zu sagen kenne dich nicht will dir such nichts böses“ sind weder schlau noch raffiniert noch gewitzt. Das Gegenteil ist der Fall. Ich fürchte allerdings, dass eine Mehrheit von den durch einen größeren Bildschirm eröffneten Möglichkeiten eher den vollendeteren Sehgenuss bei Filmen und ähnlichem schätzen als die Chance, fehlerfreie Textnachrichten zu verfassen. Angesichts dieses Befundes kommt es am Ende auf die Größe sowieso nicht an.

Meine Meinung ist vielleicht nicht maßgeblich für zukünftige Trends, aber für mich ist bei einem Smartphone weder Größe noch Gewicht noch Leistung relevant. Kaufentscheidend ist allein, dass es nicht pink ist.

Alles beim Alten

Die wesentlichen Entscheidungen im Leben sind wohl getroffen, wenn man die 40 einmal überschritten hat. Beruflich sind spektakuläre Wendungen kaum zu erwarten. Für die Karriere-Optionen Rockstar oder Ballett-Tänzer jedenfalls sind die Türen längst zugefallen. Ein Umzug ins Eigenheim scheitert an allem, woran er auch früher schon immer gescheitert ist. Auch die Wahl des Lieblings-Fußballvereins, für den man sich vor mindestens 30 Jahren entschieden hat, wird nicht mehr korrigiert. Die Fragen, die sich heute noch stellen, sind keine Angelegenheiten von besonderer Tragweite: Was esse ich heute Abend? Und mit welcher Sendung soll die Flimmerkiste den hoffentlich wohlverdienten Feierabend ausklingen lassen? Etwaigen Entschlüssen, zu vorgerückter Stunde noch hinauszugehen und Party zu machen, hat die Vernunft bereits vor Jahren eine Absage erteilt.

Am nächsten Morgen ist die erste Entscheidung im Normalfall: Aufstehen oder Schlummertaste betätigen und noch einmal umdrehen. Manchem wird diese Frage auch von der bis zum Anschlag gefüllten Blase abgenommen. So oder so – ein so ereignisreiches Leben, dass man nur darauf wartet, beim ersten Ton des Weckers umgehend aufzustehen und endlich in den Tag starten zu können, führen nur die wenigsten.

Es schließen sich die nächsten Banalitäten an: Brötchen oder Croissant? Doch nur Kaffee? Kippe vorher, nachher oder währenddessen? Darauf folgen an einem durchschnittlichen Tag zwischen 20.000 und 100.000 Entscheidungen. Immerhin: Angesichts der Überlegung, dass es offenbar Jobs gibt, bei dem die Entscheidungen anderer Menschen akribisch beobachtet und mitgezählt werden müssen, finde ich meine Arbeit plötzlich angemessen abwechslungsreich. Ich komme zu dem Schluss, dass nicht jede bisherige Entscheidung in meinem Leben komplett verkehrt war.

Durch den Satz, man könne nicht alles haben, wird man üblicherweise als Kind und somit bereits früh im Leben damit konfrontiert, worauf es im Leben ankommt. Eine gute Wahl zu treffen nämlich. Ist mir der Spiel- und Bastelbogen aus dem Micky-Maus-Heft wichtiger, oder soll ich mein Geld in ein Yps-Heft anlegen und eine Rolle Papier vom heimischen Klo zweckentfremden, um daran an einem dunklen und feuchten Aufstellort mit den im Heft gelieferten Sporen Pilze zu züchten? Die ich im übrigen sowieso nie gegessen hätte, wenn denn irgendwann ´mal welche gewachsen wären. Jede Entscheidung für etwas ist gleichzeitig eine Entscheidung gegen etwas anderes.

Zu keinem Zeitpunkt jedoch sind Entscheidungen so existenziell wie in der Jugend. Puma oder Adidas? Generell das Verhältnis zu den Gleichaltrigen: Läuft man bei denen Coolen mit, bei den Adidas-Trägern, um die sich die Mädchen scharen? Oder lebt man lieber wahre Coolness aus und arrangiert sich irgendwie damit, dass das auf das zu beeindruckende Geschlecht wenig anziehend wirkt?

Wirkliche Grundsatzentscheidungen werden in dieser Phase des Lebens eher nebenbei getroffen:
Will man einmal viel Geld verdienen oder wenigstens ein bisschen Spaß auf der Arbeit? Will man schlau sein oder reicht es aus, nur so wirken? Ist am Ende beides überbewertet und man kann sich darauf beschränken, gut auszusehen?

Entscheidungen über Entscheidungen. Man kommt bei diesem Thema heutzutage nicht darum herum, die Vielzahl möglicher Alternativen zu erwähnen, die es einem erschweren, sich festzulegen. Nicht ganz von ungefähr ist „wir telefonieren später nochmal“ der gefühlt meistgehörte Satz. Jedes Jahr an Silvester spitzt sich die Furcht davor zu, eine vorschnelle Entscheidung zu treffen. Bloß nicht allzu früh festlegen, schließlich könnte sich noch eine attraktivere Festivität auftun.

Man ahnt es bereits: Glücklicher sind wir durch all diese Möglichkeiten nicht geworden. Die Auswahl lässt eine Entscheidung für eine Sache tendenziell mit dem Gefühl zurück, eine andere Entscheidung könnte besser gewesen sein. Das mag im Falle eines Joghurts noch keine großen Auswirkungen auf das zwischenmenschliche Gefüge haben. Was das allerdings für eine Paar-Beziehung bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

Should I stay or should I go?

Wenn sich an einem ganz gewöhnlichen Tag nach fünf Minuten Arbeit die Frage Gehen oder Bleiben stellt, ist das, wie oben gesehen, bei weitem nicht die erste, unter Umständen aber eine der wichtigsten Fragen des Tages. Da es ein ganz gewöhnlicher Tag ist, wird es niemanden überraschen, dass ich am Ende bleibe, denn allzu oft könnte selbst ich mir eine Flucht nicht erlauben. Der Verstand hat sich dann gegenüber dem Bauch durchgesetzt. Beide Instanzen sind an einem gewöhnlichen Tag an solchen Entscheidungen beteiligt, haben allerdings Bewertungsmaßstäbe unterschiedlicher als die von Männern und Frauen. Der Kompromiss zwischen den beiden ist übrigens meistens: Man wird krank.

Das Zustandekommen dieses Beschäftigungsverhältnisses war ja seinerseits ebenfalls Resultat verschiedener Entscheidungen mit unterschiedlich ausgeprägter Beteiligung der Akteure Verstand und Gefühl gewesen.
Im Grunde lief zunächst alles ab wie immer: Ich hatte mich entschlossen, eine Bewerbung zu schreiben. Ein Jahr später hatten meine jetzigen Chefs dann beschlossen, dass die Zeit gekommen sei, mir zu antworten. Man traf sich, ging wieder auseinander, wenige Tage später stand die Entscheidung. Alles, was ich also noch zu tun hatte: Eine andere Firma um Aufhebung des Vertrages zu bitten, den ich tags zuvor mit ihr geschlossen hatte, weil ich nicht mit einer so raschen Entscheidung gerechnet hatte, man aber nicht immer in der glücklichen Situation ist, sich zurücklehnen und auf das Ende eines Entscheidungsprozesses warten zu können.

Zu meinem Glück wurde die Unübersichtlichkeit dieser Gemengelage nicht noch unnötig durch diffuse Gefühlsregungen vergrößert. Denn wenn man sich für die Stelle entscheidet, bei der man für weniger Wochenarbeitszeit mehr Geld erhält und noch dazu einen kürzeren Weg zum Betrieb hat, benötigt der Verstand keine besonders große Mühe, sich gegenüber dem Bauch durchzusetzen.

Nicht immer wird einem eine Entscheidung ähnlich leichtgemacht. „An den Scheidewegen des Lebens“, formulierte Charlie Chaplin einst treffsicher, „stehen keine Wegweiser.“ Das ist bedauerlich, da ich mich zur Zeit mit der Frage quäle, ob und in welchem Ausmaß es noch irgendjemandem einschließlich meiner selbst irgendetwas bringt, dass ich nach Feierabend und jedes zweite Wochenende für Dienstleistungen rund um Luftballons zur Verfügung stehe. Mein Sohn, für den ich an den anderen Wochenenden zur Verfügung stehe, liebt Luftballons wie ich. Wie lange er das noch tut, steht auf einem anderen Blatt. Gegenüber der Zeit von vor drei Jahren – damals war die Trennung relativ frisch – ist das Interesse jedenfalls inzwischen deutlich zugunsten der Spielekonsole gesunken. Ein seinerzeit zusätzliches Motiv, das Gewerbe aufrechtzuerhalten, war die zumindest theoretische Möglichkeit, irgendwo während meiner Einsätze Frauen kennenzulernen. Um aber als Ballonkünstler nicht nur einmal gebucht zu werden, konnte ich diesbezüglich auch wiederum nicht allzu offensiv agieren.

Inzwischen habe ich mein Repertoire an Freizeitaktivitäten erweitert, Frauen allerdings bis jetzt hier wie dort nicht kennengelernt. Aber: Auch wenn es nicht eilt, kann ich mich nicht mehr allzu lange vor einer Entscheidung drücken. Bloggen oder Ballonen? Für beides scheint die Zeit nicht auszureichen. Eine Nacht drüber zu schlafen, ist hier auch nicht die richtige Antwort. Jedenfalls hatte ich schon einige Nächte Zeit, ohne dass ich entscheidend weitergekommen wäre.

Nicht wenige Menschen erheben die Entscheidungsfindung in den Rang einer Kunst. Das würde zumindest die übermäßige Dauer mancher Entscheidungsprozesse erklären, auch wenn es so mit Sicherheit nicht gemeint war. Eine andere Meinung: Es gebe überhaupt keine richtigen oder falschen Entscheidungen, sondern nur kluge. Zwischen richtig und falsch entscheidet mangels Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, einzig die Zeit. Ich entscheide mich dafür, dieser Sichtweise zu folgen. Mehr kann ich jetzt und hier nicht tun.

Denn wüsste ich, was mich in der näheren Zukunft erwartet, könnte ich zum Beispiel auch besser darüber urteilen, ob dieser Blog hier nur eine kurzfristige Phase des Zeitvertreibs ist oder ob darüber hinaus auch eine Perspektive zu erwarten ist. Perspektive in diesem Sinn wären mehr Leser, wären Lesungen vor Publikum, wäre am Ende eventuell sogar sowas wie ein Taschengeld für meine Bemühungen, hier regelmäßig mittlere bis gute Texte abzuliefern.

Aber klar. Das sind Wünsche. Wünschen tut man sich ja so einiges. Unsterblichkeit zum Beispiel gehört in diese Kategorie. Im übertragenen Sinn natürlich. Also dadurch, dass man nach seinem Ableben etwas hinterlässt, das die Zeit überdauert. Biologisch betrachtet wäre Unsterblichkeit erstens langweilig und würde zweitens zeitlich trotzdem nicht reichen, Eintracht Frankfurt nochmal als Deutschen Meister zu erleben. Die bisher einzige Gelegenheit, das zu meinen Lebzeiten genießen zu können, wurde übrigens ausgerechnet durch eine Fehlentscheidung zunichte gemacht. Weil der Schiedsrichter in der entscheidenden Begegnung der Spielzeit 1992/92 das eindeutigste Foul der Fußballgeschichte nicht mit Strafstoß ahndete. Auch das gehört bei Entscheidungen dazu: Sich darüber im Klaren zu sein, dass sie sich später als ungünstig herausstellen kann, sie in jenem Moment aber trotzdem zu treffen. Der zuständige Spielleiter hat gleich im Anschluss bei näherer Betrachtung der Aufnahmen zugeben müssen, dass er verkehrt lag. Die Begrüßung war später meist alles andere als wohlwollend, wenn er Spiele der Eintracht pfiff, aber er hat deswegen – natürlich – nicht aufgehört, Schiedsrichter zu sein.

Immerhin hat er diesem Text zu einem Schlussgedanken verholfen, der da lautet:
Da in dem Moment, in dem eine Entscheidung getroffen wird, oft gute Gründe dafür existieren, exakt so und nicht anders zu handeln, ist man meistens schlecht beraten, es ein Leben lang zu bereuen, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass andere Optionen besser gewesen wären. Das kostet bloß Energie.

Ich jedenfalls entschließe mich dazu, den Blogeintrag jetzt genau so zu veröffentlichen.

Es gibt viel zu tun…

Wenn in der Wohnung Würgegeräusche des Katers zu hören sind, ist zügiges Handeln gefragt. Es gilt zu vermeiden, dass der Hund mir zuvorkommt und an Ort und Stelle ist und, ausgehungert wie er nun einmal ist, das aufgewärmte Katzenfutter verschlingt, bevor ich auch nur die Chance habe, das Zeug wegzuwischen.

Wenn eine umgehende Reaktion auf diese charakteristischen Geräusche theoretisch möglich, aber strategisch ungünstig ist, weil man gerade in der Küche durch Ausbau der Spülmaschine eine mittlere Überschwemmung verursachte, hat man ein mittleres Problem. Wenn man exakt jetzt feststellt, dass man beide Hände an mehreren Stellen blutig hat, weil besagte Spülmaschine teils sehr scharfe Kanten hat, ist aus einem mittleren Problem ein großes geworden.

In solchen Situationen hilft kein Glaube an die eigene Multitasking-Fähigkeit, sondern nur eine schnelle Entscheidung, welche dieser drei misslichen Lagen am dringlichsten zu beseitigen ist. Und dass die Entscheidung, sich als erstes um das Erbrochene des Katers zu kümmern, sich hinterher als falsch erweist, hätte sowieso vorher klar sein müssen. Nicht dass der Hund eine vom Kater lecker zubereitete Mahlzeit dieses Mal nicht zu schätzen gewusst hätte – er hatte schlicht und ergreifend nicht mitbekommen, dass diese im Flur für ihn bereit liegt.

Ich war kurz davor, mir Betäubungsmittel zu besorgen, um die Situation besser in den Griff zu bekommen, erinnerte mich jedoch gerade noch rechtzeitig daran, dass Wochenende war und solche Probleme in Anbetracht des vollendeten Chaos´ auf der Arbeit im Prinzip lächerlich gering waren.

Auf der Arbeit ist man ja meistens zwischen allen Stühlen: Auf der einen Seite Bosse und Vorgesetzte als dem Personenkreis zugehörend, die an des Menschen Multitasking-Fähigkeit glauben. Dass es ein Mythos ist, hat man den meisten von ihnen nicht gesagt. Vielleicht wollten sie es aber auch nicht hören, als man es ihnen sagte. Auf der anderen Seite: Kollegen und Aushilfen, viel zu oft davon ausgehend, es werde schon nichts passieren, wenn man den neuesten Klatsch und Tratsch austauscht, während man sich an und für sich mit vollster Konzentration seiner aktuellen Aufgabe widmen soll.

Eine Studie aus dem Jahr 2011 stellte fest, dass lediglich 2,5 % der Probanden in der Lage waren, mehrere Aufgaben gleichzeitig mindestens gleich schnell und bei bleibender Fehlerquote zu bewältigen. Das ist jeder Vierzigste. Wir sind im Betrieb weniger als 40 Leute. Damit ist auch geklärt, dass sich rein statistisch unter meinen Kollegen keins dieser Genies befindet. Das allein freilich ist keinem einzigen der Beteiligten zum Vorwurf zu machen. Vorzuwerfen ist ihnen allerdings ihr schwer vom Gegenteil zu überzeugende Glaube daran, sie könnten es doch.

Bis zum Beweis des Gegenteils bleibe ich deswegen dabei: Wenn jemand stolz darüber berichtet, dass er auf der Arbeit mehrere Dinge gleichzeitig erledigt, sind entweder die einzelnen Tasks nicht besonders anspruchsvoll oder der Multitasker befindet sich in der beneidenswerten Situation, dass Zeit keine allzu große Rolle spielt.

Selbst ein PC verliert Zeit, wenn er ständig zwischen einzelnen Tasks hin und her wechselt. Solange ein PC nämlich mit nur einem Prozessor ausgestattet war, bedeutete Multitasking nämlich mitnichten, dass die einzelnen Jobs parallel ausgeführt wurden. Im Gegensatz zum Mensch bildet sich ein Rechner nicht ein, dass das gut funktionieren würde und bearbeitet die Anwendungen schön abwechselnd. Das, immerhin, in einer Geschwindigkeit, welche die Illusion erzeugt, alles würde gleichzeitig ablaufen.

…packen wir´s an!

Wenn ich über PCs schreibe, meine ich übrigens ausdrücklich nicht dieses Relikt aus der Frühphase des Informationszeitalters, das ich als Arbeitswerkzeug zur Verfügung habe. Wenn ich mich an den Schreibtisch setze, ist das üblicherweise ein Moment zum Durchschnaufen. Auch ein Schwätzchen erlaube ich mir gern in den Minuten, in denen ich warte, bis eine bestimmte Anwendung geöffnet ist oder ich die nächste Aktion ausführen kann. „Wenn Dein Pferd tot ist, steig´ ab“, pflegt man zu sagen, wenn an Dingen festgehalten wird, die ihre besten Zeiten längst hinter sich gelassen haben. Die Leistung dieses Geräts ist eine Beleidigung für jeden echten PC. Doch letzten Endes kann man sich dieses Unvermögen genauso schönreden wie die Apologeten der menschlichen Multitasking-Fähigkeit die Ergebnisse ihres Handelns.

Es muss auch nicht zwangsläufig der Arbeitsalltag strapaziert werden, um die Tauglichkeit dieses Konzepts zu widerlegen. Allerorten sieht man Menschen an ihrer illusionierten Multitasking-Fähigkeit scheitern. Wer einmal während des Autofahrens telefoniert hat oder wenigstens jemand Anderen dabei beobachtet hat, ahnt, was ich damit meine. Wobei der Teufel auch hier natürlich im Detail steckt: Nicht immer ist der dürre Informationsgehalt mancher Telefongespräche darauf zurückzuführen, dass es sich angesichts des gleichzeitigen Führens eines Kraftfahrzeugs als schwierig gestaltet, das Gespräch etwas tiefgründiger zu führen. Eher liegt die Vermutung nahe, dass meistens auch ohne diese Mehrfachbelastung nur Müll geredet wird.

Multitasking ist auch nicht gleich Multitasking. Für eine vernünftige Antwort auf die Frage nach der Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig verkehrt zu machen, muss unbedingt die Qualität der einzelnen Jobs beachtet werden. Sprechen oder Essen während des Laufens ist unproblematisch. Lesen oder Essen während des Stuhlgangs, wie auch immer man dazu stehen mag, ist es auch. Ohnehin ist das Denken an Schokolade, Sex oder meinetwegen auch die Bundesliga-Tabelle eine Sache, die im Hintergrund wahrscheinlich tatsächlich ständig parallel zu anderen Tätigkeiten ausgeführt wird. Doch je komplexer die einzelnen Handlungen sind, umso problematischer wird es. Und zwar nicht nur, wie gezeigt, im Hinblick auf die Qualität des Ergebnisses oder auf die aufgewendete Zeit. So ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass die Vorstellung des Multitasking etwa zur gleichen Zeit in den allgemeinen Alltagsgebrauch eindrang wie das Phänomen des Burnout. Das parallele Bewältigen-Wollen mehrerer Tätigkeiten ist ein Zeugnis der heutigen Schnell-Schnell-Mentalität. Wenn Fachleute zu dem Schluss kommen, dass Multitasking keinen zivilisatorischen Fortschritt darstellt, könnte man einen solchen Einwand zur Abwechslung auch einmal ernst nehmen.

Stattdessen wird der Effizienzgedanke der Arbeitswelt in die Privatsphäre herübergeholt, tagsüber immer schön weiter alles auf einmal gemacht, und nach Feierabend gönnt man sich dann eine Meditation, um das Fokussieren auf eine einzelne Sache nicht völlig zu verlernen.

Wer der Ansicht ist, dieser Text hätte ein positiveres Ende verdient, nimmt dieses hier: Schön, wenn sich am Ende eines Beitrages folgende Erkenntnis durchsetzt: Die Kotzerei im Flur sowie die Jahrhundertflut und das Blutbad in der Küche – das alles ist nicht schön anzusehen. Gemessen an dem in den vorherigen Absätzen beschriebenen Gesamtzustand unserer Gesellschaft allerdings ohne Zweifel das kleinere Problem.

Hund, Katze, Maus

Das mache ich jetzt immer so. Wenn sich der Kater wieder einmal aufdringlich auf den Schreibtisch zwischen mich und die Tastatur legt, dabei gern betont lässig mit einem Teil seines Leibes auf meinen Unterarmen herumlümmelt, was mir ein geordnetes Tippen verunmöglicht, spiele ich ein Video mit Katzeninhalt ab und stelle den Ton an. Die ersten Katzenlaute, die aus den Lautsprechern kommen, veranlassen meinen Pauli nämlich, aufzustehen und hinter dem Monitor nachzusehen, wo seine Kollegen sich versteckt halten. Nicht fair. Aber das ist seine Methode, meine Aufmerksamkeit zu erlangen, auch nicht.

Der Grund für sein Verhalten ist ja auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Ob er ein echtes Schmusebedürfnis hat, ist nämlich erst erkennbar, wenn ich mich in die Küche zu seinem Futternapf begebe. Dort stellt sich meistens recht schnell heraus, dass er keine Streicheleinheiten benötigt, sondern sich einfach nur bei mir einschleimen will, weil er am Verhungern ist. Sein Napf ist schließlich nur noch halbvoll. Weil der Kater aber auch nicht leben soll wie ein Hund, mache ich oft trotzdem frisches Futter in den Napf. In drei Viertel aller Fälle ereilt das Futter dann allerdings das gleiche Schicksal wie so ziemlich jedes Spielzeug oder Möbel, das man im Laufe eines Katzenlebens für den Stubentiger angeschafft hat: Es wird demonstrativ missachtet. Könnten Katzen sprechen, wäre ihre meist gestellte Frage: „Was soll ich mit dem Scheiß?“

Literweise Katzenmilch habe ich deswegen schon wegkippen müssen. Weil er stets so gern den Rest Milch aus meiner Müslischüssel schleckt, denke ich immer ´mal wieder: Wenn er es doch so gern mag.

Während Nicht-Katzenhalter sich bereits bei dem Geständnis angewidert abwenden, dass Muschi, Gizmo und Co. das selbe Geschirr benutzen wie ihre Menschen, reagiert der Katzenhalter auf Katers Vorlieben, indem extra etwas mehr Milch fürs Frühstück in die Schüssel kommt, damit hinterher für das Samtpfötchen mehr übrig bleibt.

Weil aber Katzenliebe nicht so weit gehen sollte, dass man dem grundsätzlich laktose-intoleranten Tier den bei Konsum größerer Mengen unvermeidbaren Dünnschiss bereitwillig hinterherwischt, ist das mit der Milch so eine Sache. Durchfall bei einer Katze ist nicht so tragisch wie bei einem Hund, weil sich das Klo wenigstens in der Wohnung befindet. Unangenehm für das Tier ist es trotzdem. Unappetitlich für den Mensch natürlich auch. Auch ohne Durchfall habe ich ja seit des Katers Einzug eine ungefähre Ahnung, woher die Redewendung „Scheiß´ die Wand an“ ursprünglich stammen könnte.

Also lieber laktosereduzierte Katzenmilch für einen Literpreis von 4 Euro gekauft, hingestellt und einen Tag später – natürlich unangetastet – ins Becken gegossen. Irgendwas hat Milch also, was Katzenmilch nicht hat. Oder umgekehrt.

Wer es nicht ohnehin schon wusste, merkt an dieser Stelle: Katzen sind seltsam. Was natürlich niemand so direkt über seine Katze sagen würde. Viel eher heißt es: Katzen sind eigensinnig. Während man beim menschlichen Partner keine Probleme damit hat, ihn als zickig zu bezeichnen, ist eine Katze niemals zickig. Die hat einfach nur ihren eigenen Kopf. Das erste Mal, dass mir das so richtig bewusst wurde, war bei folgender Begebenheit: Ich war gerade frisch bei meiner nunmehrigen Exgattin eingezogen, als wir einen Kater retten mussten, der einer ihrer Kolleginnen zu lästig geworden war. Es war nicht das letzte Tier, das wir vor irgendwas retten mussten, aber zu dieser Zeit hatten wir damit zwei Tiere: Eine Perserkatze so alt wie Methusalem und dieses Monster. Es begab sich, dass wir zu Bett gehen wollten, und zu diesem Zweck mussten die Katzen aus demselben. (Ich habe oben nicht behauptet, dass Geschirr das einzige ist, das man sich mit den Tieren zu teilen hat.) Also als erstes die Omakatze ´rausgetragen. Im Wohnzimmer abgesetzt, um den jungen Wilden abzuholen und mit ihm den gleichen Ortswechsel vorzunehmen. Auf dem Weg mit dem Kater heraus spazierte mir in der Tür zum Schlafzimmer die gerade erst dort heraus geholte Katze wieder entgegen, als wenn es das normalste von der Welt wäre. Da habe ich gemerkt, dass wir von Katzen in ihren Wohnungen im Prinzip nur geduldet werden.

Sitz! Platz! Bleib´!

Die alte Katze ist inzwischen lange Geschichte. Obwohl ich seinerzeit immer den Eindruck hatte, dass sie sich wahrscheinlich hin und wieder sorgt, was sie denn bloß machen soll, wenn wir alle, also meine damalige Gattin und ich, einmal nicht mehr sind. Zumindest hatte ich manchmal dieses Gefühl, dass sie sich diese Frage stellt, wenn ich sie auf ihrem Lieblingsplatz beobachtete, wie sie melancholisch in die Gegend blickte wie nur eine Katze melancholisch in die Gegend blicken kann. Neben der Einsicht, dass selbst die sieben Leben einer Katze irgendwann aufgebraucht sind, bleibt zweierlei:

Zum einen Oka, der eigentlich Feivel heißt, aber Speedy genannt wurde, bevor er von meiner seinerzeitigen Noch-Gattin gerettet wurde, weil er ansonsten ins Heim abgeschoben worden wäre. Das war drei Tage nachdem besagte Omakatze über die Regenbogenbrücke gegangen war. Ein West Highland Terrier. Für Hundeanfänger wie wir es waren, kann man sich fast keinen besseren Einstieg vorstellen. Zum anderen der bereits vorgestellte Pauli.

Letzterer, obwohl heute nicht mehr so jung und auch nicht mehr so wild, kann etwas, das der Hund nicht kann, man von diesem aber eher erwarten würde: Apportieren.

Zugegeben – eigentlich apportiert er nur Kronkorken. Das aber so ausdauernd wie kein zweiter. Er legt mir einen vor die Füße und wartet darauf, dass ich ihn werfe. Wenn ich den Flaschenverschluss in die Ecke gepfeffert habe, wird hinterhergehechtet und das Spielgerät ein paarmal mit der Pfote durch die Gegend gedroschen. Nach einer halben Minute merkt er dann, dass das Spiel auf diese Weise sehr einseitig ist. Also ab in den Mund damit und seinem Zweibeiner vor die Füße gelegt und zur nächsten Runde Werfen aufgefordert.

Der Hund dagegen: Ich habe ihm extra einen Snack Dummy gekauft, um mit ihm das Apportieren zu trainieren. Einen Snack Dummy kann man sich so vorstellen wie eines dieser Schlampermäppchen, nur dass sich darin statt Stiften und anderer Schreibutensilien eben Futter befindet. Wenn der Hund das Teil artig zu seinem Menschen gebracht hat, bekommt er von ihm Futter aus ebendiesem Behältnis. Nachdem ich mich über einen Zeitraum der Länge eines Arbeitstages in allen Hundeforen, die es online gibt, über richtige und falsche Vorgehensweisen aufklären lassen habe, konnten wir dann auch relativ spontan ins Training einsteigen. Das erste Erfolgserlebnis ließ auch nicht lange auf sich warten. Denn als ich den prall gefüllten Beutel durchs den Flur warf, ist Oka umgehend hinterhergewetzt und hat das Mäppchen sogleich lehrbuchmäßig mit seinem Fang aufgenommen. Kein schlechter Start. Alsdann schaute er mich an und wartete, was als nächstes passieren würde. Da ich gelesen hatte, dass man schon euphorisch Party machen soll, wenn der Hund bis zu diesem Punkt alles richtig macht, habe ich ihn angefeuert wie ich selbst meinen favorisierten Fußballverein höchstens am letzten Spieltag 1999 angefeuert habe, als es um Alles oder Nichts ging. Voller freudiger Erregung ließ Oka daraufhin den Snack Dummy auf der Stelle fallen und eilte ohne das Säckchen zu mir.

Süß! Böse sein konnte ich ihm deswegen jedenfalls nicht. Aber es entsprach eben nicht ganz dem Trainigseffekt, den ich mir erhofft hatte.

Immerhin: Andere berichteten davon, dass ihr Hund es gelernt hat, den Reißverschluss des Apportierspielzeugs selbst zu öffnen, was auch nicht im Sinne des Erfinders gewesen sein dürfte.

Ich verbrachte anschließend noch einen weiteren Arbeitstag lang vor dem Rechner, um die Internet-Foren und Hunderatgeberseiten erfolglos nach einer Lösung für mein Problem zu durchsuchen. Danach war dann klar, dass der Hund das in diesem Leben nicht mehr lernen würde und sämtliche meiner Bemühungen für die Katz´ gewesen waren. Der Snack Dummy fand einen Platz in dem Schrank, wo das ganze niemals benutzte Katzenzubehör aufbewahrt wird. Immerhin habe ich ja noch einen Kater, der apportieren kann.

Wir müssen das oben bereits angeführte Kernproblem nochmal thematisieren, dass die meisten Hunde und Katzen älter werden als eine durchschnittliche Beziehung hält. (Die normalerweise lebenslange Beziehung zum favorisierten Fußballklub soll hier nicht als Beziehung in diesem Sinne verstanden werden.) Wahrscheinlich ist die Anzahl der Kreaturen, die wegen eines Wechsels des Beziehungsstatus´ ihres Menschen ihrerseits den Besitzer wechseln müssen, ähnlich hoch wie die derjenigen, bei denen die Ausdauer ihrer Halter für ein Tier einfach nicht gereicht hat. Speziell Katzen ziehen ein, wenn sich speziell eine Frau darauf einstellt, für eine gewisse Dauer ohne festen Partner zu verbringen. Katzen ziehen aus, wenn man es sich anders überlegt hat, der neue Partner aber nicht unbedingt glücklich mit dem Streichelzoo ist und sich als Endgegner entpuppt, gegen den selbst eine sonst mit allen Wassern gewaschene Katze nur tragisch verlieren kann.

Katzen sind demnach perfekte Gefährten für Singles, die das auch bleiben wollen oder an diesem Zustand aus anderen Gründen nichts ändern können. Sie sind verschmust, machen aber bei weitem nicht so viel Aufriss wie ein Hund oder ein Partner, wenn man ´mal feiern war oder länger arbeiten musste und relativ spät nach Hause kommt. Beide, Hunde wie Partner, sind ja offenbar allein nicht überlebensfähig. Nur dass es beim Hund als Rudeltier eben stimmt. Das alles wiederum macht einen Hundehalter für eine Partnerschaft schwer vermittelbar. Im Prinzip maximal für einen Partner, der ebenfalls einen Hund hat. Eine nächste Hürde könnte sein: Beide haben Hunde, die sich allerdings nicht vertragen. Auch keine gute Grundlage für eine sich anbahnende Beziehung. Das ist der Treppenwitz daran, dass mir die Tiere bei der Trennung mit der Begründung überlassen wurden, damit ich nicht so allein bin.

Ich habe aus diesem Grund auch beschlossen, mir keinen Ersatz zu beschaffen, wenn diese beiden dereinst in die Ewigkeit abberufen werden. Auch keine zusätzlichen Tiere bis dahin. Lieber eine menschliche Partnerin zur Abwechslung.

Vorausgesetzt, sie kann apportieren.

Weiterhin vorausgesetzt, dass nirgendwo in meinem Umfeld wieder irgendein Tier gerettet werden muss.

Menschen, Fische, Bücher

Zum Geburtstag viel Glück, heißt es üblicherweise. Nachdem bei mir seit dem magischen Datum mittlerweile auch schon wieder einige Tage vergangen sind, kann man ja Zwischenbilanz ziehen, ob die ganzen Wünsche bis jetzt etwas gebracht haben. Oder ob ich eventuell mehr davon gehabt hätte, wenn Freunde und Bekannte mir statt Glück klarer definierte Dinge gewünscht hätten. Temperament etwa. Ausgeglichenheit wäre auch sehr nett. Oder so etwas wie Charme. Sex-Appeal. Zielstrebigkeit.

Was das mit dem Glück so kompliziert macht: Zwar wollen es alle gut gebrauchen können, doch versteht darunter auch jeder etwas anderes. So ergaben denn auch die in einer sechs-stelligen Anzahl in einer – leider trotzdem nicht repräsentativen – Studie gesammelten Glücksmomente erwartungsgemäß höchst unterschiedliche Antworten. Und eine Überraschung: Begebenheiten mit Haustieren werden vergleichsweise selten genannt. Was zunächst darauf hinweisen könnte, dass es den Probanden sehr gut geht. Immerhin ist ihre Gefühlswelt nicht von den Tieren abhängig. Vergegenwärtigt man sich jedoch, wovon die Viecher abgehängt wurden, bestätigt das nur die These, dass Glück für das Individuum sehr verschiedene Dinge und teils für andere schwer nachzuvollziehende Sachen sind: Erlebnisse rund ums Essen wurden viermal, Momente im Zusammenhang mit der Spielekonsole immerhin noch doppelt so oft genannt. Dabei gibt es kaum ein tolleres Gefühl, als schon beim Aufschließen der Tür den Hund übers Parkett galoppieren zu hören. Oder vom Kater halb auf dem Kopf in den Schlaf geschnurrt und am nächsten Morgen wachgeschnurrt zu werden. Logisch – an manchen Tagen geht einem genau das tierisch auf den Geist. Aber das verhält sich mit Kindern, Eltern und festen Partnern nicht wesentlich anders, und die wurden als Glücksfaktoren mit am häufigsten genannt. Wir lassen die Ergebnisse jetzt trotzdem ´mal so stehen und gehen dem heimlichen Lieblingsthema dieses Blogs weiter auf den Grund.

Lässt man die Experten sprechen, stößt man bei der Beschäftigung mit dieser Thematik gelegentlich auf die These, dass der Grad des individuellen Glücks wenigstens zum Teil genetisch bedingt sei. Zu immerhin ungefähr 50 Prozent nämlich soll die generelle Lebenszufriedenheit vorbestimmt sein. Weitere 10 Prozent seien von Umwelteinflüssen anhängig; der Rest steht sozusagen zur freien Verfügung.

Das ist also die gute Nachricht: 40 Prozent unseres persönlichen Glücks können beeinflusst werden. Was für den einen viel, für den andern wenig sein kann. Wiederum andere stöhnen an dieser Stelle bereits wieder auf: „Muss ich mich darum jetzt auch noch selbst kümmern?“

Die Frage bleibt freilich: Wovon wird die Zufriedenheit beeinflusst. Und eine nahe liegende Antwort ist immer: Geld. Es wird seine Gründe haben, dass beispielsweise die Schweiz im World Happiness Report regelmäßig auf den vorderen Rängen landet. Geld allerdings macht nicht glücklich, heißt es. Zumindest ab einer gewissen Menge nicht glücklicher. Die Zahlen, die zu dieser „gewissen Menge“ kursieren – formulieren wir es so: als Fachkraft für Lagerlogistik bin ich nicht nur knapp unterhalb der Schwelle. Man kommt nicht umhin: Das wirkt manchmal wie Propaganda: Du hast nichts, aber das macht nichts. Schau´ nur: die anderen mit dem vielen Geld sind nicht glücklich. Aber Du kannst es sein.

Das Problem an dieser Sichtweise: Wer sich, wie vor ein paar Wochen in Filialen einer französischen Supermarktkette geschehen, mit anderen weniger Begünstigten fast prügeln muss, um ein Glas Nutella zu einem fast unmoralisch niedrigen Preis zu ergattern und so wenigstens hin und wieder ein Stück Luxus abzubekommen, wird sich weder Bungeesprung noch Städtetrip zum Wochenende wirklich leisten können. Erlebnisse und Erfahrungen sind nämlich nach Meinung fast aller Menschen, die sich professionell damit beschäftigen, die Glücksfaktoren schlechthin.

Angepisst, nicht angepasst

Der umgekehrte Zusammenhang zwischen Geld und Glück wurde übrigens auch schon erforscht: Die allgemeine Zufriedenheit als Jugendlicher beeinflusse das Einkommen als Erwachsener. Wenn ich zurück schaue und überlege, wie angepisst wir zwischen 16 und 26 von so ziemlich allem waren, erklärt sich bei mir somit einiges. Aber die Gründe für unsere Gemütslage waren ja nicht eingebildet. Genauso wenig wie sie heute plötzlich allesamt verschwunden wären. Und arm an Erlebnissen war jene Zeit sicher nicht gewesen.

Entgegen allgemeiner Annahmen schade es dem Augenblick übrigens ganz und gar nicht, das Erlebte fotografisch festzuhalten. Eine Fokussierung auf den betrachteten Gegenstand bewirke einen intensiveren Kontakt damit. Ich sehe die Unzahl der in die Höhe gehaltenen smarten Telefone bei den verschiedensten Ereignissen deswegen ab jetzt wenigstens teilweise in einem anderen Licht. Die Einschränkung deshalb: Eine Sofortauswahl, um Freunde und Follower umgehend an dem eigenen Glück teilhaben zu lassen, lenke vom eigentlichen Moment wiederum doch gar zu sehr ab und kehrt dadurch den beschriebenen intensivierenden Effekt in sein Gegenteil.

Ein Tipp fürs Glück, welcher dermaßen penetrant unters Volk gebracht wird, dass vermutlich etwas Wahres dran ist: Mit anderen Menschen umgeben. So oft es geht. Ich höre schon die Einwände. Und auch ich selbst habe auf der Arbeit den ganzen Tag so viele Leute um mich herum. Wenn mich das jetzt schon zu einem glücklicheren Menschen macht, will ich lieber nicht wissen, wie mein Innerstes aussähe, müsste ich als Einzelkämpfer mein Tagwerk verrichten.

Für alle, die aus welchen Gründen auch immer auf andere Menschen nicht so Lust haben: Fische beobachten sorgt für Wohlbefinden. Wohlbefinden ist nicht gleich Glück, aber nah dran. (Auf jeden Fall näher dran als ich es mit meinem Einkommen an oben genannter Marke bin, ab der zusätzliches Geld das Glücksempfinden nicht mehr nennenswert steigert.) Wer die Pflege eines Aquariums als zu aufwendig erachtet und aber meine Vorliebe für einen bestimmten Fußballverein teilt, kann momentan mit der Betrachtung der Tabelle immerhin einen sehr ähnlichen Effekt erzielen. Das konnte ich empirisch nachweisen.

Zu guter Letzt: Wenn Ihr Euch an der Tabelle sattgesehen habt und sie deswegen beiseite legt – nehmt Euch dafür ein Buch in die Hand. Denn Lesen macht glücklich. Und noch mehr. Lesen sorgt dafür, dass man besser einschläft. Dazu muss man sich nicht einmal einen besonders langweiligen Titel aussuchen. Lesen bewirkt auch, dass man insgesamt besser schläft.

Was wiederum glücklich macht.

Weitere sachdienliche Hinweise, wie der Lebenszufriedenheit auf die Sprünge zu helfen ist, nehme ich gerne und jederzeit entgegen. Bis hierhin bemerke ich hauptsächlich ein gewisses Missverhältnis zwischen Theorie und Praxis. Anders gesagt ist angesichts der Fülle hilfreicher Tipps zumindest das Potenzial zum Glücklichsein erkennbar vorhanden. Wenngleich sich das wohlige Gefühl tiefer Zufriedenheit bislang nur sehr gelegentlich einstellt. Vielleicht liegt es ja doch am Geld.

Aber ich habe ja immerhin den Charme, den Sex-Appeal und die Ausgeglichenheit. Damit lässt sich ja auch schon etwas anfangen.

Und für alle Fälle haben einige der Geburtstagsgäste neben den Glückwünschen auch Schokolade mitgebracht.

Die Party geht weiter

Sollte die Theorie zutreffen, dass ein Mensch alle sieben Jahre sein Leben verändert, wäre mein freiwilliger Besuch gleich mehrerer Faschingsumzüge als Ausdruck eines solchen Wandels interpretierbar. Sollte derlei Freizeitgestaltung allerdings eine Reaktion auf die berühmte Frage sein, ob es das schon war oder ob da noch was kommt, müsste ich gestehen, dass mir diese Antwort ganz und gar nicht gefällt. Da wäre ich fast schon dankbar, wenn ersteres zuträfe, weil dann nach sieben Jahren mutmaßlich wieder andere Ideen ins Spiel kommen, wenn ich ´mal ein paar Tage frei habe. Wer weiß, was sonst als nächstes käme. Am Ende würde ich bald Spiele des OFC anschauen…

Eine dritte Möglichkeit, die mein seit jeher gespaltenes Verhältnis zu dem närrischen Treiben am wenigsten antastet, wäre folgende: Sich von Zeit zu Zeit mit eigenen Augen am lebenden Organismus vergewissern zu müssen, ob manche Auswüchse immer noch so übel sind wie man sie in Erinnerung hat.
Und siehe da: Es dauert auch nicht wirklich lange, bis man sich bestätigt sieht. Bereits auf dem Weg zum eigentlichen Geschehen begegnet man ersten Gruppen von Jugendlichen, von denen manche schon grobe Ausfallerscheinungen hinsichtlich Orientierung, Kontrolle und Bewusstsein zeigen, bevor die ersten Motivwagen überhaupt zu sehen sind. Aber scheiß´drauf – Karneval ist einmal im Jahr. Große Flaschen eines bekannten Kräuterlikörs werden herumgereicht, um die Stimmbänder zu ölen. Und als es allmählich ans Einsingen geht, erinnere ich mich auch sofort daran, was ich an Fasching schon immer am meisten hasste: Das Liedgut.
Die Hits der Saison heißen Alkohol Blues oder Johnny Däpp und zeichnen sich wie jeder jeder gute Faschings-/Ballermann/Après-Ski-Song vor allem durch einen hohen Mitgrölfaktor aus. Heißt: Es werden keine allzu großen Ansprüche an die Merkfähigkeit der Chormitglieder gestellt; je weniger Worte im Refrain vorkommen, desto besser.

Immerhin: Die Demokratisierung des Tanzens gelingt gut bei diesem Musikgenre: Jeder kann mitmachen, ohne sich zu blamieren. Fast zumindest. Die Choreographie bei der Hälfte der Lieder ist einfach und besteht aus zwei Elementen, von denen es ausreicht, eine davon zu beherrschen. Geübte performen beide Moves gleichzeitig: Auf der Stelle hüpfen ist der eine Bestandteil. Der andere ist: einen oder beide Arme nach oben strecken und unkoordiniert damit herumwedeln. Falls sich in einer der Hände ein Getränk befindet, muss der Bewegungsablauf leicht variiert werden. Die Figur, die sich dafür anbietet, nennt sich Freiheitsstatue: Der Arm wird dabei fast nicht bewegt, um möglichst wenig zu verschütten. Er muss aber in die Höhe gereckt werden.

Das erschreckende ist ja: Ich erkenne mein früheres Ich da durchaus wieder. Dass wir als halbstarke Dosenbier-Punks den Menschen, von denen wir uns abzugrenzen versuchten, ähnlicher waren als uns lieb sein konnte, wurde vor kurzem erst in einem eigenen Blogeintrag herausgearbeitet. Leider hatte ich nie ein so schönes Kompliment erhalten wie einer der Kumpels, der sich eines Morgens, vom Feiern gezeichnet, dem spontanen Ausruf „Sie schickt der Tod“ konfrontiert sah.
Keine Frage: Wenn der Amtsarzt seine Begrüßung in solche Worte kleidet, ist das nicht das, was man in dieser Situation erwartet. Andererseits ist es eine adäquate Würdigung der dahinter stehenden Leistung. Wenn Fasching lebendig ist, ist Punk erst recht nicht tot. Punk hat nämlich auch die geileren Kostüme.

Storytelling leicht gemacht

Das Thema Verkleidung war bei mir an allen drei Tagen schnell ausdiskutiert: Für eine schmucke Kopfbedeckung aus Modellierballons brauchen geübte Hände nicht länger als 10 bis 15 Minuten. Wer es nicht kann, und das sind die meisten, schätzt den Aufwand dafür aber als mindestens doppelt so hoch ein. Für Bieber, Mühlheim und Heusenstamm sollte das reichen. Ich hatte auch kurz überlegt, als Clown zu gehen, aber das hätte sich vom Arbeitsalltag nur minimal unterschieden. Wenn ich eines nicht brauche an Fasching, sind es Fragen, warum ich mich nicht verkleidet habe.
Mit dem Kopfschmuck aus Ballons hatte ich auch so eine Art Alleinstellungsmerkmal. Wenn ich Blicke und Gestik richtig interpretiere, fanden auch andere die Hüte einigermaßen originell. Eine Clownin drückte mir ein Fläschchen Kleiner Feigling in die Hand. Da haben sich die 10 Minuten für meinen Ballonhut ja gelohnt, dachte ich und reichte das Getränk weiter an jemand, der es dringender brauchte als ich. Vielleicht hatte sie mich ja auch nur verwechselt. Der größte Vorteil an meiner Kostümierung: Ich brauchte unterhalb des Kopfes keinerlei Rücksichten nehmen und konnte mich warm einpacken. Kalt war es nämlich. Was einige Herren der Schöpfung natürlich nicht davon abhielt, ihre Kleidung auf ein Minimum zu reduzieren, sobald der Körper von innen mit wärmenden flüssigen Substanzen versorgt war. Unterhalb des Kopfes, hiermit verrate ich kein Geheimnis, spielt zur Fastnacht auch die größere Rolle. Wenn von Vereinen in Sonntagsreden gern als einer großen Familie gesprochen wird – es gibt Karnevalsvereine, bei denen das durchaus wörtlich genommen werden kann.

Das klingt moralinsauer. Allerdings sind das natürlich auch alles Gefahren, derer man sich hin und wieder durch Besuche entsprechender Veranstaltungen bewusst machen muss: Dass man beim Fasching aus Versehen eine Frau anspricht, für die das unrhythmische Zucken zu schlechter Musik, affektive Feierlaune und frivoles Verhalten zum guten Geschmack gehört. Während ich hier so zielsicher auf mein Lieblingsthema zusteuere, erinnere ich mich an den Kommentar einer Freundin vor ein paar Tagen, mir fiele ja jede Woche eine ganze Geschichte ein. Was ja so nicht stimmt. Ich habe ein Reservoir an vermutlich nicht mehr als fünf bis sechs Geschichten, die ich jede Woche neu variiere. Eine dieser Geschichten ist die von mir als demjenigen, der nicht nur manche Nacht, sondern Monate und Jahre sein Bett außer mit dem Kater mit niemandem teilt, weil er aufgrund profunder Menschenkenntnis stets schon genau zu wissen glaubt, wieso, weshalb und vor allem warum mit dieser oder jener bestimmten Frau eine Partnerschaft ohnehin nicht gelingen würde. Etliche potentielle Beziehungen habe ich auf diese Weise schon zerredet, bevor überhaupt der erste Kontakt aufgenommen wurde.
Deswegen muss ich auch zugeben, dass ich selbst dort keine Frau anspreche, wo die Gefahr nicht besteht, dass ich dann das ganze Jahr über Karneval habe. Bloß: Nirgends sonst habe ich fürs Nichtansprechen eine so gute Ausrede. Zur Ehrenrettung der Fastnacht sollte aber auch festgehalten werden, dass ich mich gerade in Zusammenhang mit Frauen schon würdeloseren Situationen ausgesetzt hatte als zu einem Umzug zu gehen.

Nach oben angeführter Arithmetik wurde mein Leben bereits sechs Mal von Grund auf erneuert. Das wie beschrieben nicht ganz unkomplizierte Verhältnis zur Damenwelt wurde bei diesen Veränderungsprozessen jedoch scheinbar stets sorgsam ausgespart. Am ehesten noch wurde es verschärft. Vielleicht sollte ich die nächsten sieben Jahre ´mal an einer Entkrampfung arbeiten. Dann wäre ein Besuch eines Faschingsumzugs entweder wirklich Spaß an der Freude oder eine Strategie. In jedem Fall aber lieferte er sich nicht diesem Verdacht von blindem Aktionismus aus wie diesmal.
In diesem Sinn: Wir sehen uns nächstes Jahr. Oder auch nicht. Die Party geht in jedem Fall weiter.

Wünsch´ Dir nix

Wenn man als im Februar Geborener als Kind noch einigermaßen Freude daran hatte, die Geburtstagsfeier als Faschingsfeier zu inszenieren, hört ab einem gewissen Alter der Spaß definitiv auf. Freundschaften stehen auf dem Spiel, wenn sich Eingeladene zwischen Deiner Party und dem Kappenabend zu entscheiden haben. Richtig schlimm wird ein Geburtstag jedoch erst in einem Alter, das im allgemeinen als „gesetzt“ bezeichnet wird. Dann nämlich kommen zu dem Risiko, dass erwachsene Menschen kostümiert zu Deiner Party erscheinen, noch weitaus schlimmere Sorgen: Man erwartet von sich selbst geistreiche Antworten auf die Fragen

  • Was habe ich bis hierhin eigentlich erreicht?
  • Wo soll das noch hinführen?
  • Kommt jetzt überhaupt noch etwas oder war es das im wesentlichen?

Und weil es immer noch schlimmer geht: Selbst das Unbehagen, hervorgerufen durch diese Fragen sowie die vom Leben bis dato erhaltenen und eher als desillusionierend zu bezeichnenden Antworten darauf, verblasst angesichts der Aussicht, dass jemand der drei bis vier Menschen aus dem Umfeld fragt, was man sich denn so wünsche.

Ich möchte dieser Frage ihre Berechtigung auch gar nicht absprechen. Wir leben ja nicht mehr in Zeiten, in denen die Bedürfnisse offensichtlich waren, weil man nichts hatte. Wenn Menschen heute noch der Illusion erliegen, es mangele ihnen an etwas, heißt das ja für weit über 90 Prozent der Menschen in diesem Land lediglich, dass sie nicht zu schätzen wissen, was sie haben. Insofern ist es sogar zu begrüßen, wenn nach einem Wunsch gefragt wird, bevor einfach drauflos gekauft wird.

Viele Wünsche, die ich noch hege, sind für Geld sowieso nicht zu bekommen. Daher wird selbst wer noch so hartnäckig nach meinen Wünschen gefragt hat, mir bei meinem Wunsch, nehmen wir als Beispiel dünn, gutaussehend und schlau zu sein, kaum behilflich sein können. Davon, dass andere Leute diese Wünsche kennen, werde ich ja das Problem nicht los, dass ich von allem nur so „geht so“ bin. Zu wenig jedenfalls, um vor mir selbst als meinem schärfsten Kritiker zu bestehen.

Ein anderes Beispiel: Dass ich ein paar Idioten weniger auf dieser Welt für wünschenswert halte, ist die eine Sache. Sollte wirklich jemand deswegen losziehen und ein paar der größten Idioten abknallen, wäre das im wahrsten Wortsinn übers Ziel etwas hinausgeschossen.

Wie man sieht, ist alles nicht so einfach. Leichter ist es definitiv, Dinge aufzuzählen, die ich mir nicht wünsche Da hätte ich spontan mehrere Ideen.

Zuallererst alles, was meine Mutter bei diversen Teleshopping-Kanälen angeboten bekommt. Das wäre schon Geschenk genug. Mit den Sachen von QVC und Konsorten war sie bislang selten gut gefahren. Im Grunde weiß sie auch, was ich davon halte. Weil aber die freiwillige Gehirnwäsche dieser Sender so gut funktioniert und die „Moderatoren“ dort so sympathisch sind, muss man jederzeit damit rechnen, dass sie wieder irgendwelche Produkte minderwertiger Qualität ohne jeglichen Gebrauchswert anschleppt.

Und wenn wir gerade über mangelnden Gebrauchswert reden, darf eine Innovation nicht unerwähnt bleiben:

Digitale Sprachassistenten

Leider ist die Debatte um die smarten Lautsprecher ideologisch aufgeladen. Vor lauter Datenschutzbedenken gerät fast in Vergessenheit, dass Alexa und Co im Prinzip nichts können, was ein gesunder und mittelmäßig begabter Mensch nicht auch kann.

Sollte ich indes länger Single sein als meine beiden Tiere leben und mir danach einfach jemand fehlen, den ich herumkommandieren oder mit dem ich quatschen kann, könnte die Anschaffung eines solchen Teils eine Überlegung wert sein. Vorher nicht. Denn: Musik anmachen, Heizung aufdrehen, Licht ausknipsen, Einkaufsliste schreiben – das kann ich auch gerade noch selbst. Genauso wie Saugen. Daher wünsche ich mir auch keinen

Saugroboter

Zugegeben: Saugen ist lästig. Saugen kostet Zeit. Zeit, die man nicht hat. Mehr Zeit steht auf jedem Wunschzettel ganz oben. Bis zu diesem Punkt hört sich alles nach einer klaren Sache pro Saugroboter an.

Die Rechnung geht allerdings nur auf, solange man das Gerät in einer unbewohnten Wohnung rotieren lässt. Überall dort, wo Spuren menschlichen Lebens zu finden sind, wird es problematisch. Sprich: Man darf nicht zu viel Zeug uninspiriert auf dem Boden ´rumstehen haben. Natürlich muss ich beim manuellen Saugen das alles auch erst vorher wegräumen. Aber wer möchte schon seine Schuhe, Türstopper und Katzen permanent an Orten stehen und liegen haben, wo sie nicht hingehören, nur um dem Saugroboter den ganzen Tag über freie Fahrt zu gewähren. Also kann ich auch schnell konventionell durchsaugen; umso schneller ist danach alles wieder an seinem Platz.

Von alldem abgesehen wäre mir das Geschehen zu laut, wenn der Hund versucht, das Teil aus dem Weg zu bellen. Wie der Sprachassistent wird demnach ein Saugroboter frühestens dann bei mir einziehen, wenn die Tiere aus dem Haus sind.

Vom Kernproblem, dass neue Produktentwicklungen heutzutage nur in Ausnahmefällen kleine Revolutionen sind, die Lösungen für echte bestehende Probleme anbieten, ist auch ein Gerät betroffen, das von seinen Anwendern trotzdem als genau das gefeiert wird. Der

Thermomix

Eigentlich gibt es keine Aufgabe, die der Thermomix nicht bewältigen kann: Zerkleinern, Wiegen, Garen, Rühren, Professionelle Zahnreinigung. Angebote von diesem Gerät sehr ähnlichen Maschinen bei einem Discounter sorgten für Tumulte, Handgreiflichkeiten und Polizeieinsätze. Was die Sache wiederum ein Stück weit sympathisch macht. Der Thermomix ist also doch nicht nur Küchenmaschine, sondern mindestens noch Statussymbol und Fetisch, kann also in der Tat mehr als man ihm äußerlich ansieht. Noch dazu erledigt er das alles nur unbedeutend leiser als ein startendes Flugzeug. Und scheinbar kann er Menschen zum Kochen animieren, die vorher maximal Dosen, Suppentüten und gelieferte Pizzaschachteln öffnen konnten. Vielleicht ist das der eigentliche Erfolg des Thermomix. Zumindest dafür: Daumen hoch! Ich persönlich bin ohne einen solchen High-End-Mixer bald 46 Jahre alt geworden, habe also Grund zu der Annahme, dass ich auch noch ein paar weitere Geburtstage werde feiern können, auch wenn ich keinen habe.

Nachdem ich mich hiermit als Produkttester hinreichend diskreditiert habe und nebenbei zu dem Thema 46. Geburtstag eigentlich alles gesagt wurde, kann ich ja dann allmählich beginnen, mich auf das anstehende Wiegenfest zu freuen.

Schwarm drüber

Ach, was waren das für Zeiten..! Als Kugeln noch rund und Gummistiefel aus Holz waren, das Tote Meer noch am Leben war und Freibier noch Geld gekostet hat. Früher war alles besser. Da war Nostalgie von Psychologen noch nicht erklärbar und von Marketingexperten nicht bis zum Erbrechen ausgeschlachtet.

Zwischen Dichtung und Wahrheit ist vor allem ein Punkt hervorzuheben, der früher wohl tatsächlich besser war: Wenn man als durchschnittlich Verdienender das Geld für ein Dach über dem Kopf vom Lohn abgezogen hatte, war noch ein gewisser Rest zum Leben übrig. Heute dagegen: Die Nichtsuche nach einer Wohnung würde Seite um Seite meines Dankbarkeitstagebuches füllen, so ich denn eines führen würde. Denn auch als Nichtbetroffener bekommt man einiges an Nachfragen und Angeboten mit. Auch dank sozialer Netzwerke, wo ich gerade letztens dieses Schnäppchen gesehen habe:

Drei-Zimmer-Wohnung, 75 Quadratmeter, Warmmiete 1200 Euro, Bergen Enkheim.

Bergen-Enkheim! Nicht Manhattan. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen – Bergen-Enkheim ist schön. So jedenfalls die oberflächliche Wirkung auf einen Durchfahrenden. Man kann aber nicht behaupten, dort pulsiere das Leben. Abgesehen von der Umgebung deutet auch sonst nichts darauf hin, dass das eine besondere Wohnung wäre, jedenfalls nicht wenn man die Fotos in der Annonce als Bewertungsmaßstab zugrundelegt. Da sich mit der Wohnung offenbar keine große Mühe gemacht wurde, sucht man irgendwie die ganze Zeit, ob man sonst irgendwas übersehen oder überlesen hat, was den genannten Betrag in irgendeiner Weise rechtfertigt.

Um es vorweg zu nehmen: Da kommt nichts mehr. Weil einigen aber in ihrer Not fast schon nichts anderes übrig bleibt, finden sich sogar für dieses Objekt Liebhaber. Kennzeichnend für eine zunächst unverbindliche Interessensbekundung scheint in solchen Gruppen seit einiger Zeit die Frage zu sein ob „der Artikel noch verfügbar“ sei. Und damit fangen die Fragen dann bei mir an:

Was ist das überhaupt für eine Redewendung? Die klingt schon scheiße, wenn es um einen Fernseher geht und das Gerät nicht von einem Händler, sondern von privat verkauft wird. Die Frage klingt nicht nach Kleinanzeigen, sondern nach Business, ganz als ob man als Verkäufer nur eben nach hinten ins Lager gehen müsste, um noch weitere Exemplare dieses „Artikels“ hervorzukramen. Aber erst recht spreche ich nicht von einem „Artikel“, wenn es um eine Wohnung geht, die vermietet wird! Wenn ich eine Wohnung zu vermieten hätte oder zu verkaufen oder meinetwegen auch nur einen Fernseher zu verkaufen oder zu verschenken – Leuten, die so fragen, würde ich meine Artikel nur höchst ungern überlassen wollen. Eher würde ich selbst drin wohnen. Und den Fernseher mitten ´rein stellen in die Wohnung. Artikel noch verfügbar – geht’s noch? Das sind bestimmt die gleichen Leute, die in fast beneidenswerter Konsequenz von Garantie sprechen, wenn sie Gewährleistung meinen. Das sind bestimmt so Leute, die es mit dem Kommentar „Ich hab´ Rechtsschutzversicherung“ drauf ankommen lassen und Gerichte mit Bagatellen belästigen. Weil ja schließlich andere schuld sein müssen, wenn der Nachwuchs im Kindergarten beim Spielen über eine Tigerente stolpert und sich einen Zeh bricht. Um bei den sozialen Netzwerken zu bleiben: Das sind so Leute, die zu einem Beitrag ihren Senf losgelöst von der Frage dazugeben, ob das vorher eventuell exakt so schon gesagt wurde.

Ich kann von mir wirklich nicht behaupten, alles im Leben richtig zu machen. Würde ich das tun, hätte ich unter Umständen selbst Artikel zu vermieten und somit ganz andere Dinge, über die es sich aufzuregen lohnt. Aber eins kann ich sicher sagen: Bevor ich in irgendeinem Zusammenhang auf eine Frage meine Antwort gebe, halte ich die vorherige Erhebung für richtiger, ob nicht mindestens ein weiterer Teilnehmer vor mir die exakt gleiche Antwort schon gegeben hat.

Wenn ich dabei feststelle, dass einen Beitrag meinerseits niemand mehr braucht, weil alles schon gesagt ist, spricht aus meiner Sicht rein gar nichts dagegen, die Finger einfach ´mal für ein paar Sekunden stillzuhalten.

Richtig ärgerlich wird es, wenn nicht einmal der Eingangsbeitrag vollständig gelesen wird. Auf die Frage nach einem guten und günstigen Tierarzt in der Stadt werden einfach ´mal alle Namen ´runtergerattert, die es im Radius von 50 Kilometern gibt. Ich kann die Qualität der Genannten schwer beurteilen, kann aber auch nicht ausschließen, dass da die eine oder andere Praxis erwähnt wurde, die gar keine der Kriterien „gut“, „günstig“ sowie „in der Stadt“ erfüllt. Sicher weiß ich lediglich, dass sehr gute Tierärzte genannt wurden, die allerdings alles andere als günstig sind. Wenn das Schwarmintelligenz sein soll, habe ich leise Zweifel nicht nur an der Idee dieser Schwarmintelligenz, sondern an dem Konzept von Intelligenz an sich. Ich hatte eigentlich nur darauf gewartet, bis der erste kommt und fragt, ob der Artikel noch verfügbar ist. Naja, Schwarm drüber und Szenenwechsel.

Notwendigkeit oder Willensentscheidung?

Auf der selben Plattform bin ich ja seit einiger Zeit in einer Single-Gruppe. Ich weiß seitdem, warum solche Foren von manchen Zeitgenossen mehr oder weniger liebevoll, aber zutreffend als Resterampe bezeichnet werden. Letztens hat dort einer brav und noch dazu fehlerfrei „Danke für die Aufnahme in Eure Gruppe“ geschrieben. Bis ich den Beitrag gelesen habe, das war ziemlich genau 19 Minuten später, war der schon wieder aus der Gruppe draußen. Was ist dem denn passiert? Ich weiß, es gibt ein paar anstrengende Gruppenmitglieder dort, aber die haben normalerweise keine so schnelle Reaktionszeit. Ich kann nur mutmaßen, dass der die vorhandenen Beiträge durchgescannt und sich gedacht hat: „Hier kann ich unmöglich bleiben. Artikel nicht mehr verfügbar! Abschied heißt auch Anfang.“ Erinnert mich, nebenbei bemerkt, daran, dass ich diesem erlauchten Kreis lieber früher als später den Rücken kehren möchte. Ich bin da so lange dabei, dass mich kaum noch etwas erschüttern kann. Anfangs hat mich einiges amüsiert, aber wie in einer Beziehung auch wird es irgendwann fad. Daher muss man durch solche Blitzmitgliedschaften gelegentlich daran erinnert werden, dass manche Sachen eben nicht normal sind. Da postet einer: „Mir ist langweilig.“ Weil Frauen, wie wir ja alle wissen, natürlich in erster Linie Männer suchen, mit denen sie sich dann gemeinsam langweilen können. Dass viele am Ende doch bei genau so einem Exemplar landen, ändert nichts daran, dass so ein Beitrag vielleicht nicht gerade die beste Werbung in eigener Sache ist.

Es gäbe ausreichend andere Beispiele von Menschen gleich welchen Geschlechts, die allein offenbar nicht überlebensfähig sind. Und da habe ich bis jetzt vom Aussehen noch gar nicht gesprochen. Es wäre natürlich unredlich, sich übers Aussehen Anderer zu amüsieren. Taktisch unklug zudem, sitzt man doch selbst im Glashaus und sollte daher drüber nachdenken, wie opportun es ist, sich dort drinnen zu entkleiden, solange es hell ist. Am schlimmsten sind ohnehin diejenigen, die anderer Leute Aussehen verspotten, selbst aber aussehen, als würden sie Katapulte nach Gondor ziehen. (Ich habe keine Ahnung von diesen Filmen, aber ich habe mir sagen lassen, dass es sich bei den Wesen, die die Katapulte ziehen, um relativ unschöne Geschöpfe handelt.) Wenn dann zu einem unvorteilhaften Aussehen noch das Unvermögen kommt, sich in Sachen Sozialkompetenz ansatzweise auf durchschnittlichem gesellschaftlichen Niveau einzuordnen, braucht wer den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen.

Das eigentlich Revolutionäre an der blöden neuen Online-Welt birgt gleichzeitig etwas zutiefst Entspannendes: Man muss bei schlechtem Wetter nicht einmal mehr das Haus verlassen, um Inspiration für einen durchschnittlich unterhaltsamen Blogeintrag zu erhalten. Noch dazu findet man die Schrägen und Kaputten abseits der Schreibtisch- oder mobilen Geräte selten so gebündelt wie in der Lebenswelt der sozialen Netzwerke. Das mag der eine goutieren, der andere bedauern, ändern lässt es sich auf die Schnelle eher nicht.

In der offline-Welt ist man ja schon froh, wenn man ´mal eine Bekannte hat wie meine frühere Vereinsfreundin, die mir mit ihren Anrufen, in denen sie stets den gleichen Mist loswerden musste, einige Monate lang täglich mindestens eine halbe Stunde wertvoller Lebenszeit von der Uhr genommen hat. Sie war darüber hinaus schuld, dass ich eine Fernsehsendung wie „Die 100 nervigsten Deutschen“ bis zum Ende gesehen hatte in Erwartung, sie auf den vorderen Plätzen anzutreffen. Am Ende war mir klar geworden, dass ich das Leid dieser Prüfung mit nicht genügend Menschen teilte, damit es am Ende zu einer Platzierung für sie gereicht hätte.

Oder die frühere leicht cholerische Kollegin. Alle hatten Angst vor ihr. Wir hatten Prämien ausgelobt für denjenigen – ungekündigten – Kollegen, der irgendwann einen ihrer Anfälle mit der Bemerkung bremsen würde, sie möge sich ´mal entspannen. So finde sie nie einen Mann. Ein mittlerer dreistelliger Euro-Betrag wäre für diese Aktion zu kassieren gewesen, aber so wagemutig war keiner.

Selbst der eigene Freundeskreis ist heute nicht nur wesentlich kleiner geworden, sondern auch bei weitem nicht mehr so dicht mit Pflegefällen besetzt wie zu früheren Zeiten. Schlechte Stimmung ist demnach heutzutage keine Notwendigkeit mehr, sondern Willensentscheidung. Abgesehen von den Dingen, die mir auf der Arbeit widerfahren, den Sachen, die mir auf dem Weg von und zur Arbeit passieren und den Sachen, die mir in meiner Freizeit geschehen, gibt es für mich gar keinen Grund, mich aufzuregen. Mein Vater hatte eine Phase, in der er zu fast allem meinte: Er sei inzwischen über 50 und müsse sich also nicht mehr über jeden Mist aufregen. Da will ich hin. Nach Möglichkeit schon bevor ich 50 bin. Wenn das nicht klappen sollte – na gut, dann habe ich halt noch vier Jahre und ein paar Tage. Ich zähle das ´runter wie andere die Zeit bis zu ihrem Ruhestand. Und ich hatte ja bereits vor Jahren irgendwo gelesen, dass das in der Tat nicht allein eine Frage bewusster Entscheidungen ist, sondern eine biologische Angelegenheit. Weil der Körper ab einem gewissen Alter die für ein gepflegtes Echauffieren verantwortlichen Hormone einfach nicht mehr in der Menge produziert wie der Alltag es eigentlich erfordern würde.

Vielleicht sitze ich eines Tages wirklich in einem Schaukelstuhl in, besser: vor einem gemieteten Artikel an einem Ort, den ich mir mit meiner noch zu findenden Partnerin in freier Entscheidung ausgewählt habe. Vorher bin ich noch der Routine folgend die neuesten Beiträge in meinem favorisierten sozialen Netzwerk durchgegangen und unter anderem auf einen Kalenderspruch wie „Lachen ist die Musik der Seele“ gestoßen, den irgendjemand in die Single-Gruppe gepostet hat, aus der ich mich aus Spaß nie abgemeldet habe. Und dann denke ich mir: Ach, was waren das für Zeiten..!

Tanz und gar nicht

Wenn eine tendenziell introvertierte Persönlichkeit Selbstgespräche führt, darf man nicht unbedingt angeregte Unterhaltung erwarten. Echte Schlagabtäusche beobachtet man schon allein deswegen eher selten, weil ich mir nur sehr gelegentlich etwas mitzuteilen habe, das mich wirklich überrascht. Insofern erstaunt es auch nur mäßig, dass die Gegenrede meistens schon geplant werden kann, bevor ich einen Gedankengang bis zu seinem Ende ausgeführt habe. Es wäre vermessen, zu behaupten, dass dabei stets äußerst Gehaltvolles oder Tiefgründiges herauskommt. Empirisch belegen kann ich jedoch durch jahrzehntelange alltägliche Beobachtungen, dass diese Form der Kommunikation allemal fruchtbarer ist als so manche Unterhaltung mit einem anderen Gegenüber.

Ich habe meine Zurückhaltung so lange gepflegt, bis ich tatsächlich so langweilig wurde wie ich von Anderen wahrgenommen wurde. Das scheint erklärungsbedürftig: Früher war ich wie so viele, die sich für introvertiert halten, eigentlich immer ein schüchterner Extrovertierter. Außenstehende konnten mir als dem sich unauffällig zurückhaltend Gerierenden nicht ansehen, dass mich im Innern nur zwei Fragen umtrieben: Wo ist die Party? Wo ist das Bier? An guten Tagen kam es zu einem Aufeinandertreffen der richtigen Situation, der richtigen Leute sowie der genau richtigen Menge Bier. An anderen Tagen war ich im Trinken sehr viel besser und ausdauernder, aber in solchen handverlesenen Momenten habe ich dann auch ´mal einen Tanz hingelegt. Und alle, die es hinterher nur erzählt bekamen, haben sich geärgert, dass sie nicht dabei gewesen waren. Es gab Leute, mit denen ich ständig unterwegs war, die aber gerade in solchen entscheidenden Augenblicken immer gefehlt haben.

Fake it till you make it! So tun als ob, bis der Schein irgendwann von selbst zum Sein wird. Heute hat sich mein Innenleben meiner Außenwirkung angepasst. Andersherum wäre mir lieber gewesen, aber geplant hatte ich weder das eine noch das andere. Wenn ich heute äußerlich den Eindruck hinterlasse, dass meine Geisteshaltung zu einem beliebigen Sujet ungefähr „Na gut, wenn´s sein muss“ bedeutet, kann man sich sicher sein, dass meine innere Einstellung dazu bedeutet: „Na gut, wenn´s sein muss.“ Ich glaube, das bezeichnet man auch als Kongruenz, um ´mal das Positive an der ganzen Geschichte zu sehen. Reframing, Umdeutung, würden diejenigen dazu sagen, die auch gerne von Kongruenz sprechen. Oder die Tipps wie „Fake it till you make it“ geben.

Kongruenz bewirkt Glaubwürdigkeit. Das folgende Geständnis würde mir auch ohne Kongruenz jeder mit Augen im Kopf sofort abkaufen: Ich bin kein guter Tänzer. Eigentlich bin ich gar kein Tänzer. Auch wenn ich als Prä-Pubertierender die damals populären Tanzfilme wie Footloose und Flashdance gesehen habe und gern gesehen habe und gern gewollt hätte, ich könnte mit meinem Körper auch solche Sachen veranstalten. Mit 30 Kilo Übergewicht zu jener Zeit tut man allerdings nicht nur einiges, um mit seinem Körper nicht noch zusätzlich aufzufallen. Man tut alles.

Mein seit jener Zeit gestörtes Verhältnis zu meinem Körper hat den Zug auch für spätere Zeiten abfahren lassen. Es ist natürlich nicht so, dass irgendwo irgendjemand sitzt und Schilder mit Bewertungspunkten hochhält. Es ist aber natürlich so, dass die Leute auch ohne solche Schildchen bewerten, wie jemand tanzt, wenn jemand tanzt. Es ist natürlich nicht so, dass man das Urteil der anderen dann zwangsläufig mitgeteilt bekommt. Es ist aber natürlich so, dass man das Urteil an ihrer Mimik ablesen kann. Und dann ist es doch ganz natürlich so, dass man leicht bis mittelmäßig gehemmt ist, sich so zu verhalten wie man vielleicht gern möchte.

Das mag man in manchen Momenten als ungerecht empfinden. Doch sobald beziehungsweise solange man etwas einigermaßen gut kann, wird überraschenderweise auch nicht mehr als ungerecht empfunden, dass man bewertet wird.

Nichttänzerin gesucht

Angesichts der Freaks, die wild durch die Gegend springen, mit ihren Armen uninspiriert in der Luft herumwedeln und dabei hauptsächlich fast so peinlich aussehen wie ich, wäre vor allem eines völlig unangebracht: Die Wendung „ich ertappe mich selbst dabei…“ Weil ich mich nämlich nicht ertappen brauche, sondern genau weiß, dass ich mir ein vernichtendes Urteil bilde über solche Typen. Und genau genommen habe ich gerade hier im Blog manche Leute für weitaus harmlosere Vergehen wie beispielsweise das Tragen eines Bartes mit Spott überzogen. Bei Leuten, die an der Theke in der Tat eine bessere Figur abgeben würden als auf dem Parkett, die jedoch von gutmeinenden besten oder festen Freundinnen den Tipp bekommen haben, dass scheiße zu tanzen immer noch besser wäre als dumm herumzustehen, höre ich mich den Spruch zitieren, wonach Motivation ohne Kompetenz gefährlich ist. Einige Fernsehsender leben allein davon, solche sich selbst überschätzenden Menschen aufzuspüren, um sie dann den ungeduldig vor ihren viel zu großen Bildschirmen Wartenden der Lächerlichkeit preiszugeben. Auf unser Thema bezogen: Nur weil jemand gern tanzt, tanzt er nicht automatisch gut. Ich dagegen: Wenn ich etwas nicht kann, übe ich im Verborgenen, bis ich es kann, oder ich lasse ich es einfach. Warum soll fürs Tanzen nicht gelten, was für Elektroinstallationen, Skifliegen oder Hochseilartistik als selbstverständlich hingenommen wird?

Darum – und weil man sich Tanztalent leider nicht anlesen kann – ist es nie zu einer Tänzer-Karriere meinerseits gekommen. Abgesehen von der kurzen durch die erwähnten Filme hervorgerufene Phase 1983/84 stand ich dem Thema Tanzen zu keinem Zeitpunkt meines Lebens mit ausgeprägtem Enthusiasmus gegenüber.

Tanzschule habe ich nie mitgemacht. Als sich alle anderen aus dem Schuljahrgang anmeldeten, dachte ich nur: Wie bitte? Einen Scheiß werde ich tun! Die meisten von uns hörten Metal oder Punk. Für Pogo und Luftgitarre hatte es bis dahin auch noch ohne Kurs gereicht. Man merkt: ein bisschen naiv war ich schon. Auch wenn ich das damals nicht naiv nannte, sondern prinzipientreu. Ich konnte mir nicht vorstellen, weitere Tänze jemals im Leben gebrauchen zu können. Die anderen konnten das offensichtlich sehr wohl, wussten also oder ahnten es zumindest, dass sie sich allmählich auf ihre Leben nach dem Abitur vorbereiten müssen, in denen Pogo und Luftgitarren keine große Rolle mehr spielen würden. Darüber hinaus war mir nicht klar, dass es bei diesen Kursen darum geht, eine Beziehung zu finden. Wie gesagt: naiv. Dass man dort nebenbei das Tanzen lernen muss, hat man auf der Suche nach einer Partnerin dann eben in Kauf genommen.

Ich kann allerdings auch nicht behaupten: Hätte ich das gewusst, hätte ich einen gemacht. Wahrscheinlicher ist: Hätte ich das gewusst, hätte ich trotzdem keinen gemacht, um mir die Frustration zu ersparen, wenn alle jemand kennenlernen, nur ich wieder ´mal nicht.

Weil Tanzen aber außer zum Kennenlernen von Frauen auch gut für die Gesundheit des Gehirns sein soll, was ja dann wirklich ´mal ein echtes Argument ist, habe ich mir meine Tanzspiele für die Konsole jetzt trotzdem wenigstens schon ´mal aus der Schublade geholt. Auf dass ich abends die Rolläden herunterlasse und mich so wenigstens nur vor mir selbst blamiere. So bin ich im nächsten Zwei-Augen-Gespräch mit mir mein eigenes Lästerobjekt.

Für den ersten Abend ist mir aber glücklicherweise gerade bevor ich eine davon einlegen wollte eingefallen, dass ich mit einer Handvoll Nüsse einen ganz ähnlichen Effekt erzielen kann. Was einem allerdings genausowenig gesagt wird wie das mit dem eigentlichen Zweck der Tanzschulbesuchs.

Ich muss im Leben echt noch viel lernen.

Bärte kommen, Bärte gehen

Die Zeiten ändern sich. Wäre ich früher so wie diese Woche geschehen in einen Veranstaltungssaal wie die Batschkapp gelangt, ohne mich von oben bis unten abtasten lassen zu müssen, wäre ich ein klein wenig stolz gewesen. Einfach so durchgewunken werden nur die, die dazugehören. Die immer da sind. Die bekannt sind. Ist man allerdings erst ´mal Mitte 40 und sieht Etablissements dieser Art nur noch ab und zu von innen, rutscht man schnell noch ein weiteres Stück tiefer in die Midlife-crisis, wenn man an der Pforte nicht angerührt wird. Auch wenn theoretisch heute wie damals die Interpretation: dieser Mann braucht keine Waffen, durchaus noch diesseits der Vorstellungskraft ist, bedeutet es realistisch betrachtet unterm Strich: Dass mir jemand mit überdurchschnittlicher Menschenkenntnis durch In-Augenscheinnahme nicht einmal mehr zutraut, verbotene Gegenstände mit mir zu führen. Da hätte ich auch zu Hause bleiben können.

Da man in dieser Situation ja auch nicht unbedingt auffallen möchte, indem man den Verantwortlichen einfach fragt, weshalb man nicht in den Genuss einer Leibesvisitation kam, bleibt alles weitere Spekulation. Ist es mein Gesicht? Mein Outfit? Oder doch meine Erscheinung als Ganzes? Wie immer die Antwort ausfallen wird, sicher ist: Die Zeiten ändern mich.

Glücklicherweise ändern die Zeiten nicht nur mich, sondern auch sich selbst und alle anderen. So war ich drinnen angenehm überrascht, weniger Vollbärte anzutreffen als vorher befürchtet.

Genau genommen wurde der Trend zur Fell-Optik wahrscheinlich vor mindestens fünf Jahren bereits das erste Mal als beendet identifiziert. Zu einer Zeit also, als Witze über dieses Phänomen noch keinen elend langen Bart hatten. Die anhaltende Popularität, die der Wildwuchs aber bis heute genießt, beweist, dass man das Ende eines Trends nur schwierig herbei schreiben kann.

Parallelen drängen sich auf. Ähnlich dachte man irgendwann über Tattoos, aber die haben sich als ebenso überdauernd erwiesen wie Hornbrillen. Der Vollbart ist dabei, diesen beiden zu folgen. Niemals geht man so ganz. Im Falle der Gesichtsbehaarung können diesen Satz sogar diejenigen unterschreiben, die eigentlich glatt bevorzugen.

In meiner Kindheit waren Vollbärte eine Angelegenheit von Piratenkapitänen, Königen und Wikingern. Später gesellten sich Weihnachtsmann und Yeti zum Personenkreis, der einen tragen durfte. Die seinerzeit allgegenwärtigen Fahndungsplakate zeigten dann, dass Verbrecher und Terroristen alle Bartträger sind und suggerierten, dass die Gleichung auch umgekehrt aufgeht. In der beginnenden Jugend verstärkte Klaus Lage meine negativen Assoziationen zu Vollbärten abermals. Vielleicht wurde hierdurch der Grundstein gelegt, dass mir Rauschebärte bis heute irgendwie suspekt sind – trotz meiner späteren Hochschätzung von Bakunin, Kropotkin oder auch Erich Mühsam, die allesamt ordentliche Hecken in ihren Gesichtern wuchern ließen.

Noch einmal sehr viel später zeigte Saddam Hussein auf, dass es auch gute Gründe geben kann, einen Vollbart zu tragen. Da zählte ich aber schon nicht mehr zur Jugend. In Läden wie die Batschkapp ging ich jedenfalls zu jener Zeit schon lange nicht mehr.

Der Bart jedoch scherte sich einen Dreck um meine Abneigung ihm gegenüber. Vielleicht schor er sich den Dreck auch, so genau weiß das sowieso niemand, aber dessen ungeachtet begann er irgendwann seinen Siegeszug. Es gab Zeiten, da hatte plötzlich jeder einen. Vor allen anderen natürlich die Kreativmenschen. Nichts liegt mir ferner, als alle über einen Kamm scheren zu wollen, aber gerade von denen hätte ich erwartet, dass sie irgendwann merken, wie uniform ihre Bärte und ihre dickrahmigen Brillen und ihre Tattoos sind, wenn sie in lauen Sommernächten die Außengastronomie der gentrifizierten Städte bevölkern. Das Arschgeweih hat es schließlich vor noch nicht allzu ferner Zeit vorgemacht, wie das Vorhaben, sich als individuell inszenieren zu wollen, eher suboptimal umgesetzt wurde. Da jetzt auch langsam aber sicher die Tennissocken die Füße zurückerobern, will man lieber gar nicht wissen, was als nächstes alles noch kommt. Doch genug gelästert. Zeit für

etwas Theorie

Mutmaßungen, warum das Gestrüpp im Gesicht überhaupt eine derartige Renaissance erfahren hat, gibt es einige. Neben dem beschriebenen nur mehr als misslungen zu bezeichnenden Bemühen, eine Art Alleinstellungsmerkmal zu generieren, hat die Nichtrasur natürlich etwas mit der Darstellung von Männlichkeit zu tun, wo sonst nicht mehr viel von dieser Männlichkeit abzubilden ist. Diese Theorie gewinnt an Kontur, wenn man sich daran erinnert, dass noch kurz bevor die Bärte massenhaft zu sprießen begannen, Metrosexualität als erstrebenswertes Ideal für den Mann von Welt galt. Da für die Pflege eines Bartes auch ein gutes Stück Zeit und Material aufgebracht werden muss, wenn sich keine Insekten oder Vögel darin einnisten sollen, wird sich die Kosmetikindustrie als solche nicht wirklich an dieser Gegenbewegung gestört haben. Einzig die Hersteller von Rasierklingen schauten etwas belämmert aus der Wäsche und bliesen zur nächsten Attacke: Wenn schon der Zugriff auf die Gesichter der Kundschaft schwieriger wurde, sollte wenigstens der Rest des männlichen Körpers so glatt wie der eines Schwimmsportlers sein.

Es sollte klar geworden sein, dass es in dieser Gemengelage um weit mehr als die bloße Frage geht, ob ein Vollbart jemandem steht oder nicht. Das nämlich tut er nur einem überschaubaren Kreis an Männern. Was wiederum die mit dieser Eigenschaft nicht gesegneten Männer bis jetzt genausowenig davon abgehalten hat, sich einen stehen zu lassen wie die Überlegung, dass so ein Bart beim Raufen, was ja ebenfalls eine Darstellung von Männlichkeit ist, gar zu viel Angriffsfläche bietet.

Bei der Frage, wie anziehend ein Vollbart auf die Frauenwelt wirkt, wird es leider auch nicht übersichtlicher. Frage zwei Frauen und bekomme drei verschiedene Antworten. Googele Dich schlau und bleibe beim Versuch. Der Überblick geht schnell verloren, und die nächste Frage, die sich stellt, lautet: Wie ernstzunehmen sind eigentlich Seiten, die empfehlen, gleich im Anschluss noch Beiträge über „Studie: Männer müssen sich zweimal die Woche mit Freunden betrinken, um gesund zu bleiben“ zu lesen? Oder „Studie: Männer mit Glatze wirken erfolgreicher, intelligenter und männlicher“? Ich habe in meinem Leben schon einige Menschen mit wenig Haupthaar gesehen und benötige für folgendes Urteil ausnahmsweise keine Studie: Zustimmung, wenn es heißt männlicher. Aber erfolgreich und Intelligent? Klar gibt es auch solche Ausnahmen, aber um mit dieser Aussage noch konform zu gehen, ist es zu spät; dafür habe ich bereits zu viele Glatzen gesehen, denen die Intelligenz buchstäblich ins Gesicht geschrieben stand. Mein Tipp für alle diesbezüglich weniger Begünstigten: Kombination Glatze und Gesichtsbehaarung. Denn bekanntlich nimmt der Bart dem Gesicht das Dumme.

So gesehen möchte ich einige Zeitgenossen lieber doch nicht oben ohne sehen.

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