Aufzeichnungen aus der Wirrnis des Alltags

Monat: Dezember 2017

3 gute Gründe, warum Du Deine Geräte einfach ´mal abschalten solltest. Und Dein Gehirn dafür ein

Unsitte. Entgegen etlichen anderen Ausdrücken kann man sich bei diesem Wort einen neutralen Gebrauch schon kaum vorstellen. „Unsitte“ ist schon immer mehr Kampfbegriff und beinhaltet einen ganzen Komplex an Werten und Normen. Unsitte werfen die Bewahrer den Modernisierern vor. „Unsitte“ rufen die Gesitteten etwa, wenn im Stadion Pyrotechnik benutzt wird. Oder wenn Apfelwein mit Cola gemischt wird. Kurz: Wer Unsitte sagt, verrät damit, auf welcher Seite er steht.

In vollem Bewusstsein darüber, als altmodisch abgestempelt zu werden, möchte ich hiermit Front machen gegen eine Angelegenheit, die mich persönlich immens stört. Gäbe es den Begriff Unsitte noch nicht, müsste man ihn hierfür erfinden. Denn nie war er so gerechtfertigt wie hier.

Ich bin nämlich des inflationären Gebrauchs des Etikettes „Eilmeldung“ langsam überdrüssig. Bald jeder Furz, den jemand irgendwo auf der Welt lässt, wird umgehend zu einer Eilmeldung hochgejazzt. Ein seit mehreren Wochen vermisster Mann wird tot aufgefunden. Zu spät, um auf diesen Umstand angemessen reagieren zu können, ist es also allemal. Warum also kann diese Nachricht nicht warten, sondern wird als breaking news auf die mobilen Endgeräte dieser Republik gefunkt? Lustig ist das nicht.

Da sich die Mediennutzung so weit verschoben hat, dass die halb- oder ganz-stündlichen regulären Nachrichtensendungen in Radio und TV ohnehin nicht mehr die Rolle von einst spielen, bräuchte man eigentlich sowieso keine Eilmeldungen mehr. Wo Nachrichten ständig sind, ist auch nichts zu unterbrechen.

Andererseits ist natürlich das Gedränge, bei wem eine Information als erstes zu lesen, hören oder sehen gibt, ununterbrochen. Was dazu führt, dass Nachrichten ohne jegliche Relevanz zu Eilmeldungen geadelt werden, damit auch bloß niemand anderes früher das Publikum mit diesem Kram penetriert. Naturkatastrophen, der Beginn militärischer Handlungen, das sind Eilmeldungen wert. Die Rückkehr von Mario Gomez zu einem mittelmäßigen Erstligaverein ist es – bei allem Respekt – nicht!

Ich verbinde mit 2018 natürlich nicht die Hoffnung, dass sich daran viel ändert. Eher steht das Gegenteil zu befürchten, und der Überbietungswettbewerb wird immer skurriler.

Wäre das alles das einzige Ärgernis im Zusammenhang mit Bemühungen, größtmögliches Interesse zu wecken – man könnte sich damit irgendwie noch arrangieren. Doch die Aufmerksamkeitsökonomie treibt ja noch manch andere seltsame Blüte. Seit ich an dieser Stelle regelmäßig Texte veröffentliche, suche ich ja gelegentlich Anregungen, wie das eine oder andere eventuell besser gemacht werden könnte. Natürlich suche ich das dort, wo ich garantiert keine guten Tipps finde, sondern eher Hinweise der Qualitätsklasse „5 einfache Tricks, mit denen Du SOFORT mehr Leser gewinnst“ Konsequenterweise ist der erste dieser Tricks, die Überschriften nach dem gleichen Schema aufzubauen. Statt immer nur zu meckern, habe ich diesmal auch etwas getan und diesen sensationellen Trick gleich ausgetestet. Dies nur als Erläuterung für alle, die sich bis jetzt gefragt haben, was ich diesmal für eine merkwürdige Überschrift gewählt habe.

Klingt auch eigentlich nicht ´mal ganz schlecht. Kann man so machen. Zumindest sofern man bei seinen Texten keinen Mindestehrgeiz an Originalität und geistiger Reife hat. Die besondere Tragik liegt leider darin, dass dieser unbedingte Wille zur Austauschbarkeit in der Tat sein Publikum findet. Die Reichweite lügt nicht.

Komplexe neue Welt

Aufmerksame Beobachter dürften inzwischen den Verdacht bestätigt sehen, dass mit der Ablösung von „Inhalt“ durch „content“ nach und nach auch der Anspruch an die Qualität des Inhalts verloren gegangen ist. Entscheidend scheint nicht mehr, was veröffentlicht wird, sondern dass veröffentlicht wird. Und nicht nur die Kulturpessimisten wundern sich, warum ein paar Menschen gescheiter werden, während die große Masse dümmer wird. Anderen wiederum kommt gerade letzteres sehr entgegen. Dabei hatte man einst das emanzipatorische Potential des www durchaus gefeiert. „Komplexe neue Welt“, denke ich mir während ich die Gedanken dazu in einen Topf werfe und unter gelegentlichem Rühren bis zur gewünschten Konsistenz zu einem breiigen Gebilde verarbeite. Was bleibt einem auch sonst übrig, wenn man selbst im Tauziehen um Aufmerksamkeit nicht nur mit den besten Freunden oder dem Nachbarn, sondern genauso mit Parteien und Großkonzernen konkurriert. Um hier nur einige wenige Akteure genannt zu haben.

Was bleibt, was kommt? Wer vermag das schon zuverlässig vorauszusagen? Man kann sich eine Zeit zurückwünschen, in der sich einem Zuviel an unerwünschter Information durch einen profanen „Bitte keine Werbung“-Aufkleber auf dem Briefkasten einigermaßen erfolgreich entgegenwirken ließ. So einfach wird es nie wieder sein. Und Wünschen hilft sowieso ungefähr so effektiv wie Beten.

Ab und zu Gehirn einschalten scheint mir da schon erfolgversprechender.

Eignet sich übrigens auch ideal als Vorsatz fürs neue Jahr.

Ich sag´s nur ´mal so.

How much is the fish?

„Da erscheinen erst ´mal ganz Andere auf dem Radar“, beruhigte mich mein Kollege. Zuvor hatte ich die Sorge geäußert, mit unseren Macken könnten wir für die neue Aushilfe mit ihrem Bachelor in Psychologie erstklassige Studienobjekte sein.

Weihnachtsfeiern eignen sich üblicherweise hervorragend, um einen solchen Befund zu belegen. Gleichzeitig kam mir während dieser Festivität auch der Gedanke, dass es genau jetzt an der Zeit wäre, einmal die komplette Belegschaft auszutauschen.

Zugegeben: Eine solche Maßnahme mag zunächst radikal erscheinen. Aber letzten Endes lässt sich nur so ein erneutes Wiedersehen mit den unbeliebtesten Schrottwichtel-Geschenken im nächsten Jahr zuverlässig vermeiden.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es jetzt für oder gegen das Konzept des Schrottwichtelns spricht, aber: Selbst eines von zwei im vergangenen Jahr äußerst gefragten Objekten hatte den neuen Besitzer gerade noch ausreichend beeindruckt, um es nicht bereits im Laufe des Jahres der stofflichen Verwertung als seiner endgültigen Bestimmung zuzuführen, sondern es immerhin bis zur Wiedervorlage in diesem Jahr aufzubewahren.

Dabei war der Eiscrusher so begehrt gewesen. Nachdem der letztjährige Empfänger jedoch gestand, das Küchengerät diese ganzen 365 Tage lang ebenso wenig benutzt zu haben wie sein Vorbesitzer, war der Reiz, das Ding zu ergattern, diesmal auch für alle anderen Teilnehmer schnell verflogen.

Es könnte aber auch daran gelegen haben, dass es dieses Jahr ein echtes Übergeschenk in der Verlosung gegeben hat: den singenden Fisch.

Noch kürzlich hatten wir uns auf der Arbeit darüber verständigt, uns ein stilvolles akustisches Signal zuzulegen, das die geschätzten Kollegen betätigen, wenn sie mir Arbeit hinstellen. Über Tröten und Rezeptionsklingel sind wir dann darauf gekommen, einen dieser Fische aufzuhängen, die „I will survive“ und „Don´t worry, be happy“ singen. Also hatte ich angekündigt, bei meinen nächsten Flohmarktbesuchen nach einem solchen Fisch Ausschau zu halten.

Und dann wird da auf der Feier dieses Ding ausgepackt! Für einen Moment drohte die große Frage, ob es Zufälle gibt, nicht nur das Wichteln, sondern die komplette Feier zu überschatten.

Um Euch nicht allzu lange im Trüben fischen zu lassen: Gibt es natürlich nicht. Der Fisch kam von einem Aushilfskollegen, der sich nach Bekanntgabe der Neuauflage des Schrottwichtelns an die Unterhaltung erinnert hat. Aber was für ein toller Hecht: Tauscht ´mal eben sein altes FIFA15-Spiel gegen diesen Fisch ein, um ihn uns bei der Weihnachtsfeier zu servieren. Petri Dank für diese Aktion! Wenn demnächst die komplette Belegschaft ausgetauscht wird, dann machen wir bei ihm eine Ausnahme. Und umgehen damit nebenbei eine an sich unzulässige Doppelbestrafung. Denn dieser wäre er dann zwangsläufig ausgesetzt, weil im Sommer auch noch sein Lieblingsfußballverein aus der 2. Bundesliga absteigen wird.

Das Wichteln bescherte uns also Eiscrusher und Fische, dazu hatten wir die obligatorischen Kerzen und DVDs. Bücher waren heuer etwas unterrepräsentiert, aber wir hatten auch das große schwere Päckchen, das Sachkundige umgehend als den alten Tintenstrahldrucker identifizierten, der letztes Jahr schon die Runde gemacht hatte. Im Prinzip auch für diese Aktion einen Daumen hoch. Denn einen Gegenstand wie beispielsweise besagten Icecrusher zu behalten, weil man ihn vielleicht irgendwann einmal benötigen könnte, ist das eine. Für einen Drucker, von dem man schon weiß, dass man ihn nicht in Betrieb nehmen wird, ein ganzes Jahr lang einen Platz irgendwo in der Wohnung vorzuhalten, weil man diesen einen Plan hat: nämlich ihn bei der nächsten derartigen Zusammenkunft wieder in den Ring zu werfen, das hat Stil! Butter bei die Fische: Ich fordere eine Jobgarantie für den jungen Mann!

Schöne Bescherung

Auch den Kollegen, den wir im Vorfeld extra noch mehrfach darauf hingewiesen haben, dass sich als Wichtelgeschenk die eine (!) schmutzige (!) Radzierblende aus dem Vorjahr nicht wiederholen sollte, müssen wir eigentlich im Team behalten. Weil er sich immerhin zu einem selbst gefertigten Schraubstock gesteigert hat. Und weil man bekanntlich nie weiß, wann man zufällig ´mal wieder eine Leiche benötigt und dann dankbar ist, wenn jemand da ist, der eigentlich entbehrlich ist.

Dass diese Frage nicht nur theoretischer Natur ist, zeigte sich, als wir später beim Ausprobieren eines Spiels, bei dem Tischtennisbälle direkt, mit Aufsetzer, über Bande oder andere Hindernisse in einem Becher untergebracht werden müssen, die Figur „Nur über meine Leiche“ spielen wollten. Da wir gerade niemandes sterbliche Hülle bei der Hand hatten, mussten wir uns also eine besorgen. Und also habe ich gefragt, wer aus unserem erlesenen Kreis am ehesten abkömmlich ist. Und dann kann man sich ja sicher sein, dass trotz der enthemmenden Wirkung des Alkohols fast alle schweigen.

Fast.

Man kann sich nämlich genauso sicher sein, dass es einen Kollegen gibt, der völlig unverkrampft spontan ausspricht, was die meisten denken. Und so hatten wir dann doch noch diese eine Situation, in der die Stimmung auch gern ´mal kippt. Dank der souveränen Nicht-Reaktion des Angesprochenen tat sie das nicht.

Zum Glück, denn sonst wäre ein spätes Geständnis womöglich im allgemeinen Trubel untergegangen: Einer der Kollegen hat uns alle beim Wichteln betrogen! Ganz als ob er keine Freundin hätte, die die Bude voll Tinnef stehen hat, hat er seinen Wichtel-Beitrag nämlich extra gekauft. Hätten wir das ´mal gewusst. Er wäre sehr wahrscheinlich einer der ersten Menschen gewesen, die beim Schrottwichteln disqualifiziert werden.

Zumindest bedeutete seine Beichte eine gleichzeitige Entlastung in einem anderen Fall. Denn dass wir nämlich ein Geschenk zu wenig hatten, kann ja mathematisch nur darin begründet liegen, dass einer der Gäste ohne Wichtel erschienen ist. Ich will nicht wissen, was noch alles nach und nach ans Licht kommt.

Der Fisch ist übrigens inzwischen gerade rechtzeitig vor meinem wohlverdienten Urlaub im Lager angekommen, weil dem Begünstigten klar wurde, dass er bei sich zuhause zum Staubfänger mutieren würde. Ich selbst bin mein Puzzle losgeworden. Wie Fische übrigens auch, strahlen Puzzles ja eine gewisse Hektik aus, die meinem Lebenswandel zunehmend weniger entspricht. Ich bekenne: „Zunehmend weniger“ klingt nicht so ganz logisch. Auf der anderen Seite sprechen wir doch aber auch ohne jeden Anflug von Zynismus von „glücklich verheiratet“, ohne dass sich jemand daran stört. Zurück zur Feier: Ich habe eine DVD erhalten. Action. Genau das richtige Genre für jemand, der wie erwähnt beim Puzzlen schon zuviel Adrenalin ausschüttet. Konnte ich noch gegen einen Coming-of-Age-Film eintauschen. Passt eher zu mir. Natürlich nur wenn man die in solchen Filmen obligatorische Lovestory abzieht. Aber um unpassende Geschenke musste ich mir zum Glück sowieso fast nie Gedanken machen. Die waren einfach immer da.

Was habe ich nicht schon alles zum Geburtstag bekommen in jungen Jahren: Verkehrsschilder und Eisfahnen waren da nur die Spitze des Eisbergs. Oder die sieben-saitige Gitarre, die nicht einmal den Anlass eines Geburts-, Namens- oder Sonstwas-Tages gebraucht hatte, um von der Straße aufgehoben und mir später überreicht zu werden. Die dann irgendwann sehr viel später als Teil einer Showeinlage während des Zeltlagers immerhin einmal in ihrem viel zu langen Leben einen gewissen Zweck erfüllte. Gitarre und Lagerfeuer, das passt halt einfach zusammen. Allzu lange hat sie zwar auch nicht gebrannt, aber um einen Moment knisternder Rockstar-Romantik zu erzeugen, hat es gereicht.

Wie ich so über all das nachdenke, ist es vielleicht doch keine so gute Idee, die komplette Belegschaft auszutauschen. Zum einen habe ich sie alle auch irgendwie lieb gewonnen. Samt ihrer Macken. Zum anderen sind schlechte Geschenke wenigstens retrospektiv für die besseren Storys gut. Gegenüber den mittelmäßigen Gaben haben die richtig schlechten Präsente den eindeutig höheren Erinnerungsfaktor. Und mir gefällt allmählich auch die Vorstellung, bei der Weihnachtsfeier in fünf Jahren zu rätseln, wer den Drucker, den Icecrusher und all das andere uns alle Jahre wieder begegnende Zeug eigentlich ursprünglich eingebracht hatte und durch wessen Hände die Sachen in der Zwischenzeit gegangen sind.

Das ist eigentlich nicht Teil des Spiels. Aber es könnte einer werden.

Rückblickzeit

Der Satz ist in der Adventszeit weiter verbreitet als Erkältungsviren. Als er diese Woche bei einer Unterhaltung zweier Kolleginnen wieder fiel, war ich dementsprechend kurz davor, laut „BINGO“ zu rufen. Gemessen an meinem Nachbarn sind sie mit dieser Erkenntnis wiederum spät dran. Denn dieser erklärt traditionell schon Mitte November das Jahr als „im Prinzip schon wieder vorbei“, um im nächsten Atemzug die Mutter aller Sätze ´rauszuhauen: „Dieses Jahr ging sooo schnell ´rum.“ Es mag natürlich sein, dass ein Jahr kürzer erscheint, wenn man es wie er sechs Wochen vor Ultimo schon für beendet erklärt. Doch beweist die höchsteigene Erfahrung der vergangenen Jahre den wahren Kern einer solchen Aussage: Dass das alles zwar wissenschaftlich kaum haltbar ist, weil nun einmal jedes Jahr gleich lang ist. (Über Schaltjahre und -sekunden sei in diesem Zusammenhang großzügig hinweggesehen.) Dass das subjektive Empfinden sich demgegenüber aber nur in überschaubarem Ausmaß um physikalische Gesetzmäßigkeiten kümmert. Dass – Konsequenz – je älter man wird, die Erde sich umso schneller um die Sonne zu bewegen scheint.

Wobei ich mich offen gestanden in diesem Jahr über mich selbst wundern muss. Weil dieses Jahr irgendwie anders war. Irgendwie länger als vergleichbare Jahre.

Die Suchmaschine zeigt bei der Recherche nach möglichen Gründen für diesen Befund nicht nur geistreiche Ergebnisse an. Wenn man bedenkt, dass der Begriff „Dschungelcamp“ hierzulande die fünft-häufigste Suchanfrage bei Google ist, löst das natürlich keine große Verwunderung aus. Das Bedürfnis nach schrottigen Informationen muss befriedigt werden. Trotzdem hatte ich mir sattelfestere Erklärungen versprochen als beispielsweise diese hier: Wer alt ist, wird langsamer, braucht für einzelne Tätigkeiten länger, kann also nicht mehr so viel erledigen wie ehedem und denkt daher, die Zeit geht schneller um. An Plausibilität kaum zu überbieten.

Manche verweisen auf die im Alter sinkende durchschnittliche Körpertemperatur. Andere werfen – noch präziser – die Hormone in den Raum. So genau wollte ich es dann doch wieder nicht wissen. „Die Hormone“ sind ja nur für so unterschiedliche Angelegenheiten wie beispielsweise Wachstum, Stoffwechsel und Sexualleben zuständig. Die Aufnahmefähigkeit eines durchschnittlichen Internet-Nutzers reicht wohl gerade für die Information, die Hormone seien schuld. Wozu also weiter in die Tiefe gehen und sich mit Nebensächlichkeiten aufhalten wie zum Beispiel der Frage, um welchen aus der ja doch recht mannigfaltigen Auswahl an Botenstoffen es sich dabei konkret handeln könnte. Da hat sich wohl wieder jemand eine Fachzeitschrift wie die BUNTE unters Kopfkissen gelegt und die Essenz des auf diese Weise über Nacht Gelernten am nächsten Morgen auf die Tastatur gespeit. Ich komme mir vor wie bei Woody Allen und seiner Zusammenfassung von „Krieg und Frieden“ nach einem Schnelllesekurs: „Es geht um Russland.“

Wiederum andere Deutungen beziehen ein Jahr auf die Gesamtanzahl gelebter Jahre einer Person. Nach dieser Lesart ist ein Jahr für einen Zehnjährigen eben ein Zehntel seines Lebens, für einen 65-Jährigen jedoch ein bedeutend geringerer Anteil an seinem bisherigen Dasein. Immerhin klingt das bis jetzt plausibler als die bisher skizzierten Erklärungsansätze. Da man allerdings getrost unterstellen kann, dass es mir auch dieses Jahr nicht gelungen ist, die Zahl meiner Lebensjahre zu verringern, erübrigt sich auch diese Interpretation. Schließlich halte ich nach wie vor daran fest, dass mir das Jahr länger vorkommt als frühere. Darüber hinaus kommen ja auch noch ein paar Tage dazu.

Des Rätsels Lösung sehr nahe

scheinen psychologische Denkansätze, die auf die Rolle neuer Erfahrungen abzielen. „Neuartige Erlebnisse dehnen im Rückblick die Zeit.“ Bei einem jungen Menschen kommen im Laufe eines Jahres durchschnittlich mehr vorher unbekannte Eindrücke zusammen als bei einem routiniert auf Autopilot navigierenden 45-Jährigen. Was immerhin Hoffnung auf längere Jahre im Ruhestand lässt, wenn wieder Zeit für neue Erfahrungen vorhanden ist. Ich habe es zwar so nirgends bestätigt gesehen, doch zumindest die Frage sollte gestellt werden dürfen, ob es sich so gesehen positiv auf die wahrgenommene Zeit auswirkt, wenn das Gedächtnis irgendwann nachlässt und man also theoretisch wieder neue Erfahrungen macht, obwohl man das Gleiche schon einmal erlebt hat.
Bis es so weit ist, sollten wir also wo und wann immer es sich anbietet abwechslungsreiche, neue Erfahrungen generieren – „vor allem solche, die mit großen Gefühlen verbunden sind.“ Das Paradoxon, dass in dem konkreten Augenblick des Erlebens die Zeit exakt andersherum wahrgenommen wird als in der Rückbetrachtung, wird übrigens berücksichtigt: Langweilige Momente dauern Ewigkeiten, doch hinterher ist alles rasend schnell vorübergegangen. Umgekehrt geht die Zeit bei anregenden Erlebnissen schneller als einem lieb ist vorüber, was aber später durch besagte Dehnung der Zeit wieder wettgemacht wird.
Das erklärt natürlich alles nicht, wieso ein Fußballspiel beim Stand von 2:1 die 5 Minuten Nachspielzeit die gefühlt längsten zehn Minuten meines Lebens sind, aber alles in allem sieht es stark danach aus, dass ich hiermit die Erklärung gefunden habe, die mir am besten gefällt.

Jetzt ist natürlich nicht für jeden eine ernstzunehmende Option, sich öfter ´mal frisch zu verlieben, ein Studium aufzunehmen, eine Kreuzfahrt zu machen oder auszuwandern. Eine hohe Ereignisdichte schaffen, einfach ´mal wieder etwas anders oder etwas anderes machen als üblicherweise, die berühmt-berüchtigte Komfortzone verlassen – das ist natürlich leichter gesagt als getan, wenn man Tag für Tag auf der Arbeit verbringt und dafür eventuell nicht einmal so viel Gage mit heim bringt, dass damit diese beabsichtigte Abwechslung auch zu finanzieren wäre.

Aber Neues zu lernen, unübliche Orte aufzusuchen, interessante und aufschlussreiche Begegnungen und Gespräche zu suchen sind ja keine gänzlich unlösbaren Probleme. Zudem vielleicht nicht die schlechtesten Vorsätze für 2018, sofern noch keine anderen vorhanden.

Angesichts der zahlreichen Aktivitäten, die ich in diesem Jahr mit und ohne Kind unternommen habe, könnte man meinen, dass ich das erste Mal im Leben intuitiv das Richtige gemacht habe. Das wäre in der Tat bahnbrechend! Zoo, Parks, Feste, Konzerte, Lesungen, das alles sind ja keine Meilensteine, sondern so unspektakulär wie es klingt. Und hat doch einen so nachhaltigen Effekt erzielt. Nicht völlig aus der Luft gegriffen, dass auch die fruchtbare Beschäftigung mit den Blogeinträgen ihren Beitrag zu diesem erfreulichen Resümee geleistet hat.
Insofern kann und soll dieser Text als ein eindeutiges Plädoyer für mehr Aktivität verstanden werden, gleichgültig welcher Altersklasse man angehört.
Bevor allerdings der Kalender fürs nächste Jahr noch mehr zugeballert wird, sei darauf hingewiesen, dass die Balance zwischen Action und Achtsamkeit entscheidet, ob einem Aktivitäten gut tun.
Wenn ich in einem Jahr also an gleicher Stelle das Thema Stress behandeln sollte, wird das Verhältnis nicht so ausgewogen gewesen sein wie erhofft…

Das Peter-Pan-Syndrom

Irgendwann in der Mitte dieses gerade auslaufenden Jahres muss es gewesen sein, dass ich in einer Talkshow die Kelly Family gesehen habe, wie sie verkünden, dass sie – nicht ganz vollzählig zwar, aber immerhin – wieder zusammen musizieren. Und weil eine gute Talkshow neben der Unterhaltung hauptsächlich dem Zweck dient, die Gäste zu promoten, boten sie in der Sendung auch recht bald eine Kostprobe ihres musikalischen Ausstoßes.

Ich war entsetzt.

Entsetzt über mich, weil ich das nicht einmal so schlecht fand.

Jetzt ist es natürlich gewiss nicht so, dass meine persönliche Jahresbilanz durch diesen Vorfall ganz konkret besser oder schlechter würde. Eher ist es so ein diffuses „Was hat die Zeit bloß mit mir gemacht“-Gefühl, das sich über die Jahresendzeitstimmung legt.

Über Jugendsünden wird viel geredet, Altersweisheit ist ein ebenso gern und häufig verwendeter Begriff, doch fast niemand spricht über Alterssünden. Ganz so als ob man mit den Lebensjahren einen Zustand erworben hat, in dem man über den Dingen steht und das (nicht nur musikalische) Urteilsvermögen unfehlbar würde. Welche Rolle spielt es da schon, dass die theoretische Chance, sich anhand der im Laufe der Jahre gewonnenen Erfahrungen ein ausgewogenes Urteil bilden zu können, von gefühlt gerade drei Prozent aller Menschen genutzt wird. Die Mehrheit dagegen übt sich in Altersstarrsinn, was bedeutet: Sie könnte es besser wissen, pfeift aber auf dieses Können.

Pfeifen wir auf mein altersmildes Urteil über die Kelly Family, doch bleiben wir beim spannenden Thema Musik und Jugendsünden. Hierzu bleibt festzuhalten, dass ich mir im Prinzip wenig vorzuwerfen hätte.

Wäre da nicht diese eine Sache.

Fun-Punk.

Der kleine vorlaute Bruder des zwischen kämpferisch und schwarzmalerisch changierenden Polit-Punks schrieb sich die Parole Party auf die Fahnen und gebar Kapellen mit übertrieben bescheuerten Namen wie Abstürzende Brieftauben oder Schließmuskel. Sehr beliebt waren Kombinationen aus den Bestandteilen Bestimmter Artikel + Adjektiv + ein nicht zwingend dazu passendes Hauptwort: Die leeren Versprechungen zum Beispiel. Wie sehr hier der Name schon Programm ist, ergab sich für mich leider erst mit ein wenig zeitlichem Abstand. Gern genannt werden in diesem Zusammenhang auch Die Goldenen Zitronen, die sich allerdings bereits sehr schnell von ihrem Frühwerk distanzierten. In ziemlich genau dem Moment nämlich, in dem die Musikindustrie den Fun-Punk für sich zu vereinnahmen begann und nicht weniger als eine zweite NDW loszutreten plante. Die Toten Hosen dagegen beweisen bis heute, dass ein schlechter Bandname kein Hindernis auf dem Weg nach ganz oben sein muss. Allein mit Liedgut wie „Eisgekühlter Bommerlunder“ wäre dieser Weg freilich alsbald in derselben Sackgasse geendet wie der von hunderten anderen Truppen.

Die für meine Ohren schmerzhafte Erfahrung, dass ein missratener Bandname allein noch keinen amtlichen Fun-Punk garantiert, machte ich, als ich mir ein Album der Angefahrenen Schulkinder zulegte. Von Slogans wie „Tötet Onkel Dittmeyer“ in die Irre geleitet, musste ich feststellen, dass diese Form von Comedy-Theater mitunter genauso zotig, aber leider ganz und gar kein Punk war. Für meinen jugendlichen Geldbeutel war das noch bitterer als für meine Ohren. Da war leider der Spaß vorbei! Wir rechneten ja zu dieser Zeit jeden Geldbetrag in die harte Währung Bierbüchsen um. Hätten wir nicht etwas Geld für Freibad, Konzerte oder eben Tonträger benötigt, hätten unsere Eltern das Taschengeld auch gern in Dosenbier auszahlen können. Für den Gegenwert dieses Fehlkaufs hätte ich jedenfalls einige davon bekommen können und hätte definitiv mehr davon gehabt.

Tonnenweise Dosenbier

Von Dosenbier sangen auch NoRMAhL, die in ihren Ursprüngen das Beste aus beiden Welten bot, die Polit- mit der Spaßfraktion der Punker vereinte, mit der Zeit aber zunehmend unerträglicher wurden, weil das Repertoire zu viel „Biervampir“ und zu wenig „Bandiera rossa“ bereithielt. Inzwischen spielen auch sie seit einigen Jahren wieder, und ein Weggefährte aus dieser Zeit weiß bei unseren sehr gelegentlichen zufälligen Begegnungen regelmäßig einen ihrer Konzerttermine in der Nähe. Aber es würde sich heute nicht mehr echt anfühlen, einen dieser Auftritte zu besuchen. Klingt esoterisch, ist aber so. Und wird auch nicht dadurch schlüssiger, dass die Aussage von jemandem kommt, der mit 45 Jahren immer noch auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft ist. Aber das wiederum gäbe genügend Stoff für einen eigenen Blogeintrag. Oder mehrere. Oder ist das der eigentliche rote Faden des Meilensteinbildhauers: Das niemals abgeschlossene Coming of Age des Protagonisten?

Zum Erwachsenwerden gehört das Austesten dazu, wie viele Dosenbiere in einen einzelnen Menschen hineingehen. Als Angehöriger bestimmter jugendlicher Subkulturen hat man für solcherlei Experimente ausreichend Gelegenheiten, weil im Prinzip das ganze Jahr über Karneval ist. Aber was hat man sich dabei eigentlich gedacht? Gestartet gegen so ziemlich alles, galt der ausgestreckte Mittelfinger der Punks dem bürgerlichen Faschingstreiben doch mindestens genauso wie ihren sonstigen Gebräuchen. Dass das Treiben der Bunthaarigen an und für sich hervorragend in die Szenerie der angepassten Teilzeittrinker zur närrischen Zeit gepasst hat – wollte oder konnte ich das in dieser Zeit nicht raffen? So gesehen wurde bürgerliches Verhalten eher imitiert als persifliert. Es hätte einem zumindest zu denken geben sollen, was für skurrile Leute da plötzlich alle mit auf die Konzerte gingen. Leute, die ohne jeden Anflug von Ironie Oberlippenbärte trugen und manche Geschmacklosigkeit mehr begingen. Der kleinste gemeinsame Nenner war Saufen und Ficken. Ersteres war durchweg gängige Alltagspraxis, dem anderen Element wurde sich eher theoretisch angenähert, dies aber nur nebenbei. Was Fun-Punk von karnevaleskem Schlager oder Après-Ski-Hütten-Sause-Musik unterschied, war neben verzerrten Gitarren hauptsächlich, dass man solch pubertäre Einlagen den jugendlichen Hirnen noch etwas eher verzeihen konnte als erwachsenen Unterhaltungs-Profis.

Einmal Jugend und zurück

Wie es im Leben manchmal so ist: Da lässt man eine Sache ´mal kurz für 30 bis 40 Jahre aus den Augen, und kaum dass man wieder hinsieht, ist alles auf den Kopf gestellt: Weil viele seiner Angehörigen ihr Nimmerland über all die ganzen Jahre nicht verlassen haben oder nach einiger Zeit wieder dorthin zurückgekehrt sind, ist Punk inzwischen von der einstigen Jugendbewegung teilweise zu einer Seniorenbewegung geworden. Das muss nichts Schlechtes heißen. Schließlich sind nicht alle älteren Menschen mit einem Nachmittag beim Bingo zufriedenzustellen. Allerdings hat manche Punkrockband ihren eigenen Legendenstatus dadurch demontiert, dass man ohne echte Not relativ uninspiriert wieder die Instrumente umschnallte und drauflosballerte. Wie früher eben, nur nicht mehr so authentisch. Und weil es sich so gut ergänzt, dass sowohl das jüngere als auch das betagtere Publikum ebenfalls nur wegen der alten Hits die Fäuste reckt, verkommen manche Musikanten als ihre eigene Coverband mit enorm hohem Fremdschämfaktor. Das mag für einen Abend aushaltbar sein, aber taugt das auch für einen kompletten Lebensentwurf?

Dabei geht es um so viel mehr als bloß Musik und die Diskussion, welche der Bands von damals heute noch hörbar sind. Die gibt es nämlich reichlich! Mindestens einmal im Leben stellt sich aber doch die Frage: Bleibt man sich selbst treu oder sorgt die notwendige Weiterentwicklung des Einzelnen irgendwann von selbst und zwangsläufig für das Verlassen des aktuell eingeschlagenen Weges? Man muss übrigens auch gar nicht erst so tun, als wären die Antworten auf diese Frage stets Ergebnisse bewusster Entscheidungen. Gemeinsam ist beiden Wegen immerhin das Beklagen, dass früher alles besser gewesen sei. „Wirst Du eigentlich nie erwachsen?“ Wie so häufig gibt es auch hierzu keine richtige oder verkehrte Erwiderung. Im Einzelfall durchaus als Lob zu betrachten, eine schöne Eigenschaft, die zu besitzen ich mir selbst für den Rest des Lebens wünschte, wenn mir eine Fee oder von mir aus auch ein Flaschengeist einen Wunsch gestatten würde. Wer aber in einem Alter um die 50 immer noch Schlagerpunk mit den gleichen pubertären und schlüpfrigen Texte wie ehedem hört oder gar selbst komponiert, wurde von der allgemeinen Entwicklung wohl abgehängt und sollte dem der Frage konnotierten Vorwurf eventuell ´mal nachgehen.

Otto Rehagel würde es wie folgt kommentieren: „Es gibt nicht alt oder jung, sondern nur gut oder schlecht.“ So einfach ist die Welt. Es muss nur ein Fußballtrainer kommen, um sie zu erklären.

Aus dem Innenleben der Meilensteinbildhauerwerkstatt

Nicht jeder Gedanke, der einem spontan in den Sinn kommt, verdient es, niedergeschrieben zu werden, um Hinz und Kunz damit zu belästigen. Zu dieser Erkenntnis gelange ich ausnahmsweise nicht beim Studieren der Kommentare unter einer beliebigen Nachrichtenmeldung irgendwo im www. Sondern regelmäßig wenn ich auf der Suche nach Inspiration für diesen Blog dem Irrglauben aufsitze, ich könne eventuell in der Datei Resteverwertung fündig werden. Diese enthält, nun ja, Reste. Zum Verwerten. Reste von Texten für diesen Blog, die aus der Endfassung später herausgekürzt wurden. Nicht unbedingt weil sie zu schlecht für eine Veröffentlichung waren. Zugegeben – manche schon auch. Zum Beispiel war ich eine kurze Zeit lang von dem Gedanken begeistert, den in irgendeinem Video aufgeschnappten Begriff der „Sozialakquise“ auf die eine oder andere Weise unterzubringen. Es inzwischen besser zu wissen bedeutet hier: zu wissen, dass es besser war, diese fixe Idee nicht umgehend in die Tat umzusetzen. Nieder mit der Spontaneität! Denn ´mal ehrlich: Natürlich geht es beim Thema Partnersuche, das ja hier regelmäßig mehr als nur eine Randnotiz ist, ums Werben und ums Verkaufen und um nichts anderes. Aber um diese Vokabel nachhaltig witzig zu finden, muss man schon sehr speziell ticken. Zu speziell, um noch zur Kernzielgruppe des Meilensteinbildhauers anzugehören.

Neben solchen Verfehlungen finden sich aber auch Versatzstücke, die ganz gut waren, aber in den ursprünglichen Zusammenhang nicht mehr hineingepasst haben. Sowie völlig zusammenhanglose Sätze, die auf den Zufall warten, dass ich irgendwann einmal ein Thema bearbeite, in das es hineinpasst. So kam mir irgendwann einmal zu Beginn dieses sich allmählich dem Ende nähernden Jahres in den Sinn, dass ich trotz sensibler Haustiere gegen ein formidables Feuerwerk eigentlich wenig einzuwenden habe. Zumindest dann nicht, solange es dort stattfindet, wo es hingehört, und das ist nun ´mal im Stadion und nirgends anders. Weil die Zeit eigentlich immer gegen mich arbeitet, bot sich kurz nach Silvester naturgemäß so bald keine adäquate Gelegenheit mehr, ihn in irgendeiner Weise unterzubringen. Wenigstens solange ich bei der Erzeugung sprachlicher Äußerungen nicht zum Freien Assoziieren übergehen will. Das können die Menschen, von denen eingangs die Rede war, deutlich besser.

Nachdem ich hiermit also einen vergleichsweise geistreichen Gedanken für den letzten Blogeintrag des Jahres dummerweise heute schon verbraten habe, ist aber anhand des Beispiels hoffentlich klar geworden, was genau in dieser Sammlung passiert. Ich sammle dort Sachen, von denen ich annehme, dass ich sie irgendwann noch einmal brauchen kann. Also genau so wie ich im übrigen Leben Gegenstände wie Schrauben und Muttern, Bücher oder Spielzeuge horte, sammle ich in dieser Datei Ideen.

Doch bei welcher Gelegenheit soll ich zum Beispiel das folgende unterbringen: „Ich bin sowieso jemand, der gern auch mal läuft anstatt mit dem Auto zu fahren. Es gab eine Zeit, in der bin ich so wenig Auto gefahren, da bin ich sogar zum Tanken zu Fuß gegangen.“ Ich hatte im Frühjahr diesen einen Text über bizarre Verhaltensweisen von Autofahrern. Dort hätte er noch am ehesten ´reingepasst, dem Ganzen am Ende aber nochmal eine zusätzliche Dimension gegeben, weswegen er weichen musste.

Grundsätzlich kreist hier ja alles um wiederkehrende Themen: Die Eintracht. Der Hund. Die unfassbare Beschränktheit mancher Zeitgenossen. Die ewige Suche nach einer adäquaten Partnerin. Die Eintracht. Der Hund. Die beinahe unfassbare Beschränktheit manch potentieller Partnerin. Da muss ich sowieso stets auf der Hut sein, mich nicht permanent zu wiederholen. Leider passiert nicht ständig so viel, dass ich jede Woche einen gleichermaßen unterhaltsamen wie originellen Blogeintrag allein aus aktuellen Erlebnissen aus dem Ärmel schütteln könnte. Nach Feierabend meine Macken zu pflegen benötigt ja auch seine Zeit. Andere wiederum würden mir in diesem Zusammenhang eher raten, die Macken unter Kontrolle zu bringen. Dass solche Einwände mit einer gewissen Berechtigung vorgetragen werden, kann ich auch gar nicht leugnen. Schließlich sollen meine Bemühungen, eine Partnerin zu finden, keine billige Echt-Leben-Kopie von Bauer sucht Frau werden. Für jemand, der weder Haus noch Äffchen oder Pferd hat, sowieso schon schwierig genug alles.

Ein Anfang ist gemacht

Da ich finde, dass es an der Zeit für die Überleitung der Woche ist, bitte sehr: Auf welche Weise das alles mit folgendem Gedanken zusammenhängt – ich weiß es nicht, aber mein KFZ-Anhänger wurde wieder besprüht. OFC hinten auf eine Tür. Wieder ´mal so ein „Ausgerechnet…“-Moment. Der Hänger hat trotzdem TÜV bekommen. Das wirft natürlich kein gutes Licht auf den Prüfer. Aber seit dem zweifelhaften Vergnügen einer beruflichen Fortbildung bei der DEKRA-Akademie ist bei mir ohnehin auch der letzte Rest Vertrauen in solche Instanzen verschwunden. Und da es mein Hänger ist, soll es mir natürlich recht sein. Alles andere muss der gute Mann selbst mit seinem Gewissen ausmachen.

Was beim Blick über die Themen des Blogs allemal auffällt: Obwohl sich morgen der Tag jährt, an dem ich diesen Wahnsinn hier begonnen habe, was ja letzten Endes nichts anderes bedeutet als dass sich inzwischen über 50 sehr gute Beiträge angesammelt haben, gibt es trotzdem zwei Themen, die – gemessen an der Rolle, die sie in meinem Leben spielen – hier im Blog bislang deutlich unterrepräsentiert sind: Mein Kater sowie mein Sohn.

Dass beides coole Säue sind, brauche ich wohl nicht extra erwähnen. Was den Kater betrifft, bin ich auch eifrig am Sammeln. (Richtig: Findet sich alles in besagtem Textdokument.) Es sei also hiermit versichert: Da kommt noch was!

Was den kleinen Mann anbelangt, mag es daran liegen, dass sich ein Großteil fabelhafter Storys im Zusammenhang mit Kleinkindern aus dem Kontakt zu anderen Erwachsenen speist. Meist sind diese Anderen dann selbst Betroffene, also ebenfalls Eltern. Zu solchen wiederum habe ich als Teilzeiterziehungsberechtigter eben auch vergleichsweise wenig Kontakt. Das ist für mich als private Person ein Segen. Der öffentlichen, schreibenden Person fehlt allerdings dadurch der Zugang zu einer fast unerschöpflichen Quelle an Inspiration. Ich will gar nicht wissen, was hier im Blog los wäre, würde es zu meinen alltäglichen Prüfungen gehören, mich mit Aussagen ungefähr dieser Qualität auseinandersetzen zu müssen: Meiner kann/konnte ja schon so früh laufen, sprechen, alleine kacken, bügeln. Vermutlich werden diese Wunderkinder mit 12 Jahren schon allein Auto fahren können. Bloß: Dass ein jeder, der nur drei Wochen eher als Gleichaltrige irgendeinen Mist fabriziert, sofort als hochbegabt eingeschätzt wird, ist gag-mäßig auch schon dermaßen überstrapaziert, dass die Welt eines garantiert nicht benötigt: einen zusätzlichen Beitrag meinerseits zu diesem Phänomen.

Andererseits: Sollte die Zeit reif sein und ich überdies der Meinung, dem Themenkomplex noch etwas Gescheites hinzufügen zu können, gibt es auch dafür einen eigenen Text.

Ein Jahr Meilensteinbildhauer heißt ja im Prinzip auch nicht sehr viel mehr als: Ein Anfang ist gemacht.

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