Wenn man als im Februar Geborener als Kind noch einigermaßen Freude daran hatte, die Geburtstagsfeier als Faschingsfeier zu inszenieren, hört ab einem gewissen Alter der Spaß definitiv auf. Freundschaften stehen auf dem Spiel, wenn sich Eingeladene zwischen Deiner Party und dem Kappenabend zu entscheiden haben. Richtig schlimm wird ein Geburtstag jedoch erst in einem Alter, das im allgemeinen als „gesetzt“ bezeichnet wird. Dann nämlich kommen zu dem Risiko, dass erwachsene Menschen kostümiert zu Deiner Party erscheinen, noch weitaus schlimmere Sorgen: Man erwartet von sich selbst geistreiche Antworten auf die Fragen

  • Was habe ich bis hierhin eigentlich erreicht?
  • Wo soll das noch hinführen?
  • Kommt jetzt überhaupt noch etwas oder war es das im wesentlichen?

Und weil es immer noch schlimmer geht: Selbst das Unbehagen, hervorgerufen durch diese Fragen sowie die vom Leben bis dato erhaltenen und eher als desillusionierend zu bezeichnenden Antworten darauf, verblasst angesichts der Aussicht, dass jemand der drei bis vier Menschen aus dem Umfeld fragt, was man sich denn so wünsche.

Ich möchte dieser Frage ihre Berechtigung auch gar nicht absprechen. Wir leben ja nicht mehr in Zeiten, in denen die Bedürfnisse offensichtlich waren, weil man nichts hatte. Wenn Menschen heute noch der Illusion erliegen, es mangele ihnen an etwas, heißt das ja für weit über 90 Prozent der Menschen in diesem Land lediglich, dass sie nicht zu schätzen wissen, was sie haben. Insofern ist es sogar zu begrüßen, wenn nach einem Wunsch gefragt wird, bevor einfach drauflos gekauft wird.

Viele Wünsche, die ich noch hege, sind für Geld sowieso nicht zu bekommen. Daher wird selbst wer noch so hartnäckig nach meinen Wünschen gefragt hat, mir bei meinem Wunsch, nehmen wir als Beispiel dünn, gutaussehend und schlau zu sein, kaum behilflich sein können. Davon, dass andere Leute diese Wünsche kennen, werde ich ja das Problem nicht los, dass ich von allem nur so „geht so“ bin. Zu wenig jedenfalls, um vor mir selbst als meinem schärfsten Kritiker zu bestehen.

Ein anderes Beispiel: Dass ich ein paar Idioten weniger auf dieser Welt für wünschenswert halte, ist die eine Sache. Sollte wirklich jemand deswegen losziehen und ein paar der größten Idioten abknallen, wäre das im wahrsten Wortsinn übers Ziel etwas hinausgeschossen.

Wie man sieht, ist alles nicht so einfach. Leichter ist es definitiv, Dinge aufzuzählen, die ich mir nicht wünsche Da hätte ich spontan mehrere Ideen.

Zuallererst alles, was meine Mutter bei diversen Teleshopping-Kanälen angeboten bekommt. Das wäre schon Geschenk genug. Mit den Sachen von QVC und Konsorten war sie bislang selten gut gefahren. Im Grunde weiß sie auch, was ich davon halte. Weil aber die freiwillige Gehirnwäsche dieser Sender so gut funktioniert und die „Moderatoren“ dort so sympathisch sind, muss man jederzeit damit rechnen, dass sie wieder irgendwelche Produkte minderwertiger Qualität ohne jeglichen Gebrauchswert anschleppt.

Und wenn wir gerade über mangelnden Gebrauchswert reden, darf eine Innovation nicht unerwähnt bleiben:

Digitale Sprachassistenten

Leider ist die Debatte um die smarten Lautsprecher ideologisch aufgeladen. Vor lauter Datenschutzbedenken gerät fast in Vergessenheit, dass Alexa und Co im Prinzip nichts können, was ein gesunder und mittelmäßig begabter Mensch nicht auch kann.

Sollte ich indes länger Single sein als meine beiden Tiere leben und mir danach einfach jemand fehlen, den ich herumkommandieren oder mit dem ich quatschen kann, könnte die Anschaffung eines solchen Teils eine Überlegung wert sein. Vorher nicht. Denn: Musik anmachen, Heizung aufdrehen, Licht ausknipsen, Einkaufsliste schreiben – das kann ich auch gerade noch selbst. Genauso wie Saugen. Daher wünsche ich mir auch keinen

Saugroboter

Zugegeben: Saugen ist lästig. Saugen kostet Zeit. Zeit, die man nicht hat. Mehr Zeit steht auf jedem Wunschzettel ganz oben. Bis zu diesem Punkt hört sich alles nach einer klaren Sache pro Saugroboter an.

Die Rechnung geht allerdings nur auf, solange man das Gerät in einer unbewohnten Wohnung rotieren lässt. Überall dort, wo Spuren menschlichen Lebens zu finden sind, wird es problematisch. Sprich: Man darf nicht zu viel Zeug uninspiriert auf dem Boden ´rumstehen haben. Natürlich muss ich beim manuellen Saugen das alles auch erst vorher wegräumen. Aber wer möchte schon seine Schuhe, Türstopper und Katzen permanent an Orten stehen und liegen haben, wo sie nicht hingehören, nur um dem Saugroboter den ganzen Tag über freie Fahrt zu gewähren. Also kann ich auch schnell konventionell durchsaugen; umso schneller ist danach alles wieder an seinem Platz.

Von alldem abgesehen wäre mir das Geschehen zu laut, wenn der Hund versucht, das Teil aus dem Weg zu bellen. Wie der Sprachassistent wird demnach ein Saugroboter frühestens dann bei mir einziehen, wenn die Tiere aus dem Haus sind.

Vom Kernproblem, dass neue Produktentwicklungen heutzutage nur in Ausnahmefällen kleine Revolutionen sind, die Lösungen für echte bestehende Probleme anbieten, ist auch ein Gerät betroffen, das von seinen Anwendern trotzdem als genau das gefeiert wird. Der

Thermomix

Eigentlich gibt es keine Aufgabe, die der Thermomix nicht bewältigen kann: Zerkleinern, Wiegen, Garen, Rühren, Professionelle Zahnreinigung. Angebote von diesem Gerät sehr ähnlichen Maschinen bei einem Discounter sorgten für Tumulte, Handgreiflichkeiten und Polizeieinsätze. Was die Sache wiederum ein Stück weit sympathisch macht. Der Thermomix ist also doch nicht nur Küchenmaschine, sondern mindestens noch Statussymbol und Fetisch, kann also in der Tat mehr als man ihm äußerlich ansieht. Noch dazu erledigt er das alles nur unbedeutend leiser als ein startendes Flugzeug. Und scheinbar kann er Menschen zum Kochen animieren, die vorher maximal Dosen, Suppentüten und gelieferte Pizzaschachteln öffnen konnten. Vielleicht ist das der eigentliche Erfolg des Thermomix. Zumindest dafür: Daumen hoch! Ich persönlich bin ohne einen solchen High-End-Mixer bald 46 Jahre alt geworden, habe also Grund zu der Annahme, dass ich auch noch ein paar weitere Geburtstage werde feiern können, auch wenn ich keinen habe.

Nachdem ich mich hiermit als Produkttester hinreichend diskreditiert habe und nebenbei zu dem Thema 46. Geburtstag eigentlich alles gesagt wurde, kann ich ja dann allmählich beginnen, mich auf das anstehende Wiegenfest zu freuen.