Da war es wieder! Nicht auf der Suche. Woher nehmen eigentlich manche Frauen die Gewissheit, eine solche Aussage wäre eine tolle Methode, einen interessierten Mann abzuwimmeln, ohne ihm ein allzu schlechtes Gefühl zu geben?
Wir reden hier wohlgemerkt nicht über Anquatschversuche auf der Straße, sondern im Kontext von Partnerschaftsbörsen im Netz, wo mindestens die Anmeldung mehr oder weniger deutlich darauf hindeutet, daß da jemand sehr wohl auf der Suche ist. Insofern: Schön wenn manchmal wenigstens überhaupt eine Antwort kommt, aber in diesem Fall gesellt sich zu dem an sich schon nicht erhebenden Moment der Zurückweisung obendrauf noch die Ahnung, daß die Wahrheit eventuell einen Ticken weniger frustrierend wäre. Weil dann nämlich nicht noch das Gefühl dazu käme, für besonders einfältig gehalten zu werden, da so eine Aussage in so einem Rahmen nun einmal eine der unglaubwürdigsten überhaupt ist.
In meiner Neigung, das letzte Wort gern für mich zu beanspruchen, habe ich auf so ein „Ich bin zur Zeit nicht offen für neue Kontakte“ neulich trotzdem zurückgeschrieben. Daß ich es in diesem Fall für die schlechteste aller Strategien halte, sich auf einer Singlebörse anzumelden. Man möchte dann ja auch etwas Nettes mit auf den Weg geben. Also habe ich ergänzend noch viel Erfolg bei was auch immer sie sucht gewünscht. Ich habe noch einen zwinkernden Smiley eingebaut, um sicher zu stellen, daß meine Unmutsbekundung auch als Witz verstanden wird.
Ohne ins Detail zu gehen – ich glaube, sie war mit dem Inhalt meiner Nachricht nicht einverstanden.
Ich habe dann nochmal zurückgepöbelt und sie gleich danach blockiert. Für den Fall der Fälle.
Generell sollte man normalerweise annehmen, daß die Erlebnisse bei der Partnersuche ein schier unerschöpflicher Quell an Inspiration für lustige Texte sind. In der Tat wage ich mir kaum auszumalen, was hier für Beiträge entstünden, wenn ich von gelegentlichen Treffen berichtete. Das Problem an der Sache: Zu persönlichen Begegnungen kommt es im Normalfall nicht.
Es kommt ja nicht einmal zu gescheiten Antworten. Manchmal freut man sich dann sogar schon, wenn überhaupt geantwortet wird. Selbst wenn nur selten mehr als Scheißdreck herauskommt. Auch hierzu ein Beispiel:
Ich wurde angeschrieben. Von einem FC-Bayern-Fan, wie mir ihr Profilbild verriet. Und viel zu jung. Als ob ein K.O.-Kriterium allein nicht schon gereicht hätte. Aber na gut. „Hallo wie geht’s“, wollte sie wissen. Oops! Habe ich nicht tausendfach gelesen, daß die potentiellen Partnerinnen sich wünschen, nicht in 08/15-Manier angeschrieben zu werden? Und aber haben wir nicht alle tief in uns drin die Überzeugung, wenn man etwas erreichen möchte, sollte man mit gutem Beispiel vorangehen? Und jetzt so ein Einstieg, der an Originalität kaum zu überbieten ist. Hut ab!
Wir haben uns trotzdem ein paarmal hin und hergeschrieben, ohne daß es jedoch ansatzweise in die Tiefe ging. Das war alles so spannend wie der Einstieg. Ich habe ihr irgendwann zu verstehen gegeben, daß ich ihre Nachrichten recht einsilbig finde. Ihre letzte Nachricht war „ich hab nicht immer zeit einen Roman zu schreiben.“ Was ich dann zum Anlass genommen habe, in diesem Fall darauf zu verzichten, das letzte Wort haben zu wollen.
Bewerbung, Werbung, Partnerwahl
Viele Singles in den einschlägigen Portalen haben mit einem Problem zu kämpfen, das ich sonst überwiegend bei Fans mancher Fußballvereine beobachte: Sie neigen einfach zu einer gewissen Überschätzung bei der Frage, in welche Liga sie gehören. Mag ja sein, daß es in dem einen oder anderen Fall auch klappt, aber es steigen eben immer nur ein paar wenige auf.
Deswegen bewerbe mich ja auch nicht als Bankdirektor, wenn ich bislang als Paketfahrer tätig gewesen bin. Überhaupt: Bewerbung, Werbung, Partnerwahl – das sind ja im Prinzip Geschwister. Manchmal kommt es im Rahmen der Partnersuche zu Vorstellungsgesprächen, nach denen es heißt: Wir melden uns. Manchmal wird ein begonnenes Verhältnis in der Probezeit beendet, weil eine der Vertragsparteien sich mehr versprochen hatte oder andernorts gar schon mehr gefunden hat. Hier wie dort gehören die Nicht-Reaktionen auf die Zuschrift zu den nervigsten Angelegenheiten. Und es wird gelogen, daß sich die Balken biegen. Daß ich beispielsweise einer sich selbst als sportlich bezeichnenden Frau nicht schreibe, liegt in jedem zweiten Fall weniger an meiner innersten Überzeugung, daß Sport und ich nicht zusammenpassen. Sondern daß ich es angesichts anderer Profilmerkmale einfach nicht abkaufe mit dem sportlichen Engagement und den Verdacht hege, dieses Attribut wurde sich selbst aus taktischen Gründen verliehen, um das Interesse zu steigern. Ergibt einen gewissen Sinn, denken sich wahrscheinlich jetzt manche Leser wieder. Zu Recht. Partnersuche ist also keineswegs bloß die Fortführung der Jobsuche mit anderen Mitteln. Sondern die Mutter aller Marktbeeinflussungen.
Vielleicht ist der Rat so verkehrt nicht, den mir noch jeder meiner Freunde nach meiner Ankündigung gab, online mein Glück zu (ver)suchen: Ein professionelles, aussagekräftiges Produktfoto.
Doch was genau war nochmal „aussagekräftig“? Das echte und authentische? Oder das in Szene gesetzte, die Schokoladenseite betonende und nachbearbeitete?
Ich habe Grund zur Annahme, auch deswegen eher weniger Antworten zu bekommen als ich eigentlich verdient hätte, weil ich optisch durch diverse Raster falle. Weil ich nicht gerade mit Strandfotos mit sichtbar gut geformtem Oberkörper dienen kann; die Sonnenbrille lässig im Haar geparkt oder noch schlimmer dort wo ehemals Haar gewesen ist. Ihre Tattoos genauso individuell wie ihre Vollbärte, die noch vor zehn Jahren bei über 90 Prozent der Frauen ein absolutes Ausschlusskriterium gewesen sind. Die Kerls, die diesbezüglich noch jedes Klischee übererfüllen, sind höchstwahrscheinlich diejenigen, die auch die Schale einer Wassermelone essen, weil diese das Stehvermögen erhöhen soll.
Sagt man. Ich habe es nicht getestet. Sollte ich eventuell ´mal tun. Ich kann mir höchstens noch vorstellen, daß man sich – ähnlich wie nach dem Knacken von Nüssen zwischen den Gesäßbacken – nach dem Verzehr der Schale so männlich fühlt, daß auch der beste Freund von allein steht, weil man sich selbst so geil findet. Falls ich es irgendwann einmal probieren sollte, so könnt Ihr Euch sicher sein, die Erfahrungen exklusiv hier beim Meilensteinbildhauer präsentiert zu bekommen. Bis dahin interessiert unabhängig von der Frage, wer so etwas herausfindet, vor allem noch: Wie findet man das heraus? Und: Warum findet man das heraus?
Was ich allerdings inzwischen herausgefunden habe: Fotos, auf denen Tiere mit abgebildet sind, sind der Sache nicht dienlich. Mit Hundefotos hatte ich ja hier im Blog schon einmal über Erfahrungen berichtet, aber auch Fotos mit Papageien, Ziegen, Schafen oder Eseln schrecken tendenziell eher ab. Für den ersten Eindruck ungeeignet. Ich achte bei Aufnahmen im Freien inzwischen sogar drauf, daß nicht irgendwo im Hintergrund ein Vogel das Foto gebombt hat. Insekten sind ebenfalls so ein Thema. Wobei der Negativeffekt bei letzteren bei Innenaufnahmen vermutlich noch größer wäre. Andere umherfliegende Gegenstände, die Vögeln ähneln, gehen inzwischen eigentlich auch nicht mehr.
Solltet ihr also wirklich gelungene Aufnahmen von Euch auf dem Markusplatz haben – denkt gar nicht erst drüber nach..!
Mein Intellekt ist meine Schönheit
Testosteron wirke sich wesentlich auf die Entscheidungsfindung und Urteilskraft des Mannes aus, hat eine Studie kürzlich herausgefunden. Heißt: Zunächst gar nichts. Bestätigt es doch lediglich den Zustand, den jeder, der halbwegs bei Trost ist, bereits seit geraumer Zeit geahnt hatte. Trotzdem empören sich die ersten echten Männer, obwohl bei genauerer Betrachtung die Frauen dabei viel schlechter wegkommen als auf dem ersten Blick ersichtlich. Legt man nämlich eine heteronorme Zweierbeziehung zugrunde, finden wir als Gegenstück zum Testosteron-Protz eine Frau, die das alles außerordentlich attraktiv findet und der es also offenbar nichts ausmacht, wenn der Sexualpartner nicht klar denken kann.
Bedenkt das bitte, bevor Ihr schadenfrohes Gelächter anstimmt.
Sollte jemals einer meiner Blogeinträge einen tieferen Sinn gehabt haben, dann wohl dieser hier an genau dieser Stelle, an der wir uns jetzt befinden.
Wenn ich mich spontan entscheiden müsste, würde ich nach wie vor lieber schlau sein. Ich bin gewiss kein Genie, aber auch nicht dumm. Ich habe Humor und Kreativität. Und sogar ein bißchen Charme (wenn ich will). Was ich nicht mehr habe: Die Erwartung, daß eine Frau das interessiert. Fremde Menschen mit diesen Eigenschaften beeindrucken zu wollen, ist auch nur so lange spannend, wie diese Menschen vielleicht im Gegenzug ebenfalls etwas in dieser Hinsicht anbieten können.
Insofern bekommen wir am Ende vielleicht tatsächlich alle den Partner respektive die Partnerin, die wir verdienen. Nervig ist dabei gar nicht das Warten darauf, die Richtige zu finden, sondern während der Suche mit so vielen Menschen klarkommen zu müssen, die recht offensichtlich die Falschen sind.