Aufzeichnungen aus der Wirrnis des Alltags

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Banausen ohne Grund

Es gab da diesen einen Kollegen: Glühender Anhänger eines inzwischen viertklassigen Fußballvereins aus der Gegend hier. Aber auf den klassischen Montagvormittag-Gesprächseinstieg „Und – Kickers..?“ hat er oft genug erst ´mal zurückfragen müssen, wie sie gespielt haben.

Hallo..?!

Nicht dass es mir zustünde, zu verurteilen, wenn Menschen an Spieltagen lieber ihre Zeit verschwenden als vor Ort, am Radio oder anderen mobilen Endgeräten mit ihrem Team zu kämpfen, zu leiden, zu gewinnen oder um den Sieg beschissen zu werden. Aber es konnte mir auch niemand plausibel folgenden Sachverhalt erklären: Jemand, der zwei Tage lang das Ergebnis „seines“ Vereins gekonnt zu ignorieren in der Lage ist, kann sich plötzlich ebenso gekonnt darüber aufregen, dass der Aufstieg verspielt wird. Und das obwohl es Montag Vormittag auf der Arbeit ist und es also inzwischen bei weitem andere Dinge gäbe, über die aufzuregen sich eher lohnte.

Manchmal haben wir uns überlegt: Was würde wohl passieren, wenn wir ihm einfach ´mal ein komplett falsches Ergebnis durchgeben? Oder gleich eine ganze Saison lang im Glauben lassen, dass es diesmal mit dem Aufstieg klappt. Aber weil wir schon damals zu gut für diese Welt gewesen sind, endete es bei diesem Gedanken. Und der Einsicht: Banausen sollten besser unter sich bleiben.

Banausendarsteller dagegen verhalten sich wie Banausen, sind aber keine. Sie lieben das ironische Spiel mit den Banausigkeiten. Und wo praktizieren sie diese spezielle Form des method acting? Natürlich dort, wo es wehtut: Im Stadion nämlich zwischen den 99 Prozent der anderen, der echten Banausen. Die sich mit ihren zwei verbliebenen Zähnen im Maul des Verdachts auf Ironie gar nicht erst aussetzen, wenn sie „Frankfurt ist die geilste Stadt der Welt“ und „Alles außer Frankfurt ist scheiße“ rufen. Wer solche Gestalten sieht, ahnt, weshalb der Ausdruck „Fremdschämen“ in den letzten Jahren in Mode gekommen ist.

Wie grandios dagegen das Kino, welches die Banausendarsteller bieten: Nicht allein dass sie zwischen all jenen Vollpfosten Contenance wahren – augenzwinkernd greifen sie das Gehabe der Banausen auf und vollenden es auf ihre Weise.

Es sind diejenigen, die den Strafstoß am vehementesten von allen einfordern, obwohl sie genau gesehen haben, dass es eine Schwalbe war. Was „unsere“ Spieler jedoch niemals tun würden. Sie schämen sich nicht, laut „Schieß!“ zu brüllen, wenn der Spieler der anzufeuernden Mannschaft den Ball gerade erobert hat und frei zum Schuss käme, sich allerdings dort, in Höhe des Mittelkreises, in alles andere als aussichtsreicher Position zum Torabschluss befindet. Sie wissen auch, dass man diesen Ausruf noch einmal bringen kann, nach diesem zweiten Mal aber kein weiteres Mal.

Das mit den Distanzschüssen ist übrigens ein gern aufgegriffenes Thema: Ein anderes Mal stand einer neben uns, der darüber klagte, „schon lange keine 60-Meter-Schüsse“ mehr gesehen zu haben.

Man weiß über die Banausendarsteller, dass sie genauso unter dem müden Gekicke leiden wie alle anderen. Aber mit einem nur vordergründig resignativen „Beim Elfmeter kann er wenigstens keinen Fehlpass spielen“, illustrieren sie eindrucksvoll, dass Humor dem Leben diese gewisse Leichtigkeit wiederbringt, die angesichts gewohnt schlechter Leistungen auf dem Platz oft schon beim Ansehen des Aufwärmprogramms abhanden kommt.

Echte Banausen fordern auch schon ´mal die Auswechslung eines Spielers, von dem sie nicht mitbekommen haben, dass er diesmal ohnehin auf der Bank sitzt. Banausendarsteller fordern „Funkel raus“ bei vollem Bewusstsein darüber, dass der Geschmähte seit letzter Woche beurlaubt ist und für manches, nicht aber für die aktuell schlechte Vorstellung des Teams verantwortlich ist. Die echten Banausen sind auch die Mädchen, die den Torwart der Bochumer ganz süß finden, auch wenn der Gast eigentlich Werder Bremen ist. Was natürlich so viele Klischees bedient, dass die Anmerkung unbedingt vonnöten ist, dass sich auch schon Kerls über Tore des Gegners gefreut haben, weil sie die Trikotfarben nicht zuordnen konnten. Echte Banausen halt.

Fußball ist vielleicht nicht so seine Stärke, aber sonst ist das eigentlich okay, was der da macht.“ (unbekannter, ungenannter, unbemannter oder umbenannter Herkunft)

In einem sind sich authentische wie darstellende Banausen genau gleich: Die Sprüche fallen unabhängig vom Spielverlauf. Allerdings steigt die Wahrnehmung dafür, wenn auf dem Platz nichts geschieht. Was zu dem Gefühl führt: Je schlechter das Spiel, umso dümmer die Sprüche. Es gab in der Geschichte meines Vereins bekanntlich häufig Zeiten, zu denen die Sprüche zwangsläufig interessanter als das Spiel gewesen sind. Weil alles interessanter gewesen wäre als das Spiel. Angenommen, es wären vor Anpfiff die Wände gestrichen worden – es wäre interessanter gewesen, der Farbe beim Trocknen zuzusehen, so schlecht haben die gespielt. Oder wie es einer aus dem Block mal formulierte: Das Interessanteste am Spiel sind die Flugzeuge, die dauernd drüberfliegen.

Als besonders inspirierend empfinde ich auch so manche originelle Beleidigung, die mich das ein ums andere Mal sogar für eine Last-Minute-Niederlage entschädigt hat. Manchmal auch für eine seit der ersten Minute feststehende Niederlage. Was ein anderes Thema ist.

Adressat einer ausgestoßenen Beschimpfung kann theoretisch jeder sein: Eigene oder des Gegners Spieler (Abwesenheit schützt wie gesehen nicht vor Unmutsbekundungen), Trainer, Vorstand, Schiedsrichter, Zuschauer im gegnerischen Block, Zuschauer im eigenen Block. Im Stadion gibt es eigentlich immer jemanden ohne Anlass zu beschimpfen. Und zwischen der Monokultur aus „Hurensohn“ und „schwuler Was-auch-immer“ wird dann eben auch ´mal die eine oder andere Perle ausgespuckt.

Wenn zum Beispiel dem Sohnemann, in Richtung der Gästefans deutend, mit den Worten „Das da drüben sind die Idioten“ die allererste Lektion zum Thema Mikrokosmos Stadion beigebracht wird, verdient das ohne Zweifel das Prädikat „pädagogisch besonders wertvoll“.

Ansonsten ohne zusätzlichen Kommentar einige der schönsten Beleidigungen, die ich beim Fußball das erste Mal gehört habe und die offen gestanden viel zu lange (und im übrigen auch völlig unbegründet) in meinem Formulierungsschatz lange nicht vorkamen und erst dank der Beschäftigung für diesen Blogeintrag wieder ins Bewusstsein gerückt sind:

„Der kriegt nicht mal den Senf auf die Bratwurst“

„Der würde sogar über ein kabelloses Telefon stolpern“

„Ich hab´ schon gegen Sachen gepisst, die schlauer waren als der“

„Der ist zu blöd um eine leere Schublade aufzuräumen“

Nicht fehlen dürfen in diesem Zusammenhang noch die Verbalinjurien Beilagenesser, Hafensänger, Langscheißer, Kassenpatient sowie das immer wieder großartige, oft kopierte und nie erreichte Hammerwerfer. Es wird Zeit, sich ´mal wieder ein Spiel vor Ort anzusehen.

Erfolglos genug spielen sie ja in der Zwischenzeit wieder.

Grundgesetz für die BRD

Präambel
Ist das Grundgesetz noch zeitgemäß? War es jemals zeitgemäß? Soziokulturelle Verschiebungen haben im Laufe der Jahre eine Parallel-Verfassung entstehen lassen. Dieser Entwicklung wird nun Rechnung getragen, das neue Grundgesetz hiermit in Form gegossen.

Artikel 1
(1) Der Ball ist rund
(2) Das Runde muss in das Eckige
(3) Wir sind Weltmeister

Artikel 2
(1) Geiz ist geil
(2) Ich bin doch nicht blöd

Artikel 3
(1) Das Auto ist der Haushalt des Mannes
(2) Wer bremst, verliert
(3) Die paar Schritte kann ich auch fahren

Artikel 4
(1) Wenn drei Deutsche sich treffen, gründen sie einen Verein
(2) Privat Krankenversicherte sterben länger
(3) Wer Butter vom Amt will, muss Milch auf den Dienstweg schicken

Artikel 5
(1) Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch dran (E. Stoiber)
(2) Der Vater des Wunsches ist hier der Gedankengang (ebenda)
(3) Außer den Simpsons gibt es keine normale Familie mehr im TV (ebenda)

Artikel 6
(1) Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage (F. Beckenbauer)
(2) Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser (ebenda)
(3) Die Schweden sind keine Holländer (ebenda)
(4) Ich habe immer nur gesagt, was mir gerade eingefallen ist (ebenda)
(5) Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören (R. Völler)

Artikel 7
(1) Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebracht
(2) Rechts stehen, links gehen
(3) Das geht alles von Ihrer Zeit ab
(4) Sie brauchen dafür eine Genehmigung
(5) Draußen gibt’s nur Kännchen
(6) Es ist nicht möglich, den Tod eines Steuerpflichtigen als dauernde Berufsunfähigkeit (…) zu werten und demgemäß den erhöhten Freibetrag abzuziehen (Bundessteuerblatt)

Artikel 8
(1) Ist die Katze gesund, freut sich der Hund
(2) Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch

Artikel 9
(1) Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt es nicht (K. Adenauer)
(2) Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen (ebenda)
(3) Ich habe ihn im Netz zappeln sehen (H. Lübke, #Wembley)

Artikel 10
(1) Einer muss den Job ja machen
(2) Egal ist ein Handkäse

Artikel 11
(1) Der HSV spielt in der 1. Bundesliga
(2) Es ist eine Uhr im Stadion zu installieren, welche anzeigt, wie lange der Verein schon schlecht spielt

Artikel 12
(1) Der Adler ist gelandet
(2) Der Igel beendet seinen Winterschlaf. Serviert das Müsli
(3) Kasse 3 bitte

Artikel 13
(1) Opa war nur Funker bei den Sanitätern
(2) Das wird man ja wohl noch sagen dürfen
(3) Das Nähere regelt ein Bundesgesetz

Artikel 146
Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort. Unverzüglich. (G. Schabowski)

Vom Ernst des Lebens

Wenn vom beginnenden Ernst des Lebens die Rede ist, kann man sich sicher sein, daß gerade etwas Einschneidendes geschieht. Für den Betroffenen nicht weniger als eine Zeitenwende. Eine Zäsur. Oder auch, wenn man es ein bisschen kleiner mag, einen Rest von Pathos aber noch belassen möchte: Ein Meilenstein. Insofern könnte man behaupten, das Thema passt in diesen Blog wie der sprichwörtliche Arsch auf Eimer.

Ich weiß nicht, wie viele neue Schüler in den kommenden Tagen in den Genuss dieser Mischung aus Drohung, Warnung und Verheißung kommen werden.Was ich allerdings weiß: Der Ernst des Lebens wird für keinen von ihnen zum letzten Mal beginnen, ihnen vielmehr spätestens dann wieder begegnen, wenn das Abenteuer Schule nach einigen Jahren seinem Ende entgegengeht.

Die gute Nachricht lautet demnach: Wer jetzt versäumt, den Spruch anzubringen – macht nichts, es gibt im Leben noch mehrere Gelegenheiten, ihn zu platzieren.

In meiner Kindheit war meine Tante an und für sich für die Unterbringung solcher Floskeln zuständig. Sie muss wohl am Tag meiner Einschulung einen schlechten Tag gehabt haben. Aber ein Freund aus der Straße, wenig älter als ich, ließ ihn dann irgendwann noch vom Stapel. Da nur die wenigsten Kinder den Unernst des Lebens bis zur Einschulung im luftleeren Raum verbringen, hat so ziemlich jeder auch eine gewisse Ahnung, was danach folgt. Sicher ist die Vorstellung nicht sonderlich attraktiv, nunmehr einen weitgehend fremdbestimmten Alltag zu verleben. Sicher – manche brauchen das auch. Wiederum anderen schadet es zumindest nicht, ein Minimum an Struktur vorgegeben zu bekommen. Die Aussicht, formal in Werten zwischen Eins und Sechs beurteilt zu werden, ist auch nicht das, was ich als besonders reizvolle Angelegenheit bezeichnen würde.

Andererseits meine ich mich zu erinnern, dass nicht nur ich, sondern die meisten Mitstreiter dann doch relativ unbefangen an den neuen Lebensabschnitt herangingen. Was sollte schon Schlimmes passieren?! Ungelegte Eier. Sorgen kann man sich als Erwachsener immer noch mehr als ausreichend machen. Von so einem profanen Ereignis wie dem ersten Schultag wird man sich doch nicht gleich die Laune verderben lassen.

Und tatsächlich hatte ich das Glück, dass mir der Schulalltag nicht ganz so schwer gefallen ist und ich mehr Spaß als Ernst hatte. Und das obwohl ich – in den 1970er und 1980er Jahren eigentlich kaum noch vorstellbar, weil nicht sein kann, was nicht sein darf – zweimal in meiner schulischen Laufbahn Ohrschellen seitens des Lehrpersonals einstecken durfte. Natürlich wegen nichts. Jedenfalls nichts, womit ich angeben könnte. Eine andere Unsitte mancher Lehrkräfte: Man durfte zumindest nicht überrascht sein, wenn ein Schlüsselbund durch die Gegend gepfeffert wurde und direkt neben einem einschlug. Aber weil ich dessen unbeeindruckt gute Noten einfuhr, zuhause also den Anschein erwecken konnte, alles sei in Ordnung, hatte ich Spaß. Wenigstens an den Tagen, an denen kein Sportunterricht auf dem Stundenplan stand.

Eine noch größere Rolle als beim Sport spielt das Verhältnis zum eigenen Körper in der spaßbefreitesten Phase der menschlichen Entwicklung überhaupt: der Reifezeit. Mit dem einsetzenden Interesse an Mädchen bei gleichzeitigem erfolglosen Werben um sie drang der Ernst plötzlich und unerwartet in mein Leben ein. Und das ohne dass mich vorher jemand davor gewarnt hätte. Logisch, dass er sich auf die Schule auswirkte. Spätestens zur Vorbereitung auf die Abi-Prüfung wurde es dann richtig ernst: viele Sachen konnte ich einfach nicht mehr aufholen, was ich in den Jahren zuvor versäumt hatte. Es hat gereicht, um durchzukommen, aber nicht gereicht, wirklich zu brillieren. Nur dabei statt mittendrin. Spaß hat´s trotzdem gemacht.

Und der Spaß ging weiter: Ersatzdienst. Hier war niemand, der was vom Ernst des Lebens faselte. Das Feiern ging einfach weiter. Es gab exakt zwei Zivi-Feiern und ebenso viele Zivi-Ausflüge. Jeweils die ersten und die letzten. Die Gnade der zum rechten Zeitpunkt erfolgten Geburt bescherte mir den Genuss, bei beiden Meilensteinen in der Geschichte des Mobilen Sozialen Hilfsdienstes des DRK dabei gewesen zu sein. Behaupte noch einmal jemand, Zivildienst sei eine ernste Angelegenheit.

Ernsthaft jetzt..!

Nach 15 Monaten das nächste große Ding, auf das sich neu einzustellen war: Ausbildung, in meinem Fall Studium. Man hat also den Ort gewechselt, aber die Party ging weiter. Immer noch keine Spur vom Ernst des Lebens. Immerhin: Mit dem Ernst verwandte Fragen nach dem Sinn des Lebens wurden nun neu und öfter gestellt.

Das eigentlich Schöne an all dem war aber, dass ich weder wegen des Ersatzdienstes noch wegen des Studiums jemals ernsthaft erwägen musste, meiner Geburtsstadt den Rücken zu kehren. Im Nachhinein bedaure ich diese damals mit guten Gründen vollzogenen Entscheidungen natürlich. Aber aus Schnee von gestern formt man heute kein effizientes Wurfgeschoss. Daher lieber liegenlassen.

Es ist unschwer zu erkennen, dass der Text sich allmählich wieder dem gewohnten Kalenderspruchniveau annähert. Dabei habe ich gar nichts gegen solche Sinnsprüche. Im Gegenteil. Ich habe aber meine Probleme damit, wenn solche Zitate sofort wieder entwertet werden, indem die Aussage zwar vor sich hergetragen wird, ansonsten aber keinerlei Konsequenzen daraus gezogen werden.

Ohne Anspruch auf Repräsentativität ergab eine Mini-Erhebung, nämlich ein Blick auf die Pinnwände meiner Facebook-Bekanntschaften, dass mehrheitlich Frauen eine Empfänglichkeit für solche Aphorismen haben. Zum Beispiel also auch für folgenden Satz: „Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden. Sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.“ Naiv, wer sich nun denkt: Okay, ich kaufe eine Carrera-Bahn für zweihundert Euro. Sie benötigt ein wenig Platz, das Wohnzimmer eignet sich also hervorragend, das Teil ein Wochenende lang auf Herz und Nieren zu prüfen.

Wer schon einmal das Vergnügen hatte, einen gemeinsamen Haushalt mit einer selbst gewählten Partnerin zu pflegen, weiß: Jetzt kann der Unterschied zwischen Theorie und Praxis live und in Farbe betrachtet werden. Es würde die Stimmung nämlich nur höchst unzureichend beschreiben, einfach nur zu schreiben, das wäre der Partnerin dann allerdings auch wieder nicht recht. Eher kann man darauf wetten, dass ziemlich bald Schluss mit Lustig ist und das schöne Spielzeug am Ende der Auseinandersetzung für alle Ewigkeiten aus dem Haushalt verbannt ist. So sehen Kompromisslösungen heutzutage aus. Und die Frauen denken sich: Dann doch lieber alt. Und die Männer denken sich: Dann doch lieber diese als keine.

Vielleicht beginnt mit Eingehen einer Zweierbeziehung der wahre Ernst des Lebens. Das hätte mir aber wirklich jemand vorher sagen können.

Heimtückisch daran ist ja vor allem, dass es nicht einfach wie eine nervige und überflüssige Krankheit zu einem Zeitpunkt, zu dem man sie am allerwenigsten gebrauchen kann, über Nacht einfach da ist. Sondern sich eher lange Zeit unbemerkt entwickelt, bis man eines Tages aufwacht und denkt: Scheiße, bin das eigentlich noch ich?

Fast hat man geglaubt, die Rede vom Ernst des Lebens wäre der running gag in der eigenen das halbe Leben andauernden coming-of-age-Geschichte, und dann plötzlich das!

Weil keiner meiner Texte einen solchen desillusionierenden Schluss verdient hat, zum Ende nochmal einen positiv stimmenden Denkspruch, der in verschiedensten Varianten sinngemäß predigt, dem Ernst des Lebens am besten mit Humor zu begegnen. Ich schätze, das immerhin ist mir trotz allem bis heute über weite Strecken relativ gut gelungen.

Erlebnis Einkauf

Die Ferienzeit hat häufig selbst dann einen gewissen Erholungsfaktor, wenn der eigene Urlaub schon wieder Wochen vorüber ist oder gar nicht stattfindet. Der gelegentliche leichte Regen erinnert einen daran, dass es momentan nicht unbedingt so viel reizvoller wäre, genau jetzt frei zu haben. Außerdem wird es auf der Arbeit gerade zu dieser Zeit oft etwas gemächlicher. Was Kollegen betrifft, bin ich aktuell vergleichsweise verwöhnt, habe aber schon Betriebe kennen gelernt, bei denen man staunte, wie gut gelaunt und produktiv manche Mitarbeiter sein konnten, wenn sie für zwei bis drei Wochen von gewissen anderen in Urlaub Weilenden in Ruhe gelassen wurden. Auch der Weg in die Firma und von dort weg wird in der Regel stressfreier, weil man ihn sich mit durchschnittlich weniger Menschen teilen muss.

Vor allem aber ist zu dieser Zeit das Einkaufen angenehmer. Was besonders samstags, wenn üblicherweise auch die Amateure einkaufen gehen, ein Labsal für die geschundene Seele ist.

Wer vor dem Hintergrund meiner sonstigen Texte beim Stichwort Einkaufen nun erwartet, eine weitere Episode des bereits mehrfach zu Ende erzählten Themas Flirten im Supermarkt zu bekommen, darf beruhigt aufatmen.

Weil es dazu nämlich nichts zu erzählen gibt.

Zwar hält sich nach wie vor hartnäckig die Legende, dass zwischen Konserven und Teigwaren eine gute Gelegenheit sei, derartige Dinge zu erledigen. Ein repräsentativer Streifzug durch die Geschichte der Paare in meinem näheren Bekanntenkreis ergibt jedoch keinen einzigen Treffer, der als Beleg dafür herhalten könnte.

Sicher: Wenn man manche Pärchen beobachtet, wie sie während ihres Einkaufs die Klingen kreuzen, könnte man unter Umständen potentielle zukünftige Singles erspähen. Fündig würde ich hier also durchaus. Wenn ich professioneller Partnerschaftsberater wäre. Das war es aber auch schon.

Um das Untersuchungsdesign abzurunden, bin ich gestern Abend extra nochmal in den gegenüberliegenden Rewe. Ergebnis: Jeder ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wie in einer solchen Stress- und Hetz-Kultur eine angenehme Flirt-Atmosphäre überhaupt entstehen können soll, muss mir erst einmal beantwortet werden. Das kann also alles, ähnlich wie das mit dem Hund als Flirt-Helfer, als Gerücht bezeichnet werden. Und zwar eines der uncoolsten aller Gerüchte. Weil nicht einmal böswillig in die Welt gesetzt. Etwa vom Einzelhandel. Um Hunderttausende verzweifelter Singles in die Geschäfte zu locken. Um dort noch mehr Dinge einzukaufen, die sie nicht benötigen. Sondern einfach nur ein Gerücht. Herkunft ungeklärt. Punkt.

Kein Gerücht dagegen: Wer einem immer begegnet, ob beim Gassigehen oder eben beim Einkaufen, sind die Senioren.

Jetzt ist das Thema Rentner und Einkaufen natürlich ähnlich ausgereizt wie eben erwähnte Leier von der Singlebörse Supermarkt. Aber man kann es drehen und wenden, wie man will: Anpassungsfähig sind sie, unsre Ü-60-er. Erinnern wir uns an das Einkaufserlebnis der 80er Jahre: kein Markt – ob HL, Schade oder PLUS – hat sich darüber Gedanken gemacht, welch genialer Dienst am Kunden es doch wäre, wenn diese nur schnell genug durch die Kasse geschleust würden. Dass zu jener Zeit häufiger als heutzutage vorkam, wenn Leute entnervt aufgaben und ihre Einkäufe einfach stehen ließen, wurde in Kauf genommen. Dann kann es auch nicht so wichtig gewesen sein. Es war die Zeit, als die Läden mittags zwischen 13 und 15 Uhr geschlossen hatten und abends ab 18.30 Uhr auch. So wertvoll das für die im Einzelhandel Beschäftigten vielleicht gewesen sein mag – es herrschte ein bisschen die Mentalität: Die Kunden brauchen etwas, also haben sie sich nach uns zu richten. Auf den Gedanken, dass die ihr Feierabendbier dann halt nicht am nächsten Tag holen, sondern dass sie das am gleichen Tag andernorts erledigen, kam offenbar niemand. Dieser Einstellung entsprechend war es auch egal, wenn im vollen Markt exakt eine Kasse besetzt war und es Wartezeiten wie an den damals ebenfalls noch nicht geöffneten Grenzübergängen gab. Man fragte sich manchmal, weshalb überhaupt die Fläche für mehr als zwei Kassen geopfert wurde. Aber das war es dann auch mit der Kritik. Es war die Epoche der Stoiker.

Die Nachkriegsgeneration war schließlich immer noch dankbar, daß es nach Jahren der Entbehrung überhaupt etwas gab. Das Schlangestehen kannten sie in noch einmal anderer Qualität, als es darum ging ein paar Holzbriketts zu ergattern. Derart geprägt wurde selbst Jahre später nicht einmal im Postamt gemeckert, wenn man nach fünfzehn Minuten oder längerer Wartezeit endlich an der Reihe war, dann aber das Pech hatte, exakt zur Mittagspause des Beamten am Schalter ohne Vorwarnung den Rolladen vorm Gesicht heruntergelassen zu bekommen.

Nirgendwo Niveau

Kaum dass es sich jedoch eingebürgert hat, alle Kunden schnellstmöglich durch den Warenausgang zu befördern, wird allerdings ausgerechnet die Generation, die das Schlangestehen von der Pike auf gelernt hat, als erstes ungeduldig. Die Altersgruppe, die sonst jede auch nur minimale Veränderung missmutig bis hin zum ultimativen „Hier komm´ ich nie mehr her“ kommentiert. Wehe, der Kaffee befindet sich nicht mehr dort, wo er jahrelang gestanden hat. Aber sobald eine Veränderung bequem ist, nimmt man sie natürlich gern mit. Also wird schon ab vier Kunden in der Reihe nach einer zusätzlichen geöffneten Kasse gequäkt, was das Zeug hält.

Die Rettungsgasse wird vorsorglich schon ´mal halb blockiert. Rettungsgasse bezeichnet die noch imaginäre Einkaufswagenschlange zur noch leeren Kasse, die aber vermutlich in kurzer Zeit geöffnet wird, damit die alten Herren keinen Lynchmob formieren, wenn ein unschuldiger Marktangestellter erneut vorbeiläuft und tatsächlich anderes zu tun hat als gleich die nächste Kasse zu öffnen.

Da stehe ich nun und stelle mir selbst die Frage, was ich widerwärtiger finde: Das Gezeter während des Vorspiels oder die Szenen, die sich abspielen, wenn der Ernstfall naht. Das Gemetzel um die pole position mit dem Verhalten von Aasgeiern zu vergleichen, würde den Tieren nicht gerecht. Und wer Minuten zuvor noch Zeuge wurde, wie gemächlich und zerbrechlich die alten Körper in den Gängen hin- und hergeschoben wurden, darf sich in der Tat ein klein wenig darüber wundern, wie agil die Mummelgreise auf einmal sind, wenn es um einen Platz an der Sonne geht.

Dass wiederum dieselben Menschen bei so ziemlich jeder anderen Gelegenheit den nachfolgenden Generationen Rücksichtslosigkeit und Egoismus vorwerfen – diesen Widerspruch muss man erst ´mal aushalten können. Eigentlich logisch, daß die Sitten verrohen, wenn solche Leute die Vorbilder sind.

Und dann kommen wieder die Gedanken hoch, die jeder schon ´mal gedacht hat: Die haben doch eigentlich jede Menge Zeit. Und dann muss man sich vergegenwärtigen, dass das so ja gar nicht stimmt. Vermutlich haben sie geringeren Termindruck als ein durchschnittlicher Werktätiger, der ja zwischen Arbeit und Einkauf auch noch irgendwo Zeit braucht, selfies aus dem Fitness-Studio in die Welt zu funken. Setzt man die Wartezeit allerdings ins Verhältnis zur Restlebenszeit, relativiert sich einiges. Das entschuldigt nicht, sich wie die Axt im Wald zu benehmen, generiert aber vielleicht das nächste Mal ein bisschen mehr Verständnis, wenn die Alten es wieder einmal übertreiben.

Da man natürlich heutzutage keinen Text über #Supermarktkasse schreiben darf, ohne sich im Glaubenskrieg zwischen Bar- und Kartenzahlern zu positionieren, bitteschön: Bargeld geht im Durchschnitt schneller. Das wurde einigermaßen repräsentativ ermittelt. Kein Scheiß, da haben sich tatsächlich Menschen Mühe gemacht und Tausende Bezahlvorgänge mit der Uhr gestoppt, um dem Handel die Informationen zu liefern, die er benötigt.

Was bedeutet dieser Befund jetzt für den Alltag? Zunächst: Kein Plädoyer für einen Bummelstreik beim Bezahlen. Aber: Wenn schon für Betrag X in dem Laden eingekauft wird, warum darf ich dann beim Check-Out nicht mehr erwarten als die monoton vorgetragenen Begrüßungsfloskeln, Fragen nach Payback-Karte und Nennung des Zahlbetrags, während schon alles für den nächsten Mohren in der Reihe nach mir vorbereitet wird, der dann ebenfalls umgehend gehen kann, sobald er seine Schuldigkeit getan, sprich bezahlt hat?

Noch eins: Im Laufe eines Lebens verplempert wahrscheinlich jeder ausreichend Zeit mit Schwachsinn verschiedenster Art. Jeder mit auch nur rudimentär ausgeprägter Fähigkeit zur Selbst-Reflexion sollte dies zuzugeben in der Lage sein. Warum also wird dann allenthalben so getan als ob ausgerechnet dort, wo es in Summe gerade ´mal um Sekunden oder wenige Minuten mehr oder weniger geht, die an anderer Stelle achtlos vergeudete Zeit wieder aufgeholt werden könnte?

Analog zum Einkaufen ist das Kehren vor der eigenen Haustür eben eine Beschäftigung mit eher geringem Lustgewinn. Urlaub hin oder her.

Schall und Rauch

Schall und Rauch

Insgeheim hatte ich meinen Lieblingspaketdienstleister immer bewundert für die erfolgreiche Umsetzung seines Konzepts, stets genauestens darauf zu achten, daß der IQ ihres fahrenden Personals einen gewissen Wert nicht übersteigt. Lästig für viele Kunden, aber beeindruckend in der Konsequenz, in der es durchgezogen wird.
Jetzt wurden diese Woche aber Ergebnisse einer Langzeitstudie veröffentlicht, in der die Autoren zu dem Schluss kommen, dass stundenlanges Autofahren sich negativ auf den IQ auswirke.
Volltreffer! Erkenntnisse sind immer exakt so lange gültig, bis der nächste mit neuen empirischen Tatsachen und deren Interpretationen um die Ecke kommt und alles bis dahin Gelehrte über den Haufen wirft. Dass bei den Lieferexperten eine gewisse geistige Immobilität Einstellungskriterium ist, kann also ab sofort als widerlegt gelten. Die werden nicht dumm eingestellt, die werden erst vom Arbeiten dumm. Ich bin beruhigt und besorgt zugleich. Angesichts solcher Erhebungen erscheint es plötzlich in einem komplett anderen Licht, wenn jemand stolze 25 Jahre Berufserfahrung als Kraftfahrer vorzuweisen hat.
Allerdings scheint der Abwärtstrend der Hirnleistung schon nach sehr kurzer Zeit in Gang zu treten. Die Fahrer jedenfalls, die dort abliefern, wo ich meinen Arbeitsalltag damit bestreite, Güter anzunehmen, zu kontrollieren und sachgerecht zu lagern, wirken noch allesamt recht jung. Gut – vom Elan jetzt nicht direkt, aber vom Aussehen. Man kann eben nicht alles haben.

Dabei kann ich über den ersten, der hier halbwegs regelmäßig vorbeikam, nicht einmal etwas Schlechtes sagen. Klar waren seine Deutschkenntnisse ähnlich hervorragend wie die seiner Nachfolger. Aber er wusste sich zu helfen. Nachdem sehr schnell klar war, dass er meinen Namen nicht unfallfrei in seinen Handscanner wird tippen können, hielt er mir das Ding unter die Nase, und den auf diese Weise von mir höchstselbst eingetragenen Namen hat er die folgenden Wochen problemlos wieder aufrufen können. Problematisch wurde es für ihn nur dann, wenn jemand anderes als ich die Sendungen angenommen hat.

Beim nächsten Kollegen habe ich das dann genauso machen wollen, aber der wusste am darauffolgenden Tag schon nicht mehr, wie er den Eintrag wieder auf den Bildschirm holt. Also habe ich es ihm überlassen. Der Anfang vom Ende: Aus dem nicht ganz richtigen „Ulsliga“ wurde das nicht unbedingt korrektere „Ulslig“. Als ich irgendwann selbst angefangen habe, mit diesem Alias und nicht mehr mit Oelschläger zu unterschreiben, sich also beide Seiten mit den Gegebenheiten irgendwie arrangiert hatten, musste ich mich auch schon bald an den nächsten Fahrer gewöhnen. Wie bei Stille Post wurden die Namen immer abenteuerlicher. Aus „Yshnega“ wurde „Qshnega“ wurde eines Tages einfach „Solu“. Da mein Brötchengeber so heißt, ist das zwar nicht völlig verkehrt, allerdings natürlich auch nicht ganz richtig.

Derweil ich anfing, mich auch am Telefon oder gegenüber Fahrern anderer Paketdienste als Herr Ulslig auszugeben, hat unser Kutscher bereits zum nächsten Schlag ausgeholt. Denn anstatt das mit Solu einfach ´mal stehen zu lassen, quittierte plötzlich immer ein gewisser Denis. Ich nehme an, diesen Move hat er unternommen, nachdem er ein kleines Schildchen am Tor gelesen hat, auf dem unter anderem die Namen der beiden Inhaber zu lesen sind. Sieht man darüber hinweg, dass üblicherweise mit dem Nachnamen unterschrieben wird, ist diese Vorgehensweise zumindest dann nicht verkehrt, wenn tatsächlich einmal im Jahr unser Boss persönlich am Tor steht und den Empfang bestätigt. In allen anderen Fällen bleibt es der gleiche Quark wie das Dummgebabbel mancher Zeitgenossen: Es wird durch ständige Wiederholung nicht richtiger.

Lösung heißt, wenn´s trotzdem funktioniert

Weshalb aus Denis dann aber seit kurzem ohne Not „Denis Bude“ wurde, weiß entweder nicht ´mal der Fahrer selbst oder es soll ein letzter verschlüsselter Hinweis für mich sein, auf mich aufzupassen. Menschen mit Erfahrung in solchen Angelegenheiten mögen mir an dieser Stelle bitte beim Dechiffrieren helfen. Denn falls ich auf irgendwelche Listen geraten sein sollte, würde ich es einfach gern wissen. Geht ja schnell. Man weiß zu viel. Oder man stellt zu viele Fragen. Wobei ich mir die sich eigentlich aufdrängenden Fragen wie „Hast Du Sie eigentlich noch alle“ sogar noch verkneife. Von mir gibt’s eher die Fragen mit tiefer gehendem Erkenntnisinteresse. Etwa: „Was habt Ihr denn da wieder geschafft“, wenn der Inhalt noch auf der Ladefläche aus dem aufgeplatzten Paket fällt.

Sachdienliche Hinweise, ob ich mein Leben dadurch verwirkt habe, werden also gern entgegengenommen. Ich möchte nämlich noch ein paar Jahre weiter hier tätig sein. Zumal seit wir seit kurzem eine neue Software nutzen, die alle Kollegen täglich aufs neue herausfordert. Herausforderungen sind das genaue Gegenteil von Autofahren. Man kann an ihnen wachsen. Wer mit diesem Programm zu arbeiten gezwungen ist, lernt zwangsläufig, eingetretene Pfade zu verlassen. Hier werden die Kollegen aus ihrer Komfortzone unsanft herausgezogen und nie mehr hineingelassen. Wenn beispielsweise bei erfolgreicher Stornierung eines Artikels aus einem Auftrag in dem einen Fall im Lagerbestand die entsprechende Reservierung aufgehoben wird, ein anderes Mal bei exakt derselben Vorgehensweise jedoch nicht, fehlt mir zwar momentan noch das Grundvertrauen in diese Anwendung. Aber man ist gefordert, das hält den IQ weit oben. Gut, den Stresslevel auch, aber lieber ausgebrannt als verblödet.

Es hat sich ja leider inzwischen durchgesetzt, jedes noch so simple Produkt, jede Dienstleistung gleich als Lösung zu bezeichnen, weil irgendwann findige Marketing-Experten darauf gekommen sind, dass Kunden Lösungen erwarten. Doch wenn dieser Lösung im Alltag mit Logik oder von mir aus auch einfach nur gesundem Menschenverstand nicht beizukommen ist, läuft irgendwo etwas gehörig schief. Nach meinem Verständnis sollte eine Leistung erst dann als Lösung verkauft werden dürfen, wenn Dinge wie die beschriebenen nicht mehr vorkommen. Und trotzdem stachelt das alles meinen Ehrgeiz nur weiter an. Denn ich glaube: Wer diese Software durchschaut, begreift am Ende sogar die Frauen. Und das haben – zumindest bei mir – 45 Jahre intensiven Studiums des Lebens nicht zu leisten vermocht. Ich spüre: So nah dran wie jetzt gerade war ich noch nie!

Für den wahrscheinlicheren Fall aber, dass ich doch irgendwann noch einmal in die Verlegenheit gerate, das Prozedere von Bewerbung samt Drumherum auf mich nehmen zu müssen, habe ich trotzdem erst einmal meine Tätigkeiten als Fahrer aus dem Lebenslauf eliminiert und an deren Stelle Auslandsaufenthalte eingefügt. Das bedeutet üblicherweise auch nicht viel mehr, als dass ein paar Monate hauptsächlich nichts gemacht wurde. Aber lieber den Verstand verfeiern als ihn irgendwo zwischen Raunheim und Dietzenbach auf der Strecke liegenlassen.

Text über ein vergleichsweise ernstes Thema

Speziell jetzt im Sommer kann man es wieder bestätigt sehen: Das Gras in Nachbars Garten ist immer grüner als das eigene. Genauso wie die Kirschen dort süßer schmecken. Dass der dümmste Bauer die dicksten Kartoffeln hat, weiß man sowieso. Doch glücklich ist derjenige, der sich von alldem nicht die Petersilie verhageln lässt.

Während der eine Teil der Leserschaft angesichts solch blumiger Formulierungen im ersten Absatz bereits weiterklickt, wissen die Zurechnungsfähigeren an dieser Stelle natürlich diese sublimen Hinweise dahingehend zu deuten, dass es im heutigen Blogeintrag um das Vergleichen gehen wird.

Obschon sich ohne das Vergleichen mit Anderen eine Persönlichkeit überhaupt nur schwierig bilden kann, ist es in der Szene der Ratgeber, Kalendersprüche-Aufsager und Persönlichkeitsentwickler vergleichsweise verpönt. Schließlich verhindert allzu eifriges Vergleichen mit anderen das Gedeihen eines normal ausgeprägten Selbstwertgefühls. Denn es findet sich logischerweise immer irgendwo jemand, der noch besser aussieht, einen wohler geformten Körper oder – für manche Männer ist das offenbar von Belang – stattlichere primäre Geschlechtsmerkmale vorzuweisen hat. Ich kann und will auch gar nicht von der Hand weisen, daß solches Messen an anderen auf Dauer nicht unbedingt glücklich macht. Dennoch ist es bloß die halbe Wahrheit. Ist doch von Kindesbeinen an das Nacheifern und Imitieren von anderen selbstverständlicher Bestandteil von Entwicklung, um Fertigkeiten und Eigenschaften überhaupt erst zu erlangen. Auch Erfahrungen, was normal ist und was außergewöhnlich, besser oder schlechter – das alles muss alles zunächst einmal erlernt werden. Und was für Kinder gut ist, kann für Erwachsene ja so schädlich nicht sein. Vielleicht lässt mit zunehmendem Alter der Ehrgeiz nach, sich wieder und wieder neue Ziele zu setzen. Man weiß ja inzwischen, was investiert werden muss, um sich zu entwickeln: Zeit, die man als Erwachsener nicht mehr hat. Mühen, die man nicht mehr auf sich nimmt, sofern die Sache einem nicht wirklich wichtig ist. Insofern wäre es vordergründig in der Tat schlauer, sich nicht mit anderen zu vergleichen.

Dummerweise bekommt man heutzutage nicht mehr nur den neuen Luxus-Schlitten des Nachbarn vor der Haustür präsentiert, sondern darf dank sozialer Netzwerke am süßen Leben selbst flüchtig Bekannter zuhause am Bildschirm teilhaben. Jeder versucht, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Es setzt sich das Bild fest, nur das eigene Leben sei langweilig oder auf andere Weise minderwertig, während alle anderen eigentlich permanent unterwegs sind, feiern, hier fein essen gehen, dort ihren Körper fit halten und weiß der Geier noch alles Erstrebens- wie Nicht-Erstrebens-Werte tun.

Das ist in etwa so das Leben, das ich früher durch die Mattscheibe beobachtete, als ich noch Zeit hatte und daher allabendlich „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“ im TV schaute. Die Charaktere dort hatten meistens trotz aufregender Jobs Zeit, sich jeden Nachmittag im „No Limits“ zu begegnen, interessante Gespräche zu führen oder einander aus der Patsche zu helfen, in die sie durch die Intrigen anderer Charaktere mit ebensoviel Zeit hineingeraten waren. Eindeutig spannender als Facebook, aber die hervorzuhebende Gemeinsamkeit ist: Das sieht gut aus. Das wirkt. Das gibt es so nicht. Das ist inszeniert. Dahinter steckt ein stinknormales Leben, von dem 99 Prozent eben nicht präsentiert wird. In sozialen Netzwerken werden nicht wenige zum Darsteller ihrer selbst.

Eine Krone ist nur ein Hut, in den es hineinregnet“ (Friedrich der Große)

Entsprechend lautet die erste Regel: Vergleiche lohnen sich nur, wenn alle Umstände berücksichtigt werden. Wenn ich als Beispiel den gegenwärtigen US-Präsidenten allein nach seinem Geld und seinem Einfluss beurteile, kann ich nur verlieren. Wenn ich dagegen seine soft skills berücksichtige, seinen Charme, seine emotionale Intelligenz oder seinen Intellekt, relativiert sich nicht nur einiges. Eher vieles. Würde man ihm einen Eimer voll Sand gegenüberstellen, würde bezüglich letztgenannter Eigenschaften der Eimer besser abschneiden. Das Ideal ist vor diesem Hintergrund vielleicht doch nicht so erstrebenswert.

Wenn ein Rockstar den Freitod wählt, der oberflächlich betrachtet ein Leben führte, das Generationen von Jugendlichen sich ersehn(t)en und als Gegenentwurf zum oben angeführten „Erfolgs“-Typ durchaus taugt, ist das aktuell ein weiteres eindringliches Beispiel für solcherlei Einsichten. Der andere hat dies. Hat das. Vielleicht hat er aber das andere gerade nicht, was man selbst aber hat.

Die gute Nachricht aus dem Hause Meilensteinbildhauer: Weder dass Vergleich zwangsläufig in Neid ausartet noch dass man sich immer nur aufwärts vergleichen muss, sind in Stein gemeißelte Tatsachen.

Doch was wird mir denn geboten, wenn ich den Blick nach unten richte und mich mit denen vergleiche, die vom Schicksal weniger begünstigt wurden. Richtig angewandt kann auch das den ein oder anderen Kopf gerade rücken, sollte er sich ´mal in einer Schieflage befinden und annehmen, es könne gar nicht mehr schlimmer kommen.

Es war um den Jahreswechsel 2000/2001 herum, dass ich nach einem Klinikaufenthalt zur Alkoholentgiftung mein Leben verhältnismäßig neu sortieren musste. Zu jener Zeit hatte ich eigentlich jederzeit damit zu rechnen, dass irgendeine Kleinigkeit die Skepsis an dem eigentlich als Befreiung empfundenen neu eingeschlagenen Weg beförderte. Etwa weil ein falsches Wort zur falschen Zeit mir beziehungsweise meinem Unterbewussten signalisierte, daß mir nun eben nicht sehr viel mehr Möglichkeiten offen stehen als vorher. Daß es mir unterm Strich mitnichten besser geht als vorher, sondern ich den Rest meines noch damals noch relativ jungen Lebens als spaßbefreiter Trottel lebe. In diversen Selbsthilfegruppen, die ich seinerzeit besuchte, habe ich zum Teil wirklich heruntergerockte Menschen angetroffen, bei denen die Probleme trocken erst richtig angefangen haben. Das war damals nicht das, was ich mir erhofft hatte. Es war auch eher nicht das Ziel, das man in einer Selbsthilfegruppe verfolgen sollte. Andererseits konnte ich mich angesichts der dort vorherrschenden „Schlimmer geht immer“-Mentalität kaum dagegen wehren, mich besser zu fühlen als das Gros der anderen Teilnehmer. So sehr ich mir eventuell auch etwas anderes für diese Leute gewünscht hätte.

Streng genommen ging und geht es allerdings jedem einzelnen dieser Menschen noch deutlich besser als manch anderem. Weil sie zum Beispiel abends ein warmes Bett und eine ebensolche Zudecke haben, dazu ein Dach über dem Kopf. Und das Wasser für den Kaffee, der in diesen Gruppen exzessiv konsumiert wird, kommt aus dem Hahn und muss nicht erst aus einer verunreinigten Quelle an einem mehrere Kilometer entfernten Ort zu Fuß herbeigeschafft werden.

Vielleicht denkt der eine oder die andere daran, wenn es wieder einmal nicht so läuft. Oder an den folgenden Spruch von Jemandem, der für viele Lebenslagen einen Spruch auf Lager hat (nein: nicht Gung): „Hast Du einen Garten und eine Bibliothek, dann hast Du alles, was Du brauchst.“ (Cicero)

Willkommen im Sommerloch

Man kann mir vieles vorwerfen, aber sicher nicht, dass ich einen Megatrend wie das Sommerloch ignoriere. Passend dazu liegt auch hinter mir eine Woche, die als ereignisarm zu bezeichnen wahrscheinlich wieder ´mal die knallharten Fakten arg beschönigen würde. Daß mir meine Samstagnachmittag-Verabredung kurzfristig gecancelt wurde, hat die Stimmung dann auch nicht unbedingt unnötig aufgehellt. Wenigstens hat es auf der Arbeit immerhin bis Mittwoch gedauert, bis ich das erste Mal den Tränen nahe gewesen bin. Sollten die beiden Urlaubswochen überhaupt irgendetwas gehabt haben, das man ohne Tatsachen zu verdrehen als Erholungsfaktor bezeichnen darf, kann man sicher sein, dass er sich an diesem Tag in Staub aufgelöst hat.

Und dann muss ich auch noch im Nachhinein mit Entsetzen feststellen: Nicht nur den Internationalen Tag des Kusses oder drei Tage später den Tag des Rock´n´Roll habe ich in den letzten Wochen einfach verpasst, ohne den jeweiligen Leitgedanken jener Tage ansatzweise gerecht zu werden. Auch der Brate-Eier-auf-dem-Gehweg-Tag ist an mir vorübergegangen.

Und was hatte ich mich auf den gefreut..!

Nehmt es mir bitte nicht übel, aber hier sei dann doch die Frage gestattet: Hat die Welt nichts Wichtigeres zu tun als jeden Sack Reis, der irgendwann einmal umgekippt ist, mit einem eigenen Tag zu ehren? Zugegeben: Vielen der genannten Tage ist der Weg ins allgemeine Bewusstsein bislang verdientermaßen eher versperrt geblieben. Das lässt hoffen. Zumindest für den Teil der Welt, der nicht die USA sind, in denen die meisten dieser sinnbefreiten Tage ihren Ursprung haben. Dennoch: Vom intellektuellen Zentrum des Erdballs möchte ich einfach ein wenig mehr erwarten können als das Erfinden von Ereignissen, die so nützlich sind wie ein Arschloch am Ellenbogen.

Allein heute am Tag der Veröffentlichung dieses Textes feiert man bei unseren Lieblings-Verbündeten den Tag der frittierten Maisplätzchen sowie den Nationalen Eiscreme-Tag. Weltweit gesellt sich der Tag des frischen Spinats dazu. Der Speiseplan für den heutigen Tag steht demnach. Zumindest was das Eis betrifft. Einen kurzen Moment lang habe ich tatsächlich auch überlegt, das vorbereitete Essen zugunsten des Spinats und der Maisplätzchen einzufrieren und am 6. März wieder aufzutauen, wenn der Tag der Tiefkühlkost einen mehr als würdigen Rahmen dafür bietet.

Allerdings ist der Sonntag von allen Tagen der denkbar ungünstigste, um irgendwo frischen Spinat zu erstehen. Außerdem erinnern mich Maisplätzchen an meine gestrige geplatzte Verabredung für das Mais-Labyrinth. Was nun auch wieder nicht sein muss. Außerdem weiß ich nicht einmal genau, was Maisplätzchen sind. Also doch her mit dem guten Essen! Ich möchte damit nicht bis zum 19. 11. warten, wenn der Tag der Suppe mir die Brühe dann fast schon auf den Einkaufszettel diktiert.

Derweil ich die Suppe löffle, freue ich mich auf den Tag des Junk-Foods am kommenden Freitag (21. 7.) Solche wichtigen Termine gehen nämlich unter in der Masse der nebensächlichen Tage.

In letztere Kategorie fällt für mich auch der Wenn-Haustiere-Daumen-hätten-Tag (3. 3.). Auch wenn ein gewisser Reiz nicht zu leugnen wäre, wenn die Viecher sich im Haushalt ein wenig nützlich machen oder gar eigenes Geld verdienen könnten. Aber für solche Gedankenspiele einen kompletten Tag zu reservieren, ist schon eher etwas für Leute, die nicht alle Kekse in der Dose haben.

Es hätte der Bestätigung durch den Kalender nicht unbedingt bedurft, aber es kann den Menschen nicht wirklich schlecht gehen, solange es einen Dirty-Dancing-Tag zu feiern gibt (21. 8.).

Heute ist ein guter Tag zum Leben

Dabei sollten nicht wenige solcher Mottotage von ihrem Ursprungsgedanken her die Erde zu einem besseren Ort machen. Erwähnt seien hier beispielsweise der Weltbummeltag (19. 6.), der Weltlachtag (1. Sonntag im Mai) oder der Ich-liebe-meinen-Zahnarzt-Tag (2. 6.). Weil das indessen nur suboptimal funktioniert, sollen sie wenigstens Kaufanreize schaffen. Auch das ist allerdings teils fragwürdig gelöst, wie ich finde. Bei den Nahrungsmitteln ist es soweit klar, vor allem wenn es darum geht, sich zu besaufen (z. B. Bier 3. 8., Champagner 4. 8.). Bei Toilettenpapier (26. 8.) oder Hängematte (22. 7.) ist ebenso alles noch schlüssig. Ob aber der Internationale Tag der Tuba (4. 5.) wirklich eine messbare Anzahl von Menschen dazu animiert, über den Kauf dieses Instrumentes wenigstens kurz nachzudenken – ich würde es nicht unbedingt unterschreiben.

Was fehlt? Es hätte mich zwar irgendwie gewundert, wenn nicht, aber selbst einen Das-Chaos-nimmt-kein-Ende-Tag gibt es (9. 11.), wirft aber umgehend die nächsten Fragen auf. Denn was bitte genau soll an diesem Tag zelebriert werden? Und wie? Und reicht es nicht aus, einer Arbeit nachzugehen, bei der man exakt solche Tage ohnehin in ausreichender Anzahl hat?

Doch sollte ich eines Tages die Gelegenheit haben, einen solchen Gedächtnistag ins Leben rufen zu dürfen – eine Idee gäbe es, welche ich ohne zu zögern umsetzen würde: Einen Tag des grandiosen Scheiterns. Nicht um sich selbst zu quälen, indem frustrierende und daher oft bereits erfolgreich ins Unterbewusste verbannte Momente erneut in Erinnerung gerufen werden. Sondern um sich zu besinnen, dass unter Umständen das Scheitern die wertvollere Erfahrung ist als etwas gar nicht erst versucht zu haben. Weil man darüber hinaus anschließend immerhin weiß, wie es nicht funktioniert, erspart man sich demnach wenigstens, einer Mücke gleich stur dem Sonnenlicht folgend immer wieder gegen die verschlossene Scheibe zu stoßen.

Nachdem somit auf den letzten Meter doch noch ein Hauch von Tiefsinn in diesen Beitrag integriert wurde, habe ich mir mein heutiges Eis wenigstens verdient. Ansonsten bitte unabhängig davon, was, wer und warum an welchem Tag auch immer gefeiert wird, am besten jeden Tag dem Spruch von Cicero folgen: Wer den Tag mit einem Lachen beginnt, hat ihn bereits gewonnen.

Reif für die Arbeit

Dass zwei Wochen zur Regeneration der Arbeitskraft eine bescheidene Dauer sind, bedarf hoffentlich für niemand mit durchschnittlich klarem Verstand besonderer Erläuterung. Ob ein Zeitabschnitt solcher Größenordnung schneller oder langsamer vorübergeht, wenn der Aufenthalt statt auf dem Berg oder am Strand vor der Haustür stattfindet, vermag ich leider selbst jetzt nach Ablauf dieser Zeit nicht begründbar zu sagen. Angesichts problematischer monetärer Ausgangssituation war das Unternehmen allerdings auch eher Alternativlosigkeit anstelle echter Willensentscheidung.

Wie dem auch sei – jede Medaille hat ihre zwei Seiten. Wer daheim bleibt, umgeht wenigstens die Problematik, dass wo immer man auch hinkommt, die Deutschen schon dort sind. Zumindest aber schon einmal dort waren. Einerlei ob mit der Armee oder mit einem anderen Reiseveranstalter. Viel schlimmer wiegt: Offenbacher sind sowieso überall. Und haben im Allgemeinen mit den anderen Deutschen wenigstens dafür gesorgt, dass man sich am fremden Ort nicht mehr groß benehmen muss, weil der Ruf seitdem ohnehin ruiniert ist. Ein bisschen so wie ältere Geschwister ´mal mehr, ´mal weniger subtil Grenzen überschritten, um die neuen Standards fortan auch für ihre kleinen Brüder und Schwestern durchzusetzen. Schöner ist eigentlich lediglich, auf kulturelle Eigenheiten anderer Länder gar keine Rücksicht nehmen zu müssen, weil man sich zuhause sowieso alles gestattet. In Offenbach selbst hingegen mit inzwischen 158 vertretenen Nationen atmet man den Duft der großen weiten Welt ohnehin mit beinahe jedem Schritt, den man tut. Folgerichtig ist ein Aufenthalt in dieser schönsten aller Städte ein mehr als geeignetes Substitut für Fernweh, das Fest der Vereine entsprechend ein gelungener Auftakt für die darauf folgenden beiden Wochen gewesen.

Wer es kulinarisch nicht exotisch, sondern konventionell mag, schätzt am Zuhausebleiben genau das: Keine Experimente. Auch der Hund muss nicht erst noch irgendwo angebunden werden, sondern bleibt einfach genauso daheim wie man selbst. Baustellenlärm, verregnete Tage und heruntergekommene Unterkünfte hat man vor Ort; sich darüber zu ärgern, muss man also nicht mehrere Tausend Kilometer weit reisen. Verlorenes Gepäck gibt es so gut wie gar nicht, lästige Entscheidungen über das, was mitkommt und das, was hierbleibt entfallen. Ich gebe zu, dass letzterer Aspekt erst dann richtig zur Entfaltung kommt, wenn man mit Partnerin daheim bleibt. Insofern muss man sich auch nicht rechtfertigen, dass man mit dem Buch nur bis Seite 42 gekommen ist. Hat keinem wichtigeren Utensil Platz oder Gewicht weggenommen.

Ein Nachteil: Geheimtipps existieren in der näheren Umgebung so mehr oder weniger nicht mehr.

Das Cocktailglas am Strand

Eine weitere Kehrseite des Urlaubs zuhause ist, dass man nicht einfach am Ende 30 Euro für die Endreinigung bezahlt und danach die Bude wieder auf Vordermann ist. Sondern dass man ja im Gegenteil permanent denkt: Ach, das könnte ich ja jetzt endlich einmal in Angriff nehmen. So muss man sich selbst in den verlängerten Rücken treten, um gerade nicht ständig zwischen Baumarkt, Haushalt und Baumarkt zu rotieren. Habe ich schon erwähnt, wie glücklich ich bin, nicht mehr zusätzlich einen Garten versorgen zu müssen?

Was dafür definitiv entfällt, ist der Stress vor und nach dem Urlaub, um zum Beispiel alles das erledigt zu haben, was eben dringend noch gemacht werden muss, bevor man wegfährt, und wofür man normalerweise mindestens zwei Tage Urlaub vor dem Urlaub veranschlagen muss.

Dank sozialer Netzwerke braucht die Berichterstattung heutzutage nicht mehr bis zur Heimkehr warten, sondern kann man dem Bekanntenkreis sofort Bilder von der Action liefern. Hier, im Konkurrenzkampf mit den echten Urlaubern um das knappe Gut Aufmerksamkeit, offenbart sich dann letzten Endes die größte Schwäche der Ferien im eigenen Nest: Für die Kollegen reichen zwei Fotos eines Cocktails vor der Kulisse eines kilometerlangen Strandes aus, umgehend fünftausend Freunde dazu zu animieren, gute Erholung zu wünschen. Das eigene Posting von der Feldbergwanderung müsste dagegen schon extra fett mit den Worten „Endlich Urlaub“ und mindestens fünfzehn Ausrufezeichen garniert werden, damit die Leute überhaupt wahrnehmen, dass sich da gerade etwas vom Alltag unterscheidet. Das Loop5 ist nun einmal nicht die 5th Avenue, der Kahler See nicht annähernd zu vergleichen mit der Costa Dorada, und Dietzenbach ist so ziemlich alles, nur keine Reise wert. Unterm Strich ist das Beste an dieser Stadt wohl die Nähe zu Offenbach. Das freilich ist kein Alleinstellungsmerkmal. In diesem Sinne: Seid froh, liebe Dietzenbacher, dass das hier kein Reiseblog ist.

Was bleibt festzuhalten, jetzt nachdem ich mich von den Strapazen der Rückreise nicht erholen musste? Ich habe die Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen, nicht in dem Maße wahrgenommen, wie die Menschen hier es eigentlich verdient hätten. Ich denke nämlich, in vielen wesentlichen Punkten sind wir einander nicht unähnlich. Gegen einen kleinen Urlaubsflirt hätte ich deswegen nichts Grundsätzliches einzuwenden gehabt. Das sonst übliche Problem mit solchen Abenteuern, dass die Romanze aufgrund der speziellen Ferienstimmung an diesen einen bestimmten Ort gekoppelt ist, hatte ich ja mit der Auswahl des Urlaubszieles an und für sich geschickt umgangen. Aber am Ende hat mir wahrscheinlich wieder die sogenannte Basis-Entspannung gefehlt, diesbezüglich jemand für mich einnehmen zu können.

Zusammengefasst: War nett, aber ich muss nicht jedes Jahr hin.

Nur nichts dem Zufall überlassen

Man wird es schlecht überprüfen können. Andererseits: Will man es überhaupt wissen? Vor allem wird man schlecht sagen können, daß man es sich dann lieber anders überlege. Konkret: Wenn man es vorher wüsste, was die Leute nach der Verabschiedung in Richtung Ewiger Jagdgründe über einen sagen werden – beraubte man sich damit nicht auch noch der allerletzten Illusionen über das eigene Dasein? Würde durch solches Insider-Wissen das eigene Schicksal nicht nur unausweichlich, sondern darüber hinaus reichlich desillusionierend? Gemeint ist nicht die unmittelbar erste Zeit von Bestürzung, Schock und Trauer, während der in der Regel alle Beteiligten eine gewisse Neigung zu Textbausteinen mit Arbeitszeugnis-Charakteristika pflegen und dies auch sollen und dürfen. Aber nach einer Weile wird diese Phase von einer Erinnerung abgelöst, die ungeschminkter ist. Zu der Problematik also, daß man nicht weiß, was einen „danach“ erwartet, kommt die Unmöglichkeit der Kontrolle, in welcher Erinnerung genau man bleibt.

Den Mensch zeichnet es im Gegensatz zu anderen Tieren ja aus, daß er mehr als nur dieser einen einzigen Bestimmung, nämlich der Reproduktion seiner Art folgt. Wir kennen das unter dem Stichwort Selbstverwirklichung. Oder anderen Begriffen aus integren wissenschaftlichen Disziplinen wie Psychologie, Philosophie oder Astrologie, die dasselbe meinen. Eng verwoben mit der Frage nach dem Sinn des Lebens sind ja auch die Fragen, was und wie viel von meinem Wirken lebt fort? Letzten Endes möchte man neben seinem Kadaver, einem Haufen Schulden sowie jeder Menge überflüssigen Hausrat irgendetwas Nachhaltiges hinterlassen, ausreichend substanziell, ein paar weitere Jahre zu überdauern. Die Frage: Wie komme ich ´rüber? erlangt in diesem Zusammenhang eine neue Bedeutung.

Ich zum Beispiel werde bekanntlich bereits zu Lebzeiten mit Urteilen charakterisiert, die völlig zurecht so getroffen werden und die mir auch ein wenig schmeicheln. Selbstverständlich nicht um damit zu prahlen, sondern zur Veranschaulichung eine kleine Auswahl:

a) „Er hat den Begriff Coolness nicht neu, sondern überhaupt erst definiert.“

b) „Zur Integrationsfigur im besten Sinne macht ihn, daß er Menschen aus seiner Umgebung, die sich neben ihm eigentlich klein und unbedeutend fühlen müssten, mitnimmt und animiert, ähnlich großartig zu werden wie er selbst.“

c) „Mehr als er zuzugeben bereit ist, macht ihm zu schaffen, permanent auf seinen Körper reduziert zu werden.“

d) „Immer bescheiden geblieben.“

Das sind doch Aussagen, die man später gerne über sich hören würde, wenn man sie dann noch hören könnte.

Um den Konjunktiv noch ein wenig auszureizen: Natürlich könnte es einem nach dem Tod auch gerade ´mal egal sein, was über ihn gedacht und geredet wird. Solche Souveränität freilich wäre – und ab hier wird es ernst – überdies nicht die schlechteste Taktik für das Leben vor dem Tod. Wenigstens solange man selbst hinter dem steht, was man tut. Oder unterlässt.

Demgegenüber steht die Ansicht, daß ein jeder irgendwie doch die Bestätigung durch andere sucht. Man streitet zumindest darüber, ob dem so sei.

Gleichgültig, ob man dieser Annahme folgt, muss zugestanden werden, daß die Persönlichkeit zumindest keinen Schaden nimmt, wenn man seine guten Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten ins Schaufenster stellt. Vorausgesetzt freilich, man macht sich vom Schulterklopfen der Anderen nicht abhängig. Weiterhin vorausgesetzt, man hat auch etwas zu präsentieren. Was ich der Einfachheit halber vorausgesetzt habe. Und das obwohl ich es eigentlich besser weiß. Wie meistens. Weil nämlich bei etlichen Menschen eben mitnichten ein relevanter Beitrag für die Allgemeinheit zu erwarten ist.

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird zu leben“

Viele Kinder wurden wahrscheinlich nur aus einer dunklen Ahnung zumindest eines Elternteils heraus gezeugt, daß einer bedeutungslosen Existenz zu Lebzeiten ein nicht minder tristes Dasein nachher folgen wird. Das Motiv, nach dem Tod in einem anderen Wesen weiterzuleben, sollte demnach nicht unterschätzt werden, wenn wir von Wunschkindern sprechen.

Es liegt auf der Hand, daß die unterschiedlichen Rollen, die wir zu Lebzeiten einnehmen, zu unterschiedlichen postmortalen Urteilen führen werden. Mein Sohn wird anderes über mich zu erzählen wissen als ein Kollege, dieser wiederum anderes als ein Vereinskamerad. Zumindest hoffe ich inständig, daß dem so sein wird. Und hoffentlich auch alle respektvoll. Und ich glaube nach wie vor daran, daß das alles sich beeinflussen lässt. Ein kleines Stück weit wenigstens. Wie? Immer noch am besten durch Tun. Vorleben statt Voll-Labern! Sicher mag es im Einzelfall für andere Mitglieder dieser Gesellschaft ein großer Vorteil sein, daß manche über das berühmte „Man müsste ´mal…“ nicht hinaus kommen. Ich bleibe trotzdem bei der Einschätzung, daß hierin nicht der einzige, aber vielleicht ein wichtiger Schlüssel liegt, in guter Erinnerung zu bleiben. Doch überprüfen werde auch ich das nicht können.

Als der Sache förderlich könnten sich auch von Zeit zu Zeit anstehende Selbstvergewisserungen erweisen, ob man noch halbwegs im Einklang mit gesteckten Zielen und anderen Vorhaben ist. Man könnte auch formulieren: Ob man noch lebendig ist. Oder ob man so ziemlich alles, was einem mal wichtig gewesen ist, aus den Augen verloren hat und bloß noch vegetierend auf den Feierabend, das Wochenende, den Urlaub und schließlich das Ende wartet.

Ich will die Leute intelligent unterhalten. Im Alltag sowieso, aber auch hier im Blog. Gute Unterhaltung – das soll zeit meines Lebens der Kern sein, weshalb man gerne Zeit mit mir verbringt. Nicht immer, aber so oft es sich anbietet, möchte ich dabei lachen. Da entdecke ich noch manches Verbesserungswürdige. Auch weil das Leben eben nicht immer zurücklächelt, wenn man selbst dies tut. Es gibt also einiges zu tun bevor ich die Bühne des Lebens verlasse.

Ich hoffe daher, ich habe dafür noch ein bißchen Zeit.

Tagebuch einer angespannten Beziehung

Da war es wieder! Nicht auf der Suche. Woher nehmen eigentlich manche Frauen die Gewissheit, eine solche Aussage wäre eine tolle Methode, einen interessierten Mann abzuwimmeln, ohne ihm ein allzu schlechtes Gefühl zu geben?
Wir reden hier wohlgemerkt nicht über Anquatschversuche auf der Straße, sondern im Kontext von Partnerschaftsbörsen im Netz, wo mindestens die Anmeldung mehr oder weniger deutlich darauf hindeutet, daß da jemand sehr wohl auf der Suche ist. Insofern: Schön wenn manchmal wenigstens überhaupt eine Antwort kommt, aber in diesem Fall gesellt sich zu dem an sich schon nicht erhebenden Moment der Zurückweisung obendrauf noch die Ahnung, daß die Wahrheit eventuell einen Ticken weniger frustrierend wäre. Weil dann nämlich nicht noch das Gefühl dazu käme, für besonders einfältig gehalten zu werden, da so eine Aussage in so einem Rahmen nun einmal eine der unglaubwürdigsten überhaupt ist.

In meiner Neigung, das letzte Wort gern für mich zu beanspruchen, habe ich auf so ein „Ich bin zur Zeit nicht offen für neue Kontakte“ neulich trotzdem zurückgeschrieben. Daß ich es in diesem Fall für die schlechteste aller Strategien halte, sich auf einer Singlebörse anzumelden. Man möchte dann ja auch etwas Nettes mit auf den Weg geben. Also habe ich ergänzend noch viel Erfolg bei was auch immer sie sucht gewünscht. Ich habe noch einen zwinkernden Smiley eingebaut, um sicher zu stellen, daß meine Unmutsbekundung auch als Witz verstanden wird.
Ohne ins Detail zu gehen – ich glaube, sie war mit dem Inhalt meiner Nachricht nicht einverstanden.
Ich habe dann nochmal zurückgepöbelt und sie gleich danach blockiert. Für den Fall der Fälle.

Generell sollte man normalerweise annehmen, daß die Erlebnisse bei der Partnersuche ein schier unerschöpflicher Quell an Inspiration für lustige Texte sind. In der Tat wage ich mir kaum auszumalen, was hier für Beiträge entstünden, wenn ich von gelegentlichen Treffen berichtete. Das Problem an der Sache: Zu persönlichen Begegnungen kommt es im Normalfall nicht.
Es kommt ja nicht einmal zu gescheiten Antworten. Manchmal freut man sich dann sogar schon, wenn überhaupt geantwortet wird. Selbst wenn nur selten mehr als Scheißdreck herauskommt. Auch hierzu ein Beispiel:
Ich wurde angeschrieben. Von einem FC-Bayern-Fan, wie mir ihr Profilbild verriet. Und viel zu jung. Als ob ein K.O.-Kriterium allein nicht schon gereicht hätte. Aber na gut. „Hallo wie geht’s“, wollte sie wissen. Oops! Habe ich nicht tausendfach gelesen, daß die potentiellen Partnerinnen sich wünschen, nicht in 08/15-Manier angeschrieben zu werden? Und aber haben wir nicht alle tief in uns drin die Überzeugung, wenn man etwas erreichen möchte, sollte man mit gutem Beispiel vorangehen? Und jetzt so ein Einstieg, der an Originalität kaum zu überbieten ist. Hut ab!
Wir haben uns trotzdem ein paarmal hin und hergeschrieben, ohne daß es jedoch ansatzweise in die Tiefe ging. Das war alles so spannend wie der Einstieg. Ich habe ihr irgendwann zu verstehen gegeben, daß ich ihre Nachrichten recht einsilbig finde. Ihre letzte Nachricht war „ich hab nicht immer zeit einen Roman zu schreiben.“ Was ich dann zum Anlass genommen habe, in diesem Fall darauf zu verzichten, das letzte Wort haben zu wollen.

Bewerbung, Werbung, Partnerwahl

Viele Singles in den einschlägigen Portalen haben mit einem Problem zu kämpfen, das ich sonst überwiegend bei Fans mancher Fußballvereine beobachte: Sie neigen einfach zu einer gewissen Überschätzung bei der Frage, in welche Liga sie gehören. Mag ja sein, daß es in dem einen oder anderen Fall auch klappt, aber es steigen eben immer nur ein paar wenige auf.
Deswegen bewerbe mich ja auch nicht als Bankdirektor, wenn ich bislang als Paketfahrer tätig gewesen bin. Überhaupt: Bewerbung, Werbung, Partnerwahl – das sind ja im Prinzip Geschwister. Manchmal kommt es im Rahmen der Partnersuche zu Vorstellungsgesprächen, nach denen es heißt: Wir melden uns. Manchmal wird ein begonnenes Verhältnis in der Probezeit beendet, weil eine der Vertragsparteien sich mehr versprochen hatte oder andernorts gar schon mehr gefunden hat. Hier wie dort gehören die Nicht-Reaktionen auf die Zuschrift zu den nervigsten Angelegenheiten. Und es wird gelogen, daß sich die Balken biegen. Daß ich beispielsweise einer sich selbst als sportlich bezeichnenden Frau nicht schreibe, liegt in jedem zweiten Fall weniger an meiner innersten Überzeugung, daß Sport und ich nicht zusammenpassen. Sondern daß ich es angesichts anderer Profilmerkmale einfach nicht abkaufe mit dem sportlichen Engagement und den Verdacht hege, dieses Attribut wurde sich selbst aus taktischen Gründen verliehen, um das Interesse zu steigern. Ergibt einen gewissen Sinn, denken sich wahrscheinlich jetzt manche Leser wieder. Zu Recht. Partnersuche ist also keineswegs bloß die Fortführung der Jobsuche mit anderen Mitteln. Sondern die Mutter aller Marktbeeinflussungen.

Vielleicht ist der Rat so verkehrt nicht, den mir noch jeder meiner Freunde nach meiner Ankündigung gab, online mein Glück zu (ver)suchen: Ein professionelles, aussagekräftiges Produktfoto.
Doch was genau war nochmal „aussagekräftig“? Das echte und authentische? Oder das in Szene gesetzte, die Schokoladenseite betonende und nachbearbeitete?
Ich habe Grund zur Annahme, auch deswegen eher weniger Antworten zu bekommen als ich eigentlich verdient hätte, weil ich optisch durch diverse Raster falle. Weil ich nicht gerade mit Strandfotos mit sichtbar gut geformtem Oberkörper dienen kann; die Sonnenbrille lässig im Haar geparkt oder noch schlimmer dort wo ehemals Haar gewesen ist. Ihre Tattoos genauso individuell wie ihre Vollbärte, die noch vor zehn Jahren bei über 90 Prozent der Frauen ein absolutes Ausschlusskriterium gewesen sind. Die Kerls, die diesbezüglich noch jedes Klischee übererfüllen, sind höchstwahrscheinlich diejenigen, die auch die Schale einer Wassermelone essen, weil diese das Stehvermögen erhöhen soll.
Sagt man. Ich habe es nicht getestet. Sollte ich eventuell ´mal tun. Ich kann mir höchstens noch vorstellen, daß man sich – ähnlich wie nach dem Knacken von Nüssen zwischen den Gesäßbacken – nach dem Verzehr der Schale so männlich fühlt, daß auch der beste Freund von allein steht, weil man sich selbst so geil findet. Falls ich es irgendwann einmal probieren sollte, so könnt Ihr Euch sicher sein, die Erfahrungen exklusiv hier beim Meilensteinbildhauer präsentiert zu bekommen. Bis dahin interessiert unabhängig von der Frage, wer so etwas herausfindet, vor allem noch: Wie findet man das heraus? Und: Warum findet man das heraus?

Was ich allerdings inzwischen herausgefunden habe: Fotos, auf denen Tiere mit abgebildet sind, sind der Sache nicht dienlich. Mit Hundefotos hatte ich ja hier im Blog schon einmal über Erfahrungen berichtet, aber auch Fotos mit Papageien, Ziegen, Schafen oder Eseln schrecken tendenziell eher ab. Für den ersten Eindruck ungeeignet. Ich achte bei Aufnahmen im Freien inzwischen sogar drauf, daß nicht irgendwo im Hintergrund ein Vogel das Foto gebombt hat. Insekten sind ebenfalls so ein Thema. Wobei der Negativeffekt bei letzteren bei Innenaufnahmen vermutlich noch größer wäre. Andere umherfliegende Gegenstände, die Vögeln ähneln, gehen inzwischen eigentlich auch nicht mehr.
Solltet ihr also wirklich gelungene Aufnahmen von Euch auf dem Markusplatz haben – denkt gar nicht erst drüber nach..!

Mein Intellekt ist meine Schönheit

Testosteron wirke sich wesentlich auf die Entscheidungsfindung und Urteilskraft des Mannes aus, hat eine Studie kürzlich herausgefunden. Heißt: Zunächst gar nichts. Bestätigt es doch lediglich den Zustand, den jeder, der halbwegs bei Trost ist, bereits seit geraumer Zeit geahnt hatte. Trotzdem empören sich die ersten echten Männer, obwohl bei genauerer Betrachtung die Frauen dabei viel schlechter wegkommen als auf dem ersten Blick ersichtlich. Legt man nämlich eine heteronorme Zweierbeziehung zugrunde, finden wir als Gegenstück zum Testosteron-Protz eine Frau, die das alles außerordentlich attraktiv findet und der es also offenbar nichts ausmacht, wenn der Sexualpartner nicht klar denken kann.
Bedenkt das bitte, bevor Ihr schadenfrohes Gelächter anstimmt.

Sollte jemals einer meiner Blogeinträge einen tieferen Sinn gehabt haben, dann wohl dieser hier an genau dieser Stelle, an der wir uns jetzt befinden.
Wenn ich mich spontan entscheiden müsste, würde ich nach wie vor lieber schlau sein. Ich bin gewiss kein Genie, aber auch nicht dumm. Ich habe Humor und Kreativität. Und sogar ein bißchen Charme (wenn ich will). Was ich nicht mehr habe: Die Erwartung, daß eine Frau das interessiert. Fremde Menschen mit diesen Eigenschaften beeindrucken zu wollen, ist auch nur so lange spannend, wie diese Menschen vielleicht im Gegenzug ebenfalls etwas in dieser Hinsicht anbieten können.

Insofern bekommen wir am Ende vielleicht tatsächlich alle den Partner respektive die Partnerin, die wir verdienen. Nervig ist dabei gar nicht das Warten darauf, die Richtige zu finden, sondern während der Suche mit so vielen Menschen klarkommen zu müssen, die recht offensichtlich die Falschen sind.

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