Kaffee, Bärte und Selbstbefriedigung. Dazu die Evergreens Dating, Paketfahrer, Kollegen und andere Haustiere – angesichts der Themen, die hier im Blog stattfinden, erübrigt sich die Frage, an welcher Stelle genau das alles in Zynismus umgeschlagen ist. Eher sollte man ergründen, ob man sich diesem Stoff überhaupt anders nähern kann. Um allerdings für die Zukunft zu vermeiden, dass sich erneut an meiner Person interessierte potentielle Partnerinnen nach und nach oder von jetzt auf gleich zurückziehen, nachdem sie von meinem wöchentlichen Veröffentlichungen nachhaltig abgeschreckt wurden, habe ich seit einigen Wochen die Positiv-Offensive gestartet: Wer ernst genommen werden will, muss die Leute zum Lachen bringen.

Lachen. Der große Louis de Funès bescheinigte dieser Gefühlsregung, sie sei für die Seele dasselbe wie Sauerstoff für die Lungen. Ein anderer bedeutender Weltstar der Filmgeschichte befand, ein Tag ohne Lachen sei ein verlorener Tag. Vielen Dank an Charlie Chaplin für diese unmissverständlichen Worte! Wenn etwas aus so berufenem Munde zu vernehmen ist, bin ich geneigt, gut zuzuhören. Vielleicht ist da was dran. Vielleicht kann ich von dem Kollegen, der die Probleme auf der Arbeit immer meint weglachen zu müssen, mehr lernen als ich zuzugestehen bereit bin. Vielleicht ist sogar das Konzept, wonach gut gelaunte Kollegen gute Arbeitsergebnisse abliefern, im Kern ganz gut, von mir nur schlecht umgesetzt. Wer weiß das schon so genau?

Da gerade besagte Kollegen bestätigen werden, dass mich Humor nicht bedingungslos durchs Leben trägt, ist die Frage berechtigt: Darf jemand wie ich überhaupt ein Plädoyer fürs Lachen schreiben?

Unbedingt darf und sollte er das sogar!

Noch mehr „vielleicht“: Vielleicht ist mein Vorhaben, mir den Spaß im Leben zurückzuerobern, das, was man gemeinhin als „ambitioniert“ beschreibt, wenn man eine leichte Skepsis über die Erfolgsaussichten ausdrücken möchte. Vielleicht ist mancher meiner Teilerfolge noch ausbaufähig.

Vielleicht wird es noch hin und wieder unglaubwürdig klingen, wenn ich behaupte, mich bei einem Stand-Up-Comedy-Set glänzend amüsiert zu haben, weil man mir das währenddessen nicht direkt angemerkt hat, wie meine Begleiter hinterher richtig anmerken und meine Bemerkung daher eher stirnrunzelnd registrieren. Was soll´s – irgendwann werde ich über so etwas lachen können.

Zurück von den Bühnen der Kleinkunst zur großen Bühne des Lebens: Lachen ist ansteckend. Aus diesem Grund werden bei Sitcoms Lacher eingespielt, damit auch diejenigen, die keine Freunde haben, beim Zuschauen etwas zu Lachen haben. Problematisch wird das Anstecken in der Regel erst dadurch, dass in Gesellschaft oft genug Dinge als witzig empfunden werden, über die man sich alleine mit einer gewissen Berechtigung kaum amüsieren würde.*

Lachen über unlustige Sachverhalte kommt aber nicht nur in solchen gruppendynamischen Prozessen vor. Mindestens genauso enerviert mich inzwischen folgendes Szenario: Unlustiger Typ – unlustiger Spruch – eine ihn anhimmelnd gickelnde Frau. Nennt mich unlustig, aber auch das schönste Lachen der Welt wird mich nerven, wenn der Kontext ganz und gar nicht witzig ist. Darüber kann ich nicht lachen. Da käme ich mir komisch vor.

Es gibt allerdings auch Menschen, welche die Natur mit einem Lachen ausgestattet hat, das an sich schon jenseits von Gut und Böse ist und das sich in der Rangliste verstörender Geräusche recht weit oben irgendwo zwischen Laubbläsern und Schlagermusik wiederfindet. Und mit Lärmbelästigung ist es ja so eine Sache. Wenn auf Anweisung eines Gerichts sogar ein Pfau vom Gelände eines Geflügelzuchtvereins entfernt werden muss, weil sich ein zugezogener Nachbar in seiner Nachtruhe gestört fühlt, während andererseits regelmäßig geduldet wird, dass zur selben Zeit am selben Ort von frühmorgens bis spätabends Flugzeuge über unsere Köpfe hinweg düsen, möchte ich es bei aller Abneigung ehrlich gesagt nicht auf einen Versuch ankommen lassen, den Inhaber eines allzu nervigen Lachens vor ein deutsches Gericht zu zerren. Lachen nur zu bestimmten Zeiten oder am Ende doch zum Lachen in den Keller gehen – da wäre schnell Schluss mit lustig.

Die Vermutung liegt nahe, dass exakt solche Begebenheiten nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass bei mir irgendwann vieles in Zynismus umgeschlagen ist.

Und ich hatte ursprünglich schon wieder die Kollegen verdächtigt, dafür verantwortlich gewesen zu sein.

*Wer mag, darf an dieser Stelle gern Fasching assoziieren. Es besteht allerdings keine Verpflichtung dazu.