Eine Zensur findet nicht statt. Da mir zudem spontan nur wenig Gründe einfallen, welches Interesse ein Staat haben könnte, die Verbreitung solcher Informationen zu unterbinden, wenn sie doch eines Tages stattfände, muss ich wohl oder übel bis auf weiteres damit leben, dass Meldungen, wonach Schokolade wirksam gegen Husten helfe, auch bei mir ankommen.

Wenn man gerade seinen Schokoladenkonsum reduziert hat, um abzunehmen, kommt man nicht umhin, den Zeitpunkt der Veröffentlichung solcher Erkenntnisse als suboptimal zu beurteilen.

Zwar habe ich gerade keinen Husten. Ich hatte aber schon einmal einen. Sehr unangenehm das. Die auf der Zunge zergangene Schokolade lege sich als Film über gereizte Stellen im Rachen und unterdrücke auf diese Weise den Hustenreiz. Sieht man davon ab, dass ich das schwarze Gold noch nie auf diese Weise genossen habe, legt die beschriebene Funktionsweise auch in keinster Weise nahe, dass sich das in irgendeiner Weise vorbeugend einsetzen ließe.

Und dennoch: Ich habe wirklich sehr selten Husten. Ist das nicht bereits Hinweis genug, eine vorbeugende Wirksamkeit als Annahme für weitere Untersuchungen zumindest ´mal in den Raum zu stellen? Vielleicht bin ich schon die personifizierte Bestätigung dieser These. Das sind Momente, in denen ich überlege, mich und meinen Körper endlich in den Dienst der Forschung zu stellen. Obwohl es, wie beschrieben, wenig bringt, das Zeug nur kurz zu zerbeißen und als nächstes die Speiseröhre mit dem edlen Stoff zu beglücken, wo es um Husten irgendwie so gar nicht mehr geht, bin ich doch meistens unbeschadet durch die Erkältungssaison gelangt. Das kommt ja nicht von ungefähr. Wahrscheinlich war es bei mir die schiere Menge, die mich immunisiert hat. Die sich anschließende Frage ist daher: Soll ich meine Gesundheit aufs Spiel setzen, bloß damit ich abnehmen kann?

Vielleicht hilft mir bei dieser Güterabwägung auch die Empfehlung mit den sogenannten geringen Mengen. Geringe Mengen waren schon immer die Spielverderber. Das waren sie, als von Stressreduktion durch Schokolade die Rede war. Als es um die Ausschüttung von Glückshormonen ging, waren sie erneut die Spaßbremsen. Als die positive Wirkung auf die Gedächtnisleistung entdeckt wurde – richtig, die geringen Mengen waren schon da! Was aber eine geringe Menge ist, bleibt im Unklaren. Daher dachte ich mir lange Zeit: Man wird sich schon etwas dabei gedacht haben, Schokolade in 100-Gramm-Portionen anzubieten. Skeptisch wurde ich erst, als man anfing, uns 93-, 87- oder 81-Gramm-Packungen zu verkaufen und deswegen erste Koch- und Backrezepte umgeschrieben werden mussten. Überhaupt habe ich wohl zu spät im Leben begriffen, dass Schokoladenhersteller keine Pharma-Unternehmen sind.

Sowas sagt einem ja auch keiner.

Dass wir am 2. Februar eines jeden Jahres den Tag des Igels begehen, erfährt man ja auch nur durch Zufall.

Menschen, Tiere, Sensationen

Hat man sich mit dem Widerspruch, dass man zu Ehren eines nachtaktiven Tiers einen Gedenktag feiert, erst einmal abgefunden, wird man auch schon auf die nächste Ungereimtheit aufmerksam: Igel halten für gewöhnlich Winterschlaf, und es könnte daher sein, dass die meisten Igel durch ihre von November bis März währende Nachtruhe nicht nur ihre Winterdepression umgehen, sondern auch ihren Feiertag verpennen.

Das kann man ihnen freilich nicht direkt zum Vorwurf machen. Den meisten Igeln wird es ohnehin egal sein, was die Menschen tun, solange sie nicht gerade Auto fahren, was für Igel die größte Bedrohung überhaupt darstellt. Unterm Strich bleiben Igel putzige Tiere, die ihren „Wie süüüüß“-Faktor insbesondere dann hervorragend ausreizen, wenn sie am Zebrastreifen warten, bis gerade kein Fahrzeug kommt, um sodann die freie Fahrbahn so rasch es ihnen eben möglich ist zu überqueren. Dass es selten geräuschlos vonstatten geht, wenn sie durchs Unterholz rascheln, steigert ihre Sympathiewerte zusätzlich. Und dennoch: Als Wesen, über das man mehr als zwei Absätze eines Blogeintrags schreiben könnte, scheidet der Igel leider aus.

Ausscheiden tut auch der Wombat, ein in Australien beheimatetes Tier, das sowohl von Körpergröße als auch vom Aussehen anmutet, als hätten sich Bär und Meerschweinchen irgendwo in der Mitte treffen wollen. Wombats sind die weltweit einzigen Tiere, deren Kot quaderförmig ist. Eine gängige Erklärung für diese eigenartige Form: Die Tiere markieren ihr Revier, indem sie die einzelnen Quader übereinanderstapeln und so einen möglichst imposanten Haufen vorzeigen.

Obwohl die Wombats also theoretisch in der Lage wären, von einer oberirdischen Behausung wenigstens die Mauern zu errichten, leben sie in selbst gegrabenen Höhlen in der Erde.

Wombats gehören damit eindeutig zu den Tieren, die auf meiner Wunschliste ganz oben stehen, wenn der Klimawandel weitere ursprünglich ganz woanders angesiedelte Tiere in unseren Breitengraden heimisch werden lässt.

Mit Schokolade, Tieren sowie Körperausscheidungen sind nun auch beinahe alle Merkmale eines typischen Blogeintrags zur Sprache gekommen. Hätte ich mir die Anmerkung nicht verkniffen, dass ein zusammengerollter Igel sich nicht eignet, damit Fußball zu spielen, wäre sogar noch ein weiterer Themenklassiker untergebracht gewesen. Aber man kann eben nicht alles haben.