Das Wetter ist klasse. Es vermag den Smalltalk elegant einzuleiten, genauso gut aber auch den Blogeintrag. Es beeinflusst nicht nur unsere Entscheidung, was wir anziehen, sondern auch, wann wir uns bei Freunden zum Grillen einladen und wann wir das Haus überhaupt nicht verlassen.

Leider ist das Wetter oft nicht so, wie man es gern hätte. Und selbst wenn das Wetter phantastisch ist, bleibt das Grundproblem, dass es so nicht ewig bleibt. Was alles kein Nachteil sein muss. Unzählige Gespräche wären beispielsweise beendet, kaum dass sie begonnen wurden: „Schönes Wetter heute, nicht wahr?!“ – „So ist es.“ – „Okay, ich muss dann ´mal weiter, wir seh´n uns..!“ Weil aber einer immer Bescheid weiß, dass wir uns schon morgen oder am Wochenende oder nächste Woche warm anziehen müssen, fällt es nicht ganz so schnell auf, dass man sich im Grunde nichts zu sagen hat.

Das lässt bereits erahnen, dass auf der anderen Seite die bloße Dauer eines Gesprächs kein Indikator für seine Qualität ist. Wieder ist es das Wetter, das diesen Befund stützt, einfach weil das Wetter es nicht jedem recht machen kann. Zu warm. Zu kalt. Zu nass. Zu trocken. Nicht wie angekündigt. Besonders der letzte Vorwurf wiegt besonders schwer. Was bildet sich das Wetter ein?! Eine Garantie für leidenschaftliches Klagen hat man regelmäßig, sobald das Thermometer länger als drei Tage über 25 Grad klettert. Dass die selben Leute zuvor ein halbes Jahr lang lamentiert haben, es möge endlich Sommer werden – geschenkt! Aber was habe ich vom Smalltalk, wenn ich nur Gejammer zu hören bekomme?!

Wie immer wenn ich keine befriedigenden Antworten finde, denke ich an früher. Weil da bekanntlich alles besser war, also auch das Wetter zuverlässiger. Bei der Wettervorhersage lag die Betonung noch auf den letzten vier Buchstaben, und generiert wurde sie zu jeweils etwa einem Drittel aus einem Blick aus dem Fenster, dem Rückgriff auf Bauernregeln und dem Lesen im Kaffeesatz. In der Wetterstadt Offenbach wussten wir auch ohne Kenntnisse in Meteorologie: Wird der Regen wärmer, wird es Sommer. So einfach war die Welt. Eine aufkommende Umweltbewegung machte darauf aufmerksam, dass besagter Regen sauer ist und Waldsterben verursacht. Ansonsten aber war die Welt in Ordnung. Niemand ahnte, dass wir später einmal „Klima“ stets mitdenken würden, wenn wir übers „Wetter“ reden.

Jetzt kann man zum Klimawandel stehen wie man will – selbst für den Teil der Bevölkerung, der einen Palmenstrand am Main durchaus begrüßen würde, wäre vermutlich spätestens dann Schluss mit lustig, wenn sich tatsächlich die Bierpreise verdoppeln. Forscher prognostizieren diese Entwicklung für den nicht unwahrscheinlichen Fall, dass Dürresommer wie im vergangenen Jahr zur Regel werden und es dadurch zu einer Verknappung von Gerste kommt. Wenn also die Ernte bald genauso wenig sicher ist wie die Rente, dürften auch bislang hartnäckige Ignoranten spüren, dass irgendetwas faul ist im Staate Dänemark.

Heiter bis wolkig

Vorher steht allerdings zu befürchten, dass wir einen Sommer bekommen, der verregnet genug ist, dass jeder einzelne Tropfen Wasser auf die Mühlen der Leugner und Verharmloser bedeutet, die den Mahnern und Warnern Hysterie und Panikmache vorwerfen. Die über den letzten Sommer geurteilt haben, dass es solche Abweichungen von der Norm schon immer wieder ´mal gegeben hat. Die auch die winterliche Zugabe, nämlich meterdicke Schneelagen in den Alpen noch als normal betrachten: „Früher hatten wir dafür einen Fachbegriff: Winter.“ Selten so gelacht.

Sicher enthält diese Argumentation einen wahren Kern. Kein Jahr ist wie das andere; auf einen extrem heißen Sommer kann ein durchschnittlicher folgen und umgekehrt. Bloß dass in den vergangenen Jahren die Anzahl der extremen Wettererscheinungen für ein „immer wieder ´mal“ bereits eindeutig zu häufig aufgetreten sind. Die Ausnahmen werden zur Regel. Das Kind scheint längst in den Brunnen gefallen. Und das nicht nur im übertragenen Sinn, wie das Drama um einen 2-jährigen Jungen zeigt, der im Januar in ein unzureichend gesichertes Bohrloch gefallen war. Diese Löcher existieren in Spanien vieltausendfach, weil es seit Jahren zu wenig regnet.

Was also tun? Auf der Suche nach Auswegen wird beispielsweise in Bayern zur Zeit das Rülpsen von Kühen untersucht. Kein Witz! Da die Rindviecher bekanntlich vorne und hinten immense Mengen Methan ausstoßen, versucht man diejenigen Tiere herauszufiltern, die einen vergleichsweise geringen Output haben, um diese dann gezielt weiterzuzüchten. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist? Ich hege gewisse Zweifel, anerkenne aber zunächst fast jede Bemühung um Lösungen. So ist halt Bayern, und zielführender als Planspiele, auf menschlichen Nachwuchs weitgehend zu verzichten oder die Sonne zu verdunkeln, sind solche Untersuchungen allemal. Man könnte natürlich auch auf die Idee kommen, weniger Milch und weniger Fleisch zu konsumieren. Weniger Tiere würden in kürzerer Zeit bessere Ergebnisse bringen. Wäre zumindest eine Überlegung wert. Gerade jetzt, da der Regen allmählich wärmer wird und wir uns also schon bald wieder bei Freunden zum Grillen einladen werden.