Man muss anerkennen: Sie sind schon äußerst possierlich, wenn sie sich zaghaft in Bewegung setzen, zögerlich die Wohnung inspizieren, einer Katze gleich neugierig jeden Winkel der Wohnung erforschen, dabei mitunter unvermittelt abdrehen, um fortan in einer ganz anderen Ecke des Raumes weiterzumachen. Dabei sollen sie eigentlich nur die Wohnung saugen. Es scheint, als würden Saugroboter mehr können als sie versprechen und nämlich als zusätzliche Eigenschaft die Funktion als Haustierersatz integriert haben.
Ein kleines Etwas, das langsam und unsystematisch durch die Wohnung streift und Sachen in sich aufnimmt – vielen Hundebesitzern dürfte dieses Bild sowieso schon verdächtig bekannt vorkommen. Zwar führt die Beziehung eines Menschen zu seinem Haushaltshelfer nicht automatisch dazu, dass er ihm Leckerlis hinwirft, die er sich einverleiben kann. Durch Marktforschung bestätigt allerdings ist der Sachverhalt, dass 9 von 10 Besitzern eines Modells des Marktführers ihren Robotern Namen geben.
Es wäre demnach konsequent, die Geräte gleich mit Fell und Gesicht anzubieten.
Man könnte die Dinger ja theoretisch so programmieren, dass sie von Zeit zu Zeit ihren Halter ansteuern, um von ihm ihre Streicheleinheiten einzufordern. Für die ganz Hartgesottenen wäre ein interessantes, weil authentisches Feature, wenn sie ab und an den Inhalt ihres Körpers auf den Teppich entleeren. Tierarzt oder Wartung – was macht das schon für einen Unterschied, außer dass Erstgenanntes in aller Regel teurer, dafür aber auch unappetitlicher ist?
Wenn die Entwickler dem Teil noch eine Hundeschnauze gäben, wäre auch folgendes Problem gelöst: Weil die Geräte sich überall drehen können müssen, sind sie meistens rund. Weshalb aber Ecken in aller Regel zuverlässig nicht erreicht werden und man letzten Endes für diesen Zweck doch besser, wie seit eh und je, auf kleine Frauenhände zurückgreift.
Generell muss das Rad nicht permanent neu erfunden werden. So ist die Idee an sich, dass sich in Abwesenheit jemand um den Haushalt kümmert, so neu ohnehin nicht: Unserer Elterngeneration war dieses Konzept unter dem Namen „Ehegattin“ bekannt. Noch bis heute sind in vielen Familien Spuren dieser Kultur erhalten.
Während Frauen also immer schon einen produktiven Beitrag zum Gesamtgeschehen geleistet haben, hält sich die Mitwirkung von Haustieren in überschaubaren Grenzen: Ein Hund hat früher wenigstens noch den Hof gegenüber Eindringlingen verteidigt. Katzen hingegen haben für das geschnorrte Essen lediglich ein paar erledigte Mäuse als Gegenleistung angeboten. Das klingt bis hierhin nicht wie ein Argument gegen den Erwerb eines Saugroboters, sondern vielmehr gegen die Anschaffung von Katzen, ist aber an sich eine nüchterne Bestandsaufnahme: Die Tiere sind jetzt halt einfach ´mal da. Und dass man in seiner Eigenschaft als Haustier Argument sowohl für als auch gegen die Anschaffung eines Saugroboters ist, muss den Viechern auch erst ´mal jemand nachmachen.
Einerseits verursachen Muschi und Bello einfach so viel mehr Dreck als man wegsaugen kann – jedenfalls sofern man außer dem Haushalt noch weitere Hobbys hat. Andererseits kann die überwältigende Mehrheit aller Haustiere eben nicht so friedlich mit so einem Apparat koexistieren wie uns zahlreiche Propagandavideos suggerieren wollen, auf denen Katzen entspannt auf solchen Geräten durch die Wohnung cruisen. Meine Tiere jedenfalls würden sich von einem Saugroboter nicht elegant herumchauffieren lassen, sondern müssten sich im Angesicht dieses surrenden Etwas´ zwischen Angriff und Flucht zu entscheiden haben.
Der Kater würde eher flüchten und für die Dauer des Einsatzes den Kleiderschrank oder einen anderen Bereich, den ein Saugroboter niemals erreichen wird, mit seinen Haaren einsauen. Der Hund hätte früher so ein Teil einfach aus dem Weg gebellt oder es wenigstens über die komplette Einsatzdauer des Gerätes versucht. Heute würde er sich wahrscheinlich für die dritte Alternative entscheiden, mit welcher das Zwischenhirn auf Gefahrensituationen reagiert: Totstellen. Ganz als ob er irgendjemandem beweisen müsste, dass auch ein älterer Hund noch lernfähig ist, arbeitet er permanent an einer weiteren Verfeinerung seiner Technik des penetranten In-den-Weg-Legens. Früher hat man sich ab und zu aufgeregt, weil er im Garten ausgerechnet dort liegt, wo man eigentlich graben wollte. Heute legt er sich ständig in den Flur, selbstredend quer, denn der Flur ist nun ´mal der engste, gleichzeitig aber meistfrequentierte Ort der gesamten Wohnung. Der Saugroboter wiederum würde das lebende Hindernis Hund als Ende des Raumes interpretieren, sich zwar eventuell unterfordert fühlen angesichts der geringen Ausmaße seines Einsatzgebietes, letzten Endes aber die Arbeit beenden. Und weil ein Roboter tendenziell dumm wie das Brot ist, dessen Krumen er wegsaugen soll, muss man seine Arbeit kontrollieren. Von unterwegs.
Ab hier führen wir eine andere Diskussion: Denn ganz abgesehen von der Ungewissheit, wie gut meine sensiblen Daten der Wohnungseinrichtung bei einem Technologiekonzern aufgehoben sind, bleibt die Frage, was man davon hat, dass man von überall abrufen kann, an welcher Stelle der Wohnung der Saugroboter sich gerade befindet. Als jemand, der sich vor kurzem einen schlecht funktionierenden Hemdenbügler zugelegt hat, bewege ich mich mit solcherlei Grundsatzkritik am technisch Machbaren natürlich auf denkbar dünnem Eis. Dennoch: Wenn man sich Testberichte durchliest, stößt man immer wieder auf Berichte, dass der Automat aus misslichen Lagen hat befreit werden müssen. Das Argument, man könne den Sauger in Abwesenheit seine Arbeit verrichten lassen, auf dass am Feierabend nichts mehr zu tun wäre, wird durch solche Fehlfunktionen nicht nur ein bisschen entkräftet. Dass ich dann, wo immer ich mich gerade aufhalte, eine Warnung auf mein smartes Telefon bekomme, dass etwas nicht stimmt, ohne dass ich gerade aufgrund meiner Abwesenheit akut irgendetwas dafür tun könnte, dass er weiterarbeitet, macht die Angelegenheit nicht stressfreier.
Doch kann sich außer dem neuen Haushaltshelfer auch ein Hund einmal in einer misslichen Lage befinden. Nämlich dergestalt, dass er sich nicht mehr anders als durch Setzen eines Haufens in die Wohnung zu helfen weiß. In diesem Fall riecht man das bereits im Treppenhaus kurz bevor man die Wohnungstür aufschließt, weil sich der Duft seinen Weg durch sämtliche sichtbaren und unsichtbaren Ritzen bahnt. Das allein ist lästig genug, aber – man ahnt, was jetzt kommt: Wenn dann nämlich in der Zwischenzeit so ein Roboter einmal in Fahrt gekommen ist und erfolgreich daran gearbeitet hat, die ganze Scheiße in der Wohnung zu verteilen, hat man das ziemliche Gegenteil eines gemütlich-unaufgeregten Feierabends. Das ist nicht smart, das ist im nicht nur übertragenen Sinn einfach scheiße. Und man wird den Tag verfluchen, an dem man sich das einst so possierliche Spielzeug zugelegt hat. Beziehungsweise sich freuen, dass man zu arm ist, um sein Geld in unausgereifte Technik investiert zu haben.
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