Die meisten von uns sind ja nicht nur an Ostern auf der Suche, sondern irgendwie permanent. Sei es nach dem Sinn des Lebens, nach Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit, nach einem besseren Leben, einem Partner fürs Leben oder was auch immer. Weil das mitunter kompliziert, desillusionierend und entmutigend sein kann, hält unsere Gesellschaft eine Vielzahl an Ersatzbefriedigungen für so ziemlich jeden Geschmack bereit: Alkohol und andere psychoaktive Substanzen, TV und das world wide web, Shopping, technischen Schnickschnack und vieles mehr. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die oftmals nicht minder schwierigen Fälle des Suchens im Alltag. Ob es sich um die Auswahl an Fruchtjoghurts im Supermarkt handelt oder um das angemessene TV-Programm – wenn man nicht aufpasst, ist man länger am Suchen als am Genießen. Aus Ignoranz oder aus Bequemlichkeit wird dann häufig das erstbeste genommen, das zu greifen ist.
Daß die erste Wahl sich später nicht immer auch als die beste herausstellt, bleibt dabei nicht aus.
Was in sonst beinahe allen Lebensbereichen gilt, wird nicht ausgerechnet beim Schreiben anders sein. Konkret: Die erste Idee auf Gedeih und Verderb weiterzuspinnen, führt nicht automatisch zu einem spannenden Text. Weshalb es ein gewisser Vorteil sein kann, hier auf mehreren Gleisen zu fahren.Voraussetzung wäre natürlich, mehr als eine Idee zu haben.
Man merkt vielleicht schon: Wie bereits in der Vorwoche befinde ich mich auf der Suche. Wie die meisten von uns eben. Doch die Suche nach Inspiration führt so manches Mal einfach nur in einen Irrgarten. Etwa wenn ich beim Querfeldeinlesen über einen Beitrag stolpere, in dem es heißt, daß gutes Schreiben durch vieles Lesen maximal gefördert werde. Was ja sachlich richtig ist, mich aber umgehend auf die nächste Suche schickt: wer nämlich die Zielgruppe ist, für die so etwas extra erst geschrieben werden muß? Können die nicht bitte etwas anderes machen als einer daran ohnehin überversorgten Gesellschaft zusätzliche Informationen zuzuführen? Es sind vermutlich die gleichen Menschen, die Tipps wie diese brauchen: „4 gute Gründe, warum Du unbedingt hochwertige Inhalte erstellen musst“ Also: Wenn ich etwas einer potentiell weltweiten Öffentlichkeit mit auf den Weg geben möchte, brauche ich keine vier Gründe, weshalb das unbedingt zu sein hat. Maximal einen. Daß es nämlich grundsätzlicher Anspruch an sich selbst sein sollte, keinen Schrott abzuliefern! Ob das Ergebnis dann gelungen oder man an seinen Ansprüchen gescheitert ist, ist ein anderes Thema. Ebenso der generelle Mangel an objektiven Kriterien, ab wann ein Inhalt hochwertig ist.
„Hochwertige Inhalte bringen Besucher“, heißt es dort. Die Statistik hier, die bekanntlich nie lügt: Die aktuell reichweitenstärksten Nachrichtenportale sind bild.de und focus.de. Was ist denn nun richtig?
Richtig – falsch – egal – Fußball – Kind
Um eine Einordnung in „richtig“, „falsch“ und „weiß nicht“ drehen sich auch die Gedanken, wenn eine Suche mit einer Entscheidung vorläufig abgeschlossen ist und die Reflektion über die Tragweite dieser Wahl beginnt. Manchmal gesellt sich noch ein „egal“ dazu, aber das war es im Grunde. Sofern es sich lediglich um einen verkehrt gewählten Schokopudding handelt, mag das Thema schnell durch sein. Komplizierter wird es in anderen Bereichen des Lebens. Nehmen wir den bei vielen Paaren vorhandenen Kinderwunsch. Dieser, das nur nebenbei, ist mitunter völlig unabhängig davon vorhanden, ob man sich eine gemeinsame Zukunft in der Tat vorstellen will oder kann oder ob man zunächst wieder nur den erstbesten verfügbaren Menschen aus seinem Umfeld zum Partner genommen hat. Den Spatz in der Hand zu haben schließt nicht zwingend aus, trotzdem noch die Dächer nach etwaigen darauf befindlichen Tauben abzusuchen.
Ist nun das Kind gelungen, stößt das Prinzip, nicht immer nur das Erstbeste nehmen zu wollen, definitiv an seine Grenzen. Jedenfalls habe ich noch relativ selten Eltern über das Neugeborene urteilen hören: „Hmm, wir lassen es ´mal hier liegen, schauen uns noch einige weitere an und warten ´mal ab, ob wir das nächste dann behalten wollen.“
Insofern können beim Kinderkriegen durchaus Analogien zur Wahl des Lieblings-Fußballvereins beobachtet werden. Sofern nicht schon vorher durch familiäre Einflüsse festgelegt, ist das bei vielen Leuten der Verein, bei dem sie überhaupt das allererste Mal in einem Fußballstadion waren. Gut, das klingt zunächst nach einem etwas weit hergeholten Vergleich, aber entscheidend ist, daß weder Kind noch Verein jemals irgendwie infrage gestellt werden, sondern ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach da sind und im Regelfall bis ans Lebensende bleiben. Und nur Charakterschwache wenden sich jemals von ihm ab.
Deswegen habe ich auch beschlossen, in einem meiner nächsten Leben Fußballverein zu werden. Nicht daß ich es damit besonders eilig hätte. Im Gegenteil will ich mein aktuelles Dasein in Würde und in Ruhe zu Ende bringen. Aber irgendwann Fußballverein sein. Kein Geldanlageklub für gelangweilte reiche Menschen, erst recht kein Marketingwerkzeug, sondern einer mit Tradition. Von etlichen Tausenden von Menschen verehrt, geliebt und gehuldigt. Die Zauberformel lautet hier bedingungslos.
Eben wie ein Kind geliebt und gehuldigt wird – ein Gefühl, das die meisten unter uns hoffentlich kennen. So groß der Mist auch ist, den Du baust, es bleiben mindestens ein bis zwei Personen, die Dich kritisieren, aber lieben.
Selbst wenn Du nach objektiven Kriterien vielleicht nicht erste Wahl gewesen wärst.
Yvonne
Gelungener Text, wobei du aber vergisst, dass du doch jeden Tag bedingungslose Liebe erfährst!
Auch wenn es sich (nur) um deine Haustiere handelt und es sich hier nicht um tausende Lebewesen handelt, aber diese Liebe ist echt und bedarf keinen Gründen warum oder warum nicht!
Micky
Hallo Yvonne, danke erstmal für die Rückmeldung, und natürlich freue ich mich, wenn Dir dieser Text auch gefallen hat.
Das mit den Tieren hatte ich so in der Tat nicht auf dem Schirm und danke Dir insofern für diesen wertvollen Hinweis. Ich glaube allerdings auch, daß das nur die halbe Wahrheit ist. Speziell bei Hunden bin ich als Mensch ja nicht speziell gemeint, sondern als Versorger, als derjenige, der dem von mir gnadenlos unabhängigen Tier sein Überleben sichert. Wenn ich meinem Tier zwei Wochen kein Futter gebe, ist der weg, wenn er die Chance dazu hat. Nicht daß ich das austesten wollte, aber es ist wohl so. Bei dem Kater weiß ich nicht so genau, nehme aber an, daß es sich etwa ähnlich verhält.
So ganz bedingungslos ist es also wohl nicht. Aber es sieht so aus. Und fühlt sich auch manchmal so an. Interessanter Gedankenanstoß jedenfalls, und bevor ich jetzt hier im Kommentar den nächsten Beitrag schreibe, breche ich lieber ab, sage nochmal Danke und wünsche noch schöne Ostern! Bis bald!